Brüssel. Bremerhaven, Hamburg und Rostock gehören zu den 57 wichtigsten Seehäfen Europas, die in den kommenden 20 Jahren eine entscheidende Rolle beim Gütertransport in der EU einnehmen werden. Das ergibt die Studie des niederländischen Forschungsinstituts Nea, das im Auftrag der EU-Kommission die Bedeutung und Entwicklungskapazitäten von Seehäfen im Rahmen der Gestaltung eines europäischen Verkehrsnetzwerkes (TEN-V) erarbeitet hat. Die 57 ausgewählten Seehäfen sollten laut Studie das Herzstück des maritimen Handels der Union bilden. Sie vereinen 65 Prozent des gesamten Seehafenverkehrs, der in der EU stattfindet. Die EU-Kommission legt Wert auf die Feststellung, dass es sich bei der Benennung der Häfen nur um die Meinung der Nea-Experten handelt und keine offizielle Wahl der EU darstellt.
Neben den Empfehlungen für das Seehafen-Netzwerk treffen die Experten Prognosen, wie sich der Gütertransport in den Häfen entwickeln wird. Demnach werde das Volumen der an europäischen Seehäfen gehandelten Güter bis 2030 um 16,25 Prozent gegenüber heute zulegen. Der Container-Sektor werde seinen Umfang sogar verdoppeln. Für den Hinterlandverkehr sehen die Experten eine Steigerung von 94 Prozent voraus. Straße, Schiene und Wasserwege würden alle von dem Zuwachs profitieren.
Vor allem der Schienen- und Binnenschifffahrtsverkehr würden jedoch dank der Einbeziehung der Seehäfen in das TEN-V an Bedeutung zulegen können. Denn die Anbindung dieser beiden Transportträger an Seehäfen sei besonders gut möglich und vorteilhaft. Auch die Short-Sea-Verkehre könnten sich verstärkt entwickeln. Allerdings werde die Straße weiterhin den größten Teil der Güter von und zu den Seehäfen bringen.
Eine grundlegende Verlagerung der wichtigsten Seehafenzentren sehen die Experten für die kommenden 20 Jahre nicht voraus. Die wichtigsten Zonen würden voraussichtlich das Gebiet zwischen Hamburg und Le Havre sowie der westliche Mittelmeerraum bleiben. In diesen beiden Zonen werde sich 60 Prozent des gesamten Seehafenhandels der EU abspielen.
Die EU-Kommission hatte die Studie im Rahmen ihrer Überarbeitung der TEN-V-Strategie erarbeiten lassen. Voraussichtlich im Sommer 2011 will die EU-Behörde ihre Pläne vorstellen. Darin enthalten sein sollen Vorschläge für die Bildung eines Kernnetzes der wichtigsten Verkehrsstrecken durch Europa. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Einbindung der Seehäfen eine wichtige Rolle in der Entwicklung dieses Kernnetzes spielen könnten. (kw)