Ein harter Knochen

In Polen hat Stahlbau eine lange Tradition und auch westeuropäische Produktionschefs sind von den Kenntnissen der Kollegen aus dem Osten angetan. Entsprechend stabil tritt das Fahrgestell des Wielton NS3 im Unterbau an. Fahrgestell und Boden: solide Sache Am Materialeinsatz sieht man, dass Wielton weiß, wo es fürs Chassis kritisch wird: Der acht Millimeter starken Aufgleitplatte folgt eine Halskröpfung mit zwei Stegen. Der Unterflansch wird in der Beuge und dann zum Heck hin gedoppelt. So bekommt Wielton vorn eine Härte ins Chassis, die dem Hauptrahmen in nichts nachsteht. Die 9,2 Meter lange Coilwanne reicht bis zum Heckquerträger. Die Achsböcke stützen konventionelle Diagonalaussteifungen, die Außenseite der Längsträger verstärken, wie bei den Kippern, keilförmige Profile. Die Coilausstattung teilt den 30er-Plywood-Boden in kleine Felder. Die Plattenstöße sind sauber gegeneinander abgedichtet und die Schrauben sitzen mindestens 20 Millimeter von der Plattenkante entfernt. Leider variieren Abstände und Tiefe. Letzteres bewirkt teils eine Verletzung der Plywood-Platten, die mit heutigen drehmomentbegrenzten Werkzeugen unnötig ist. Die Staplertragfähigkeit ist mit 7,2 Tonnen angegeben. Die Abdeckungen der 33 Zentimeter tiefen Coilwanne stützen gelochte Stahltraversen, die mit Hubkräften von 20 daN einigermaßen leicht zu bewegen sind. Die Wanne selbst baut 1223 Millimeter breit und hat Schenkel von 525 Millimeter. Wielton empfiehlt diese Maße für Coildurchmesser von 800 bis 2200 Millimeter und erlaubt im Schwerpunkt eine Ladungsmasse von 30 Tonnen auf 1,5 Metern Länge. In der Wanne gibt es fünf Paar Rungentaschen. Die messen 82 mal 82 Millimeter bei einer Tiefe von 32 (innen) und 35 Millimeter (außen). Diese Taschenlänge ist ein Pluspunkt, denn die Wettbewerber begnügen sich oft mit der Hälfte. Die Rungen selbst, 80 mal 80 mal 4 Millimeter messend, sind gut 1,5 Meter lang und besitzen an einer Seite aufgeschweißte Nocken. Die platziert man zur Mitte hin und kann dann einen Querträger aufschieben. Das ist eine Wielton-Spezialität: Wird nur eine Runge belastet, trägt die andere mit. Zusätzlich besitzen die Rungen oben Bohrungen, in die man Zurrgurte einhängen kann, um die Runge diagonal abzuspannen. Leider greift nur ein Standard-Spitzhaken, die Kettenhaken aus der RUD-Sammlung passen alle nicht. Aber mit einem 2500-daN-Gurt mal zwei kann man die Rungen wirksam unterstützen. In Sachen EN 12640 (Zurrpunkte) bietet der Sattel eine Außenrahmenlochleiste mit 80 Zurrpunkten je Seite. Eine Gummileiste soll verhindern, dass Spritzwasser hinter der Plane in den Aufbau dringt. Auch hier passen nur die Einfach-Zurrhaken mit 34 Millimetern Schenkellänge, die leider innen an der Außenrahmen-Oberkante kratzen. Ein Millimeter weniger Lochhöhe wäre besser. Und wo wir gerade am Erbsenzählen sind: Wielton schweißt acht Paare 5000-daN-Zurrring-Mulden an die Außenrahmen. Das ist ein Pluspunkt. In den technischen Unterlagen sind die Ringe mit gleichen Abständen über die Trailerlänge verteilt. Tatsächlich variieren die Abstände aber zwischen 1200 und 2250 Millimeter. In die Ringe passen Rieger- und Dietz-Kettenhaken der VIP10-Klasse bis zur Größe 13 (entsprechend 6700 daN), womit man immer auf der sicheren Seite ist. Das Lasikonzept geht also bezüglich Rungen, Zurrleisten und Schwerlastringen in Ordnung und man erhält mehr, als im Schnitt für Coilsattel angeboten wird. Der Aufbau insgesamt entspricht der EN 12642 XL, wobei Stirnwand, Heckportal und Türen aus Alu bestehen. Die Hecktüren hängen an weit nach hinten auslenkenden Scharnieren. Die sind völlig ungeschützt und können schnell demoliert werden. Die Türhälften drehen zwar hinter die Scharniere, aber wenn die Scharnierachse verbogen wird, geht nichts mehr. Einst verbaute Wielton in die Ecksäulen integrierte Doppelscharniere, die besser waren. Dafür schützen das Heck mehrere Bumper. Am Heck verlangt Wielton die Diagonalabspannung der Ecksäulen, passend geschnittene Gurte gibt es ab Werk. Das ist lobenswert: Wer überlange Fracht führt, hat die Türen auf und ohne Diagonal-Verzurrung keine Steifigkeit im Heckportal. Schade nur, dass es an der Stirnwand keine Ösen für die Diagonal-Längsabspannung oben gibt. Die Nevpa-Türverriegelungen sind von der Technik her Zweihandverschlüsse. Die Bedienung der Verriegelungstaste der Schieberungen ist ohne Ladungsdruck sehr leichtgängig. Seiten- und Dachplanen: kurz gespannt Die senkrechte Planenspannung übernehmen die üblichen Übertotpunktspanner. Der Einbau hinten auf der Spannratsche von Thiriet ist etwas mühsam. Denn das Gummiprofil des Obergurts liegt stramm auf der Ecksäule. Die vordere Planenspannung übernimmt ein angenehm kurzer Drehhebel, der von einem federbelasteten Fanghebel arretiert wird. Die Verriegelung ist herrlich einfach. Als Schiebedach fungiert Edscha-Lite mit 12642-XL-Drahtaussteifung. Gummizüge zwischen den Hubscharnieren sollen die Drähte beim Aufschub oben halten, nur zwei Schlaufen hängen etwas durch. Beim Aufziehen im warmen Sonnenschein läuft ein Edscha-Lite immer zur Hochform auf und meldet leichte 4, 8, 12, 16 daN je Planenfeld. Das Lite im Wielton-Trailer besitzt auch eine vordere Paketverriegelung. Brems- und Lichtanlage: Luft im Detail Von den drei SAF-Holland-Intradisc-Integral-Achsen sind die erste und die dritte auf Kundenwunsch liftbar. Interessanterweise vorne mit zentralem Liftbalg, hinten mit Zweiseiten-Anlage. Als Modulator agiert Wabco TEBS E4. Als Hub-Senkventil gibt es die Einfachlösung ohne "Reset to Ride". Die Leitungsverlegung ist bezüglich Scheuerstellen ohne Tadel. Nur in der Umgebung des Modulators und des pneumatischen Erweiterungsmoduls (Wabco-PEM) gibt es etwas Durcheinander, denn: Leitungen unter dem Modulator durchzuziehen ist nicht so praktisch, wenn man an dem guten Stück mal arbeiten muss. Die Verkabelung der Lichtanlage geht in Ordnung. An der Stirnwand sitzt ein Kombiverteiler für zwei mal sieben und einmal 15 Pins, zum Heck hin tun es DIN-Steckverbindungen. Das ist Hella-Easy-Conn-Technik. Die Hella-Rücklichter leuchten wahlweise in LED oder klassischer Technik. Der Kunststoff-Leuchtenträger baut so breit wie der davon getrennte Unterfahrschutzbalken. Wäre Ersterer etwas schmaler, hätte im Ernstfall nur der Unterfahrschutzbalken Feindkontakt. Fazit: ein stabiler Einstand Wielton braucht sich vor keinem zu verstecken, wie man am NS3 K M2 Coil sieht. Davon ist auch der Testtrailer-Eigentümer, Reinhold Gauder in Neuss, überzeugt. Er ersetzt weitere Sattel durch Wielton.

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