Hamburg. Die Hamburger Reederei- Gruppe E.R.Schiffahrt erhofft sich vom bevorstehenden Anti-Piraterie-Gipfel der Bundesregierung am 24.Januar wichtige Weichenstellungen für eine noch wirksameren Schutz der internationalen Schifffahrt vor Piratenübergriffen. Das Unternehmen, Teil der E..R.Capital Holding (3000 Mitarbeiter), bekam 2010 ebenfalls die Folgen der ausufernden Piraterie zu spüren. Drei seiner Containerschiffe wurden von somalischen Seeräubern angegriffen. „Aufgrund der Größe und hohen Geschwindigkeit der Containerschiffe und dank der wachsamen Besatzung konnten die Schiffe entkommen", erklärte Albert Schumacher, CEO der E.R. Schiffahrt am Dienstag in Hamburg. Er betonte, dass die Reederei „selbstverständlich" dazu bereit sei, „weitere Beiträge zum Schutz unserer Seeleute zu leisten". Dazu werde man am 24.Januar auch eigene Vorschläge mit einbringen.
14 Bulker wurden 2010 ausgeliefert
Hinter dem 1998 gegründeten Schifffahrtsunternehmen liegt ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr, so Schumacher weiter. Insgesamt 17 Schiffe wurden an die Reederei abgeliefert, „ der bislang größte jährliche Flottenzuwachs der Geschichte". Darunter sind allein 14 Bulker. Alle Neubauten seien langfristig an Unternehmen aus Fernost verchartert worden, das heißt zwischen fünf und zehn Jahren. Das sei auch deshalb bedeutsam, weil die Reederei-Führung auch für die kommenden Jahren, gerade auch im Massengutbereich, von „volatilen" Schifffahrtsmärkten ausgeht.
Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen neben sechs weiteren Bulkern auch die beiden ersten von insgesamt acht Großcontainerschiffen mit 13 100 TEU. Alle XXL-Frachter werden bei Hyundai in Südkorea gebaut. Die restlichen sechs Schiffe folgen dann 2012. Die Frachter sind ebenfalls langfristig verchartert, und zwar über 15 Jahre. Langfristig will das Unternehmen auch die eigene Offshore-Flotte weiter ausbauen.
Als eine Konsequenz aus der jüngsten Schifffahrtskrise will die Reederei-Gruppe künftig noch mehr Schiffe in sogenannten „Einnahmepools" betreiben. Aktuell befindet sich gut ein Drittel der Flotte, die neben Containerschiffen und Bulker auch aus einer Reihe von Spezialschiffen für die Offshore-Öl- und Gas-Exploration besteht, in solchen Pools zusammengefasst. Dadurch werden Chartereinnahme-Risiken erheblich verringert. Das Rückgrat der insgesamt 110 Einheiten umfassenden Flotte (Bestandflotte und Bestellungen, d.Red.) sind dabei Containerschiffe mit insgesamt 65 Einheiten.
Rückflaggungs-Zusagen soll eingehalten werden
Die Reederei-Gruppe will ihr Engagement auf dem Gebiet der Ausbildung seefahrenden Personals, aber auch der im Landbereich Tätigen, ausbauen. Aktuell befinden sich 53 technische und nautische Offiziersanwärter in der Ausbildung. Im Landbereich würden 2011 insgesamt 22 neue Ausbildungsplätze geschaffen.
Schumacher legte auch ein klares Bekenntnis zur deutschen Flagge ab. In den kommenden Wochen sollen in einem ersten Schritt fünf weitere Frachter – zu den bereits zehn, Schwarz-Rot-Gold führenden Schiffen – unter die deutsche Flagge gebracht werden. Damit werde man die als Selbstverpflichtung seitens der deutschen Reeder festgelegte Quote von 20 Prozent pro Unternehmen einhalten. Schumacher räumte ein, dass das Unternehmen unter den Folgen der Schifffahrtskrise „aus Kostengründen" zunächst keine weiteren Schiffe unter die deutsche Flagge gebracht habe. Dank der allgemeinen Erholung auf den Schifffahrtsmärkten konnte jetzt die Rückflaggungsentscheidung getroffen werden. Im Interesse des Erhaltes des Maritimen Bündnisses hält es Schumacher für unverzichtbar, dass „die deutschen Reeder solidarisch" ihre Zusagen zur Rückflaggung einhalten. Gleichzeitig sprach sich Schumacher dafür aus, dass die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für die deutsche Flagge gerade vor dem Hintergrund des harten internationalen Wettbewerbs weiter „anpasst" . Auf der Maritimen Konferenz im Mai diesen Jahres in Wilhelmshaven werde man entsprechende Vorschläge unterbreiten. (eha)