Erfahrungsaustausch mit Experten

Mancher Transport- und Logistikdienstleister mag inzwischen leicht genervt sein. Das Thema Digitalisierung ist die "Sau, die jeder durchs Dorf treibt". Und die Themen CO2-Reduktion, NOX-Problem und drohende Fahrverbote kann man auch schon nicht mehr hören. Ganz zu schweigen vom Fahrermangel. Dennoch: Wer nicht dranbleibt, kann schnell den Anschluss verlieren. Denn die Entwicklung ist viel dynamischer als man denkt. Alternativen zeigen sich deutlich Die Fachkonferenz Lkw & Fuhrpark gab mit ihren hochkarätigen Referenten Einblicke, was bereits möglich ist. Wer zum Beispiel meint, dass der Diesel noch über Dekaden unsere Lkw antreibt, kam beim Vortrag von Norbert Dierks von der BMW Group durchaus ins Grübeln. "Wir müssen bis 2030 unsere CO2-Emissionen um 40 Prozent reduzieren", referierte der Leiter Nachhaltigkeit in der Transportlogistik. "Deshalb müssen wir uns Alternativen zum konventionellen Lkw überlegen." Und die Alternativen sind mannigfaltig und im Falle von BMW durchaus praktikabel. Dierks berichtete von der Nutzung der Transsibirischen Eisenbahn zwischen Deutschland und China. Obwohl der Transportdienstleister wegen der unterschiedlichen Gleisbreiten an der Polnisch-russischen wie auch an der russisch-chinesischen Grenze umkranen muss, dauert der Transport nur 16 Tage statt 42 via Schiff über den Suezkanal - und das mit einem Bonus beim CO2, den Schwefel-Emissionen und auch mit weniger Ruß. Eisenbahn ja, DB Cargo eher nicht BMW setzt außerdem auf Antriebsalternativen beim 40-Tonner und sucht in Kooperation mit den Logistik-Dienstleistern Strecken, die sich für eine Umrüstung auf Gas- oder E-Antrieb eignen. Dierks würde gerne alle Straßentransporte über 400 Kilometer verlagern. "Das spart 20 Prozent an CO2", ist sich der Logistikprofi sicher. "Der Flaschenhals ist allerdings die DB Cargo: Wir müssten mit zwei Millionen Euro Mehrkosten kalkulieren und hätten ein erhebliches Risiko, die nötigen Kapazitäten nicht zu bekommen. Axel Welge, Hauptreferent des Deutschen Städtetags machte keinen Hehl aus seiner Überzeugung, dass die Einführung einer blauen Plakette dringend geboten ist. "Wir haben kein Interesse an Fahrverboten und auch nicht daran, die deutsche Automobilindustrie zu schädigen. Aber da sind so viele radikale Fehler gemacht worden." Welge ist sich sicher, dass es bei entsprechender Auslegung der jüngsten Gerichtsurteile im Rahmen der Verhältnismäßigkeit in jedem Fall zu Ausnahmen für den Lieferverkehr käme, falls Fahrverbote verhängt werden. "Allerdings werden die Richter langsam ungeduldig, dass überhaupt etwas passiert." Tipps für die Digitalisierung Im Rahmen eines neuen "Innovation-Lab-Konzept" stellten Andreas Reuther und Markus Michalak, Projektmanager Digitalisierung beim Tierbedarfshändler Fressnapf, eine neue App vor. Sie soll die logistischen Abläufe für Fahrer, Disponenten sowie andere am Prozess beteiligte Personen vereinfachen. Die beiden Spezialisten haben einen Forderungskatalog aufgestellt, der allen helfen soll, Digitalisierungsprojekte in ihrem Unternehmen einzuführen. - Zeit lassen und nicht gleich 100 Prozent wollen - Klarstellen, dass es nicht zur Kontrolle, sondern der Hilfe dient - Für guten Informationsfluss sorgen - Keine Bestrafung, wenn jemand nicht sofort mitzieht - Analoges "Fall-Back-Szenario" vorsehen - Permanent Fehler analysieren und sofort beseitigen - Programmierer haben meist keine Ahnung von logistischen Prozessen - deshalb Fachwissen einbringen - Digitalisierung ist multilingual und potenziert Know-how - Wichtige Grundvoraussetzung: Die genutzte Plattform muss offen sein Und ein ganz wichtiger Tipp von Andreas Reuther: "Lassen Sie sich nicht von Bedenkenträgern verunsichern. Sondern beschreiten Sie mit den positiv Gestimmten neue Wege." Am Ende zeigte die Fachkonferenz Lkw & Fuhrpark, dass selbst vermeintlich vielfach gehörte Themen noch ihren Reiz haben - sofern sie von erfahrenen Spezialisten kompetent vorgebracht werden. Verweigerung hat noch nie etwas gebracht. Der Fortschritt kommt trotzdem. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Lkw & Fuhrpark" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Transport-Manager-Dinner "Go green" heißt es am Vorabend der Fachkonferenz Traditionell verleihen die VerkehrsRundschau, ihr Schwestermagazin TRUCKER sowie der Partner ZF am Vorabend der Fachkonferenz Lkw & Fuhrpark beim Transport-Manager- Dinner die Preise Green Truck und Green Van. In drei Kategorien werden Fahrzeuge ausgezeichnet, die sich bei den Tests der Fachmagazine als besonders umweltfreundlich herausgestellt haben. In zwei weiteren Kategorien werden von einer renommierten Jury ausgewählte Innovationen prämiert. Zudem gab es 2018 einen Sonderpreis der Jury für ein unternehmensübergreifendes Umweltschutz- und Mitarbeiter-Förderprogramm.Die Preisträger:- Green Truck 2018: Scania R 500 Highline- Green Light Truck 2018: Isuzu D-MAX- Green Van 2018: VW Crafter 2.0 TDI- Green Truck Innovation 2018: Schmitz Cargobull Smart Trailer- Green Truck Future Innovation 2018: Krone/ Orbitak RYTEL MOVR Lastendreirad- Ehrenpreis der Jury: SAF "Think Ahead"-KampagneAn der Preisverleihung nahmen neben den Abgesandten der Preisträger und Nominierten Verantwortliche aus Industrie, Handel und Logistik teil. gg

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