Die tägliche Gefahr

Glück im Unglück hatten die Mitarbeiter beim Automobilzulieferer INA-Schaeffler in Erbach. Anfang des Monats brach in einer Fabrikhalle Feuer aus. Der Absaugschlauch eines Härteofens war in Brand geraten. Das Feuer wurde allerdings von der firmeneigenen CO2-Löschanlage weitgehend gelöscht, bevor die Feuerwehr kam. Weniger Glück hatte ein Spediteur in Wriezen in Märkisch-Oderland. Seine Lagerhalle konnten selbst über 100 Feuerwehrleute nicht mehr retten. Da die Brandursache noch nicht feststeht, wollte der Unternehmer keine weiteren Angaben machen. Verletzt wurde in beiden Fällen glücklicherweise niemand. Die häufigsten Brandursachen Nach den Zahlen der Schadendatenbank des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) gehören Fehler oder Schäden in der Elektrik zu den häufigsten Brandursachen. Meistens sind es provisorisch reparierte oder mangelhaft installierte, beschädigte oder überlastete elektrische Anlagen, die einen Brand auslösen. Rund ein Drittel aller Brände lassen sich darauf zurückführen. Menschliches Versagen spielt die zweitgrößte Rolle. Dazu gehören etwa das schnelle Schweißen oder Löten von defekten Teilen, ohne entsprechende Vorsichtsmaßnamen zu treffen. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) werden Brandgefahren nicht nur von den eigenen Mitarbeitern, sondern oft genug auch von Fremdfirmen häufig unterschätzt oder die Sicherheitsvorschriften nicht beachtet. Aber auch eine achtlos weggeworfene Zigarette hat schon so manchen Brand ausgelöst. Zu den größeren Gefahrenquellen zählen auch überhitzte Geräte. Im Lager gehören dazu vor allem Lufterhitzer mit offener Flamme oder Strahlungsheizungen. Wenn diese defekt sind oder aus Unachtsamkeit zugestellt werden, kann hier die Brandursache liegen. Nicht zuletzt nimmt auch das Thema Brandstiftung im Lager laut GdV in der Ursachenstatistik eine herausragende Stellung ein. Bei der Calanbau Brandschutzanlagen aus Sarstedt sieht man auch in dem veränderten Lagerverhalten der Kunden eine Herausforderung. "Mittlerweile lagern immer mehr Betriebe ihre Waren in einwandigen und doppelwandigen Ladungsträgern aus Kunststoffprodukten. Aufgrund der chemischen und physikalischen Eigenschaften der verwendeten Kunststoffe gestaltet es sich im Brandfall schwierig, den Brand erfolgreich zu kontrollieren. Außerdem werden die Regale, in denen die Ware gelagert wird, immer höher, was einen effizienten Brandschutz erschwert", erklärt eine Sprecherin des Unternehmens. Brandschutz von Anfang an einplanen Bei der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) in Mannheim glaubt man nicht, dass die Gefahren generell unterschätzt werden. Vielmehr würden die Logistik- und Lagerunternehmen im baulichen und organisatorischen Brandschutz einen erheblichen Aufwand betreiben. Bei der Organisation gehören dazu zum Beispiel die Aufstellung einer Brandschutzordnung, die Ausbildung und Benennung eines Brandschutzbeauftragten und die Ausbildung von Brandschutzhelfern. Auch sollte man einen Fluchtund Rettungsplan erstellen, Räumungsübungen durchführen und die Beschäftigten regelmäßig unterweisen, heißt es von der Genossenschaft. Wichtig sei, dass Unternehmer schon bei der Planung eines Bauvorhabens auf vorbeugenden und baulichen Brandschutz achten. Dass es hier Aufklärungsbedarf gebe, sieht auch Eric Plagge, Fachplaner beim Dresdner Beratungs- und Planungsunternehmen LogistikPlan, so. "Der Brandschutz wird vor allem bei der Planung von Lagern gerne vernachlässigt", stellt Plagge fest. Damit später nicht teuer umgeplant werden müsse, rät er Unternehmen, bei Neubaumaßnahmen den Brandschutz frühzeitig in die Planung einzubeziehen. Laut BGHW gehören zur Planung etwa die Auswahl geeigneter Baustoffe, ausreichend Brandabschnitte, Gebäudeabstände, Flucht- und Rettungswege und Anfahrwege sowie Aufstellflächen für die Feuerwehr. In Lagerbereichen, in denen wassergefährdende Stoffe oder Ähnliches gelagert werden, müsse man zudem an eine Löschwasserrückhaltung denken. Zwar würden die Architekten und Ingenieure die gesetzlichen und versicherungsrechtlichen Vorschriften kennen, ein ausgewiesener Brandschutzexperte werde bei den Planungen aber nur selten hinzugezogen. "Der Brandschutz hat für viele Unternehmer auf den ersten Blick keinen unmittelbaren ökonomischen Nutzen", weiß Plagge aus der Praxis. Im Gegenteil: Neben den direkten Kosten beschränken zu viele Brandabschnitte auch die Flexibilität und behindern die Abläufe im Lager. "Doch das kann teuer werden", weiß Eric Plagge. Gemeint ist damit nicht alleine der Sachschaden, wenn eine Lagerhalle niederbrennt. "Ein Brand geht nicht selten mit einer Insolvenz einher", so Plagge. Wenn der Betrieb eingeschränkt ist oder gar stillsteht, suchen sich die Kunden meist schnell einen neuen Dienstleister. Auch wenn das oft nur für eine Übergangszeit gedacht ist, bleiben viele Kunden beim neuen Anbieter, wenn sie zufrieden sind. "Der Betriebsausfall richtet in der Regel den größeren Schaden an als der eigentliche Brand", warnt Plagge. Für den Notfall vorausplanen Auf jeden Fall sollten Unternehmen Redundanzen schaffen, etwa Ausweichlager, aus denen heraus zumindest für eine gewisse Zeit das Geschäft weiter betrieben werden kann. Auch die Unterteilung von Lagerhallen in kleinere Brandabschnitte und der Einbau von Sprinkleranlagen können sinnvoll sein. Auf die Feuerwehr sollte man sich bei einem Brand nur bedingt verlassen. Deren Aufgabe ist es vor allem, die Flammen daran zu hindern, noch größeren Schaden anzurichten, nicht das Gebäude zu retten. Vor allem im Hochregallager hat die Feuerwehr oft keinen Zugang zum Inneren des Gebäudes. Die hohen Regale beschleunigen zudem durch den Kamineffekt die Ausbreitung eines Brandes und erschweren die Löschmaßnahmen. Hier muss die meist vorgeschriebene Sprinkleranlage die Arbeit verrichten. Der Nachteil ist, dass je nach Lagergut die Waren durch das Löschwasser oft unbrauchbar werden. Eine Alternative, die derzeit wieder vermehrt diskutiert wird, ist die Reduktion von Sauerstoff im Lager. Dabei wird so lange Stickstoff in das Lager geleitet, bis der Sauerstoffanteil in der Raumluft unter die Entzündungsgrenze der eingelagerten Stoffe fällt. So kann sich der Brand nicht weiter ausbreiten. Mehr zum Thema im Dossier "Arbeitssicherheit" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Verhalten Im Notfall Die wichtigste Regel:"Menschenrettung geht vor Sachwerteschutz! Hausinterne Hilfskräfte sollten nur bei sogenannten Entstehungsbränden versuchen zu löschen. Das sind Brände in der Anfangsphase, denen man sich noch ohne Eigengefährdung nähern kann und auf die man freie Sicht hat."Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW)