Geschmeidiger Klein-Laster

Geschmeidiger Klein-LasterCaddy aufgepasst – jetzt kommt der neue Peugeot Partner. Die VR hat dem Löwen im ersten Test bereits intensiv auf den Zahn gefühlt und war angetan von Qualität, Komfort, Variabilität und Antrieb. Leider stieg der Verbrauch leicht an. Nachfolger erfolgreicher Modelle haben es immer schwer: Einerseits die guten Eigenschaften bewahren, andererseits genügend Fortschritt ins neue Auto packen. Im Jahr der französischen City-Van-Wachwechsel blieb der Konkurrent Renault Kangoo im ersten Test (siehe VR 16/08) den Nachweis schuldig, wirklich besser zu sein als der Vorgänger. Und dessen Hauptvorzug übersichtlicher Schlankheit und exzellenter Sprit-ökonomie ging sogar völlig flöten. Einfach nur größer, breiter, schwerer – das ist im Falle des Kangoo eine Antwort auf eine Frage, die so niemand gestellt hat. Bei Peugeot und dem im Duo noch erfolgreicheren Pendant Citroën Berlingo liegt die Sache etwas anders: Er war schon immer etwas geräumiger und größer als der französische Widersacher – und sortiert sich nach Präsentation des Mikro-Bruders Bipper (Fiat Fiorino) auch in gewachsenem Format plausibel ins Programm. Zudem gelingt dem Löwen-Van auch der Nachweis besser, warum er so deutlich an Gewicht zugelegt hat: 1500 Kilo wies die Waage für das Testfahrzeug aus – Gewichte wie bei einem PKW-Van. Doch genauso fährt sich der Partner auch. In Sachen Federungs- und Geräuschkomfort setzt er neue Maßstäbe im Segment. Er rollt auch als aufgelastete Version geschmeidig ab wie eine Großkatze, versagt sich bei Schlaglöchern jegliches Poltern und ist derart gut geräuschisoliert, dass auch ohne Trennwand kaum ein Laut aus dem Laderaum kommt. Auf schlechten Straßen fällt der Fortschritt in Sachen Karosseriequalität und Verarbeitung besonders auf – im Vergleich zum verwindungsfreudigen Vorgänger ein Quantensprung, wie stoisch und burgartig die Peugeot-Karosse die Unbill der Straße wegsteckt. Frei von Schlägen, glänzende BremsenNebenbei haben die Franzosen das gründlich durchdachte Interieur sauber und knisterfrei verarbeitet. Auch die Windgeräusche werden sehr erfolgreich unterdrückt, vom feingeistigen 1,6-Liter-HDI unter der Haube bekommt man kaum etwas mit. Das Handling ist Peugeot-typisch auf Komfort ausgelegt, die Lenkung könnte etwas präziser sein. Dafür bleibt auch das Volant frei von Schlägen und der Partner erweist sich als äußerst fahrstabiles Auto. Erst recht, wenn das optionale ESP mit an Bord ist. Auch ohne glänzen die Scheibenbremsen mit nachhaltiger, fadingfreier Verzögerung auch aus hohem Tempo. Elastisch aus allen LebenslagenDas erreicht der Partner, mit den 400 Kilo Testballast immerhin 1900 Kilo schwer, ohne große Mühe – obwohl vom Papier her 90 PS und 215 Nm im ständig erstarkenden Konkurrenzumfeld nicht überschäumend viel sind. Die äußerst druckvolle 109-PS-Version des 1,6-Liter-16V-HDI bleibt ja den Kombi-Modellen vorenthalten. Doch der 90er, ab Herbst auch als gefilterte Version mit VTG-Lader, bietet allemal genug und ist eine harmonische Wahl der Vernunft. Elastisch aus fast allen Lebenslagen, drehfreudig und im Lauf geschmeidig – viel mehr Motor braucht kein Nutzfahrzeugkunde in einem City-Van. Apropos mehr brauchen: Das um etwa 200 Kilo gegenüber dem Vorgänger gestiegene Gewicht und die höhere Stirnfläche bleibt natürlich nicht ganz folgenlos. Trotz verfeinerter Motortechnik gönnte sich der Neue 0,3 l/100 km mehr Diesel als der Vorgänger, damals noch mit 2,0-Liter-HDI getestet. Ist das noch akzeptabel in Anbetracht des gestiegenen Komforts und Platzangebots, greift das HDI-Service-Intervall mit 20.000 km einfach zu kurz.Da kann man sich dann nur damit trösten, dass man bis zum jeweiligen Werkstattaufenthalt ja auch mehr transportiert hat: Wenn's denn sein muss, gehen wirklich zwei Europaletten mit, auch die erhöhte Nutzlast von 775 Kilo traut man dem Fahrwerk problemlos zu. Und dem Partner, dass er die fairen 13.850 Euro dank fast teutonisch-gründlicher Machart am Markt auch durchsetzt. ❙❚■ Johannes Reichel

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