Flensburg. Umweltfreundliche Kraftstoffe können bei großen Containerschiffen in der Nordsee aus Sicht von Experten künftig häufiger zu Havarien führen. «Das Risiko steigt», sagte der Direktor des Instituts für Schiffsbetriebsforschung an der Fachhochschule Flensburg, Peter Boy, am Freitag bei der 29. internationalen Tagung zur Maritimen Sicherheit. Grund sei, dass von November an Schiffe in der Nordsee und im Ärmelkanal nur noch mit schwefelarmen Kraftstoffen fahren dürften. Nach Ansicht der Experten fehlt bislang aber die Erfahrung bei der Umrüstung auf den neuen Treibstoff. Dies könnte die Gefahr eines Maschinenausfalls erhöhen. An der Tagung nehmen rund 150 Experten aus fünf Ländern teil. Nach Angaben von Hark Ocke Diederichs von der Fachhochschule Flensburg entsprechen derzeit rund 85 Prozent der Schiffe nicht dem neuesten Stand. Nötig seien drei bis fünf Jahre Erfahrungszeit bei der Umrüstung von alten Schiffen auf die neue Kraftstoffart. „Wir sind noch nicht so weit“, konstatierte Boy. „Die Strände werden nicht mit Wracks gefüllt sein“, erklärte Diederichs. Dennoch forderte er, Vorsorge zu treffen, „dass Strandungen der Schiffe vermieden werden“. In der Ostsee darf bereits seit 2005 nur noch mit schwefelarmem Kraftstoff gefahren werden. Dies habe dazu geführt, dass die Schiffsgröße gestiegen sei, hieß es. „In der Schifffahrt spielt die Umwelt zunehmend eine Rolle. Die ökologischen Forderungen haben große Auswirkungen auf den Bau und Betrieb von Schiffen“, erklärte Boy. So sei der schwefelarme Kraftstoff rund 20 Prozent teurer als der bisherige, dazu kämen schiffbauliche Veränderungen. In der Ostsee dürfen nur Treibstoffe mit maximal 1,5 Prozent Schwefelgehalt verwendet werden, für die Nordsee gibt es derzeit noch keinen Grenzwert. Von 2010 an gilt EU-weit in Häfen der Grenzwert von 0,1 Prozent Schwefel. Die Konferenz im kommenden Jahr wird sich mit dem Thema Ballastwasser beschäftigen. (dpa)
Experten befürchten mehr Schiffshavarien
Umgang mit neuen schwefelarmen Treibstoffen birgt Gefahren: Zahl der Maschinenausfälle könnte steigen