Fuhrpark unter Strom

Der Kauf eines neuen Lkw: Das ist nun wahrlich keine Besonderheit. Erst recht nicht für einen Konzern wie Rhenus und deren Tochter Rhenus Transport. Jährlich 30 bis 40 Schwer-Lkw beschafft das Unternehmen. Warum so viel Aufregung, so viel Lärm um diesen Lkw, der da auf der leeren Parkfläche des Terminal DIT im Hintergrund unweit des kleinen Festzeltes steht? Lärm ist ein gutes Stichwort: Als der neue Sattelzug, beladen mit einem Container, vorfährt, weil jetzt mit dem Landesverkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, ein Foto gemacht werden soll, da hört man: nichts. Kein Pochern eines Dieselmotors, kein typisches Geräusch eines Lkw. Denn es handelt sich bei diesem Fahrzeug um einen Elektro-Lkw. Das ist aus mehreren Gründen eine Rarität: Denn das Fahrzeug soll im Containerhinterlandverkehr der Rhenus-Tochter Contargo eingesetzt werden - bislang ist keine solche Anwendung in dem Segment bekannt. Und der Lkw - ein DAF CF Electric - ist der Auftakt zum Aufbau einer E-Lkw-Flotte, wie sie in einer deutschen Spedition in dieser Form bislang nicht bekannt ist. Vier weitere E-Lkw anderer Hersteller "Damit befinden wir uns auf dem Weg zu unserem Ziel, bis 2050 vollkommen decarbonisiert zu sein", sagte Kristin Kahl, Prokuristin bei Contargo. Neben den zwei Elektro-DAF's will der Dienstleister noch in diesem Jahr zwei weitere E-Lkw der Firma Framo und zwei von Eforce in seinen Fuhrpark aufnehmen. Damit soll getestet werden, welches Konzept am besten geeignet ist für die etwa 630 Nah-Verkehrs-Lkw, die Contargo im Containertransport einsetzt. Hendrik Wüst jedenfalls war voll des Lobes für Rhenus/Contargo, da das Unternehmen eine Vorreiterrolle einnehme unter den Speditionen. Bevor man zudem über eine CO2-Besteuerung im Verkehr rede, müsse es auch eine Alternative zum Verbrennungsmotor geben, "sonst ist es eine reine Abzocke", sagte der Minister. Doch E-Lkw gerade im Schwerlastverkehr sind eine Rarität. Michael Viefers, Vorstand von Rhenus, betonte gegenüber der VerkehrsRundschau, dass man offen sei für andere alternative Antriebe. Im Rhenus-Konzern, zu dem auch der Entsorgungsdienstleister Rethmann gehört, habe man auch Lkw mit LNG- oder CNG-Antrieb im Einsatz. Viefers kritisierte die Angebotspolitik der großen deutschen Nutzfahrzeug-Hersteller: "Wir sind seit zwei Jahren auf der Suche, es wurden uns dort aber keine schweren Lkw mit Elektro-Antriebe angeboten." Sascha Hähnke, Geschäftsführer der Rhenus Transport, machte deutlich, dass die E-Lkw derzeit noch sehr teuer sind. Er bezifferte den Kaufpreis auf das Dreifache im Vergleich zu einem Diesel-Lkw in der gleichen Gewichtsklasse. "Zudem kommen noch ein Mehraufwand für die Ladeinfrastruktur und eine Einschränkung aufgrund der Reichweite, auf die sich die Disponenten einstellen müssen", zählte Hähnke weitere Belastungen auf. Daten zum DAF CF Electric 100 Kilometer Reichweite- zulässiges Gesamtgewicht: 37 Tonnen- Gewicht der Zugmaschine: 9,7 Tonnen- Antrieb: E-Power Technology von VDL mit 210 kW- Batterie: Lithium-Ionen-Akkupack mit einer Gesamtkapazität von 170 kWh- Energieverbrauch: 1,44 kWh/km- volle Ladungsdauer: 90 Minuten- Schnellladung: 30 Minuten- Reichweite: 100 KilometerQuelle: Contargo/DAF cd