Fachkonferenz LKW und Fuhrpark

Fachkonferenz LKW und FuhrparkLieb und teuer: der Mann am SteuerAuf der VerkehrsRundschau-Fachkonferenz „LKW und Fuhrpark“ diskutierten namhafte Experten, welche künftig die größten Kostentreiber im Flottenbereich sind und wie man sie in den Griff bekommt.Wer in Zeiten ständig steigender Kosten am Transportmarkt bestehen will, muss seine Fahrer an die Hand nehmen und die Spritpreise im Blick behalten. Das betonten Referenten namhafter Unternehmen und Institutionen Mitte April auf der Fachkonferenz „LKW und Fuhrpark“ in Wiesbaden. Im Fokus der Veranstaltung, die jedes Jahr von der „VerkehrsRundschau“ und dem Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) – unterstützt durch den TÜV Süd – durchgeführt wird, standen diesmal Kostentrends und Sparpotenziale.Erfassung und Auswertung von Kosten „Personal und Kraftstoff sind aktuell die größten Kostentreiber im Fuhrpark“, sagte Arnd Martin. Um Kosten, die für Diesel und Fahrer anfallen, senken zu können, müsse man zunächst nachvollziehen, wie sie entstehen, erklärte der Geschäftsführer von Fleet Company den 55 anwesenden Flottenverantwortlichen aus der Logistikbranche und der verladenden Wirtschaft. Bereits am Vorabend trafen sich einige von ihnen zum Dinner (siehe Seite 29). Es komme aber nicht darauf an, möglichst viele Daten mittels Telematik zu speichern, sondern darauf, sie richtig zu verarbeiten und auszuwerten. Anhand von Daten zur Durchschnittsgeschwindigkeit, zum Durchschnittsverbrauch und zur Fahrzeugauslastung ließe sich zum Beispiel die Produktivität eines Unternehmens messen. „Diese Kennzahlen kann man danach nutzen, um die Fuhrparkkosten weiter zu optimieren“, erklärte der Chef der TÜV-Süd-Tochter. „Erst wenn ich weiß, was ein Fahrzeug pro Kilometer kostet, kann ich Frachtraten planen, um kostendeckend zu wirtschaften“, so Martin weiter. Viele Unternehmer wüssten das zwar, würden dem Kostenmanagement aber mitunter nicht die angemessene Aufmerksamkeit widmen. „Das ist häufig eine Frage der Zeit, der Mannschaftsstärke und der IT-Infrastruktur“, sagte der Experte von Fleet Company. Er sei sich bewusst, dass es mit Aufwand verbunden ist, entsprechende Kontrollmechanismen einzuführen. „Doch je genauer ich meine Kosten überwache, desto mehr kann ich sparen“, sagt er. Das größte Sparpotenzial sieht Martin beim Personal. Die populärsten und wirkungsvollsten Methoden, in diesem Segment des Fuhrparks an der Kostenschraube zu drehen, sind Fahrertrainings und Anreizsysteme. „Es ist enorm wichtig, dass man die Fahrer motivieren kann zu helfen, die Fuhrparkkosten zu senken – im Fernverkehr noch mehr als im Nahverkehr.“ Rolle des Fahrers bei der Optimierung Dass neben dem Motivieren auch das Sensibilisieren der Fahrer eine Rolle spielt, darauf wies Klaus Hartmann hin. „Deshalb reden wir viel mit unseren Leuten und versuchen ihnen zum Beispiel klarzumachen, wie viel uns ein Unfall im schlimmsten Fall kosten kann“, erklärte der Versand- und Fuhrparkleiter der Nobilia-Werke in Verl. Die Flotte des Küchenherstellers umfasst 145 LKW, die im Fernverkehr unterwegs sind, und 500 Auflieger. Bei der Auslieferung der Möbel setzt man ebenso auf Qualität wie bei der Herstellung. Dafür werden die rund 300 Fahrer eigens geschult. „Gut qualifizierte LKW-Lenker haben mittlerweile ihren Preis – hier sollte man nicht an der falschen Ecke sparen“, sagte er. „Fast 40 Prozent unserer Kosten sind Personalkosten“, verriet Hartmann. Die Lohnausgaben dürfe man allerdings nicht losgelöst von den Unternehmenszielen betrachten, sondern müsse sie in einem größeren Zusammenhang sehen, sagte der Versand- und Fuhrparkleiter. „Qualität und Kundenservice sind uns wichtig, deshalb hat Nobilia nicht den Anspruch, nur die günstigsten Fahrer einzusetzen“, sagte Hartmann. Er hält es für wenig zielführend, den Fahrern einfach zehn Prozent weniger zu überweisen. „Stattdessen wollen wir die Mitarbeiter dazu zu bewegen, mehr für ihr Geld zu leisten.“ Es gehe nicht darum, weniger Lohn zu zahlen, sondern ihn leistungsgerecht zu verteilen und so einen Mehrwert zu schaffen, betonte Hartmann. Ein bewährtes Mittel, um Fahrer zum Mitdenken anzuregen, seien Fahrerprämiensysteme. Zudem setzt Nobilia auf Fahrertrainings. „Der Schlüssel zum Erfolg liegt aber darin, mit den Leuten zu reden und sie an der Ehre zu packen“, sagte Hartmann. Er hängt alle Spritverbräuche an das Schwarze Brett des Unternehmens. Das helfe, Kosten zu senken. „Wenn ein Fahrer sieht, dass 79 der Kollegen besser sind als er, dann packt ihn der Ehrgeiz“, sagte der Flottenchef. Auf das persönliche Gespräch setzt der Versand- und Fuhrparkleiter von Nobilia auch beim Schadencontrolling. Wer einen Außenspiegel abfährt, den konfrontiert er mit dem Schaden. „Oft wissen die Fahrer gar nicht, in welcher Höhe damit Werkstattkosten verbunden sind“, erklärte Hartmann. Von Abmahnungen hält er wenig. Rechtliche Grenzen von Bonussystemen Die Potenziale von leistungsgerechten Entlohnungsmodellen stellte Helmut Büttner vor. Der Inhaber und Geschäftsführer der Büttner-Unternehmensberatung weiß um die zunehmende Bedeutung des Fahrers auf das Kostenmanagement, er kennt aber auch die Grenzen von Bonussystemen: „Fahrer dürfen laut Fahrpersonalgesetz als Arbeitnehmer nicht nach zurückgelegten Fahrtstrecken oder Menge der beförderten Güter entlohnt werden, auch nicht in Form von Prämien oder Zuschlägen für diese Fahrtstrecken oder Gütermengen“, betonte er. Erlaubt seien hingegen Prämien für wirtschaftliches Fahren, für unfallfreies Fahren sowie für den sorgsamen Umgang mit den Gütern und dem Fahrzeug. „Der Einfluss des Fahrers auf die Treibstoffkosten liegt auf einer Strecke von 100 Kilometern bei bis zu sechs Litern“, sagte der Berater, „den Betrag, den man aufgrund der Spritreduktion einspart, spart man noch einmal wegen geringerer Verschleißreparaturen.“ Die Reduzierung von Hof- und Standzeiten zu vergüten, sei ebenfalls zulässig, soweit die Sozialvorschriften eingehalten werden. Verbreitet sind laut Büttner vor allem Unfallfreiheitsprämien. „Dadurch kann man die Zahl der Unfälle mit Bagatellschäden erheblich reduzieren – um bis zu 80 Prozent.“ Obacht sei aber beim Auszahlungsrhythmus geboten. „Es ist schwierig, einen Fahrer, der am 2. Januar einen Unfall baut, den Rest des Jahres motivieren“, sagte Büttner. Besser sei die monatliche Auszahlung. Die Unberechenbarkeit des Spritpreises Den zweiten großen Kostenblock im Fuhrpark bildet der Kraftstoff. „Wie genau sich der Dieselpreis mittelfristig entwickelt, können selbst Experten nicht absehen“, sagte Benjamin Berndt, „fest steht nur, dass es immer teurer wird und die Volatilität zunimmt.“ Aus Sicht des Geschäftsführers von Fuelguard Rohstoffmanagement ist es leichtsinnig, sich als Unternehmer auf Voraussagen zu verlassen. „Das Geschäft muss unabhängig von Prognosen funktionieren“, betonte Berndt. Eine effektive Maßnahme, um zu verhindern, dass einem die Spritkosten über den Kopf wachsen, sei, eine Versicherung abzuschließen, die zahlt, wenn der Dieselpreis steigt, oder mit seinem Kunden einen Dieselfloater zu vereinbaren. Welche technischen Möglichkeiten es gibt, um den Kraftstoffverbrauch nach unten zu schrauben, veranschaulichte LKW-Tester Gerhard Grünig. Ein absolutes Muss bei der Ausstattung von spritsparenden LKW sind nach seiner Erfahrung GPS-gestützte Tempomaten. Damit könne man für relativ kleines Geld erstaunlich viel Sprit sparen. „Die Systeme kosten 1000 Euro pro Jahr und helfen, bereits im ersten Jahr bis zu 2000 Euro einzusparen“, versprach der Redakteur der VerkehrsRundschau. Darüber hinaus gab er mehrere kleine Hinweise, die sich unmittelbar auf den Luftwiderstand auswirken: „Die korrekte Spoiler-Einstellung, eine aerodynamische Seitenverkleidung des Trailers, die richtige Spannung der Plane und die Reduzierung der Geschwindigkeit auf 85 Stundenkilometer sorgen dafür, dass das Fahrzeug mit weniger Diesel auskommt“, erklärte Grünig. Ähnliches gelte bei einem geringeren Rollwiderstand. Seine Tipps für ein Spritsparprogramm: Energiesparreifen verwenden und die Spureinstellung des Fahrzeugs regelmäßig überprüfen. „Wenn die Achsen nicht parallel zueinander stehen und die Reifen schräg abrollen, kann das den Spritverbrauch um bis zu 20 Prozent erhöhen“, warnte Grünig. Rund 75 Prozent aller LKW seien nicht richtig eingespurt. ❙❚■ André Gieße Feldversuch Hellmann testet Einsatz von LNG Hellmann Worldwide Logistics hat im August vergangenen Jahres einen vierwöchigen Praxistest mit flüssigem Erdgas (LNG, Liquefied Natural Gas) durchgeführt, um sowohl die Kosten als auch die CO2-Emission im Fuhrpark zu senken. Hendrik Jansen, Fuhrparkleiter des Logistikdienstleisters, berichtete auf der Fachkonferenz der VerkehrsRundschau von den Erfahrungen mit dem alternativen Kraftstoff.LNG-LKW stoßen demnach bis zu 25 Prozent weniger CO2aus. Die Freisetzung von Feinstaub sowie Stickoxiden würde nahezu vollständig eliminiert, so Jansen. Die Substitution von Diesel durch das Flüssiggas habe keine Einschränkungen bei den täglichen Touren zwischen Osnabrück und Münster beziehungsweise Magdeburg mit sich gebracht. Pro Kilometer hätten die beiden Testfahrzeuge – eines von Iveco und eines von Scania – zwischen 23 und 27 Kilogramm LNG pro 100 Kilometer benötigt. „Damit konnten wir eine deutliche Verbrauchsreduzierung erzielen“, erklärte der Fuhrparkleiter von Hellmann.Derzeit plant das Unternehmen den Bau einer Tankstelle für LNG und CNG auf seinem Betriebsgelände, weil die entsprechende Infrastruktur fehlt. „Wir möchten künftig gern fünf Euro-6-LKW mit LNG-Antrieb in der norddeutschen Tiefebene einsetzen, die Fahrzeughersteller bieten diese Kombination aber derzeit leider nicht an“, sagte Jansen in Wiesbaden. agUm die Fuhrparkkosten senken zu können, muss man zunächst verstehen, wie sie entstehen „Der Einfluss des Fahrers beim Spritsparen liegt auf 100 Kilometern bei bis zu sechs Litern“ Helmut Büttner, Geschäftsführer der Büttner-Unternehmensberatung „Mithilfe von GPS-gestützten Tempomaten kann man für kleines Geld extrem viel Sprit sparen“ Gerhard Grünig, LKW-Tester der VerkehrsRundschau „Nur wenn ein Unternehmen seine Kosten regelmäßig erfasst und auswertet, kann es sie senken“ Arnd Martin, Geschäftsführer von Fleetcompany „Niemand kann den Dieselpreis von morgen genau voraussagen, darum sollte man sich absichern“ Benjamin Berndt, Geschäftsführer von Fuelguard Rohstoffmanagement „Gute Fahrer haben ihren Preis – hier sollte man als Unternehmen nicht an der falschen Ecke sparen“ Klaus Hartmann, Versand- und Fuhrparkleiter der Nobilia Werke

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