Für besondere Fälle - der Transit Trail

Starten wir den Test des Transit Trail 4x4 mal mit der grundsätzlichen Feststellung, dass der Ford ein gutes, grundsolides Auto ist. Mag Deutschland auch das Land der Sprinter und Crafter sein, europa- und weltweit können weder der Mercedes noch der VW mit den Verkaufszahlen des englischen Wettbewerbers mithalten. Der Transit ist ein gutes Auto, aber ... Nach acht Zeilen des Lobes kommt dann aber doch das Aber. Und das bezieht sich nicht auf den Transit ganz allgemein, sondern auf das, was Ford mit dem Trail auf die schwarz lackierten 16-Zoll-Alus gestellt hat. Wer einen Allrad-Transporter fürs Grobe sucht, setzt unseres Erachtens auf robuste und vor allem günstigere Stahlräder. Was das Thema Trail letztlich ad absurdum führt, sind die auf besagten Alurädern aufgezogenen Pneus. Mit den 215/65er-Straßenreifen kommt der Gelände-Transit nämlich nicht viel weiter als seine ganz normalen Brüder. Schon ein wenig feuchte Wiesen und leichte Steigungen bremsen den Vorwärtsdrang, da helfen auch kein Allrad und keine intelligente AWD-Lamellenkupplung, welche die Kraft vom grundsätzlich heckgetriebenen Transit zusätzlich an die Vorderachse schickt. Wer sich also mit dem 4x4-Transporter anfreundet, auch weil er Transportleistung im unwegsamen Gelände braucht, investiert am besten in grobstolliges Räderwerk. Erst dann spielt der Trail die Vorteile seiner vier angetriebenen Räder aus. Ford hat den Transit durch eine leichte Höherlegung der Karosserie an seinen besonderen Einsatz angepasst. Die Kombination aus vorderer McPherson-Radaufhängung mit variabler Federrate sowie hinterer Starrachse in Kombination mit Gasdruckdämpfern funktioniert auch abseits befestigter Straßen ganz gut. Der Fahrer sollte sich dennoch nicht zu weit ins Gelände wagen, denn die diversen Plastikteile am Trial, allen voran die beiden Stoßfänger, nehmen Feindkontakt recht schnell übel. So ganz konsequent hat Ford den Trail also nicht konfiguriert. Im Gelände sind Zugkraft und oft niedrige Geschwindigkeiten gefragt. Die versucht der Hersteller durch einen kurz übersetzten ersten Gang zu realisieren. Das funktioniert nur bedingt. Auf der Straße eigentlich überflüssig - es sei denn, der Transit ist weitgehend ausgeladen und hat die im Rahmen des Zuggesamtgewichts erlaubten 2800 Kilogramm Anhängelast am Zughaken - ist der Erste fürs Gelände dann doch immer zu lange übersetzt. Wer den Transit bestimmungsgemäß nutzen will, wünscht sich auf jeden Fall eine Geländereduktion samt einer deutlichen Höherlegung der Karosserie. Ein Reduktionsgetriebe würde das grundsätzliche Problem des Transits lösen: Für die Straße ist er trotz Sechsgang-Getriebe zu kurz übersetzt. Mehr als 100 Kilometer Straßenfahrt sind ob der Lautstärke, verursacht durch hohe Drehzahlen, eine Tortur. Vernünftige Reifen, die trotz Geländeprofil auch auf Autobahn und Landstraße funktionieren, gäbe es. Das Thema mit dem Untersetzungsgetriebe war Ford dann aber wohl zu aufwendig, oder man hatte Angst, der Trail 4x4 würde zu teuer - zumal er in der getesteten Version mit netto jenseits der 45.000 Euro tatsächlich alles andere als ein Schnäppchen ist. Auch die Verbrauchsangabe nach WLTP mit 9,9 l/100 km ist im Praxisbetrieb unerreichbar! Das wäre allenfalls zu realisieren, wenn man mit 80 km/h und zu kleinem Abstand hinter einem Tanklastzug herfahren würde Selbst mit zurückhaltendem Gasfuß fließen eher 13 und mehr Liter durch die vier Einspritzdüsen des 170 PS starken Zweiliter-Turbomotors. Immerhin muss sich der Fahrer ob dem zur Verfügung stehenden 390 Nm maximalen Drehmoment keine Sorgen machen, im schweren Terrain hängen zu bleiben. Abseits des Antriebsstrangs zeigt sich der Transit mit gewohnten Tugenden. Er mag innen nicht so schick sein wie ein Mercedes oder VW, wobei die optionalen Ledersitze durchaus was hermachen. Aber seine Bedienung gibt keine Rätsel auf. Alle Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet, eindeutig, und Ford verzichtet - jedenfalls bislang - auf unnötige Gimmicks wie Touchscreens oder Bedieneinheiten, die sich erst im fünften Untermenü finden. Das Navi ist zwar zum Vergessen - viel zu langsam, teils komische Routenführung, und Staus werden fast immer zu spät angezeigt. Dafür kann man über das eingebaute Multimedia-System das eigene Smartphone einbinden und nutzen. So hinterlässt der Ford Transit Trail 4x4 einen zwiespältigen Eindruck. Alles, was typisch Transit ist, gefällt. Der Ford ist ein "Worker", kein Schickimicki, dabei aber durchaus ansehnlich. Wenn es aber ums Thema Allrad geht, fehlt uns die nötige Konsequenz in der Umsetzung der 4x4-Philosophie. Mehr zum Thema finden Sie unter #Ford www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Ford bietet den Offroader Transit Trail als Fronttriebler mit Differenzialsperre oder als Allrad an. Die VR hat den 4x4 getestet und ihn abseits befestigter Straßen ans Limit gebracht. So oder so ist der Trail nur für eine kleine Zielgruppe interessant - und die muss "aufrüsten", um offroad wirklich klarzukommen. 9,9 l/100 km kalkuliert WLTP als Verbrauch. In der Praxis sind es gerne mal bis zu 14 l/100 km. Technische Daten Motor „EcoBlue“ Reihen-Vierzylinder-Turbodiesel, Leistung: 125 kW (170 PS) bei 3500/min, max. Dreh-moment: 390 Nm bei 1750 bis 2750/min; 4 Ventile pro Zylinder (DOHC mit Zahnriemen); Euro 6d mit Common-Rail-Einspritzung und SCR-System; 261 g/km CO2 (nach WLTP) Kraftübertragung mechanisches Sechsgang-Getriebe; Allradantrieb auf Basis der Heckantriebs-Version Fahrwerk & Bremsen vorn: Einzelradaufhängung mit McPhersonFederbeinen (mit variabler Federrate), hinten: Starrachse mit Blattfedern und Gasdruckdämpfern; Scheibenbremsen vorn und hinten, ABS, ASR, ESP; Reifen 215/65 R 16 Maße & Gewichte L x B x H: 5531 x 2059/2474 (o./M. Spiegel) x 2447 mm; Radstand: 3300 mm; Lade-volumen: 9,5 m³ (mit Schottwand); Leergewicht: 2300 kg; zul. GG: 3500 kg; Anhängelast (gebr.): 2800 kg; zul. ZugGesGew.: 6000 kg

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