Es geht leicht bergauf

Die Zeiten, in denen der Kombinierte Verkehr (KV) in Europa fast zweistellig wuchs, die sind lange vorbei. "Von den jährlich sieben Prozent mehr sind wir weit entfernt", sagt auch Ralf-Charley Schultze, Präsident der UIRR in Brüssel. In der Internationalen Vereinigung für den Kombinierten Verkehr Schiene-Straße haben sich 20 KV-Operateure aus ganz Europa organisiert, zudem auch sechs Terminalbetreiber. Die Krise 2008/2009 war die Wende. In den Jahren danach ging es zwar nicht nur bergab. Aber die Zuwachsraten beim Transport von Ladungseinheiten per Bahn und Lkw waren überschaubar. Da macht das Jahr 2015 insofern keine Ausnahme, als dass es keine einheitliche Entwicklung gibt. So kann sich Kombiverkehr - größter KV-Operateur Europas - über einen Sendungszuwachs in Höhe von 5,8 Prozent freuen. Bei Hupac - ebenfalls zur Spitze der europäischen Operateure gehörend - stagnierte das Geschäft 2015 (+0,2 Prozent; siehe Grafik). Als Grund für den Zuwachs nennt Kombiverkehrs-Chef Robert Breuhahn eine vermehrte Nachfrage der Kunden, "auf die wir mit zahlreichen Angebotserweiterungen wie neuen Zügen, Tonnageerhöhungen und der Steigerung der Abfahrtsfrequenzen reagiert haben". Auch diverse Kooperationen mit Partnern hätten zum Ausbau des Netzwerkes beigetragen. Erschwerend kam im letzten Jahr der Streik der Lokführer bei der Deutschen Bahn hinzu. Als Folge nahm national das Sendungsvolumen bei Kombiverkehr um ein Prozent ab. UIRR erwartet Aufschwung für 2016 Bei Hupac hingegen behinderten "zahlreiche Streiktage und Verkehrsunterbrechungen durch Baustellen und Unfälle den Verkehr". Vor allem im transalpinen Verkehr verzeichneten die Schweizer Einbußen. Wie sehr sich der Markt in den letzten Jahren gewandelt hat, lässt sich an der Strategie 2011 bis 2015 ablesen, die die Hupac im Mai 2011 verabschiedet hat. Damals wurde ein Mengenwachstum in Höhe von acht bis zehn Prozent jährlich angestrebt, um dann 2015 ein Transportvolumen von einer Million Sendung zu erreichen. Ein Ziel, das weit verfehlt wurde. Doch mittlerweile scheint es so, als ginge es wieder aufwärts. Die UIRR befragt regelmäßig ihre Mitglieder zu der Entwicklung für die kommenden zwölf Monate. "Für 2016 werden die Aussichten als 'neutral' eingeschätzt", sagt Schultze. Darin sieht er einen positiven Trend, weil bei der monatlichen Abfrage im zweiten Halbjahr 2015 eher eine negative Aufkommensentwicklung befürchtet wurde. Auch Kombiverkehr zeigt sich für das laufende Jahr zuversichtlich. Der Operateur hat sich zum Ziel gesetzt, die Marke von einer Million Sendungen zu knacken. Hupac hingegen gibt sich zurückhaltend. 2016 erwarten die Schweizer eine "stabile Verkehrsnachfrage" und nennen als Unsicherheitsfaktoren "den sinkenden Dieselpreis, der den Straßengüterverkehr begünstigt, sowie die Parität Euro/Franken". UIRR-Chef Schultze sieht in der Verlagerung von Transporten vom Lkw auf die Bahn das größte Wachstumspotenzial für den KV: "Laut Weißbuch der Kommission ist für 2030 ein Modal Split von 30 Prozent für die Schiene und für 2050 von 50 Prozent angestrebt. Da bleibt noch viel zu tun, wenn wir das tatsächlich erreichen wollen." Als ein wichtiges Erfolgskriterium nennt er die Leistung der Bahnen: "Die fehlende Pünktlichkeit ist ein Grund, warum wir nicht mehr Wachstum im letzten Jahr erzielt haben." Bei den Verladern stellt er eine positive Grundhaltung fest. Er nennt als Beispiel die chemische Industrie, deren Unternehmen die Vorteile der Schiene schätzen und die bereit seien, ihre Prozesse anzupassen, wenn etwas nicht funktioniert. Mehr zum Thema im Dossier "Kombinierter Verkehr" www.verkehrsrundschau.de/dossiers