Die Kosten explodieren

Wenn die Kosten in der Produktion innerhalb eines Jahres um satte 4,26 Prozent steigen, dann ist das ein beachtliches Plus, das man als Unternehmen erst mal schultern können muss. Eine solche Verteuerung ist umso bemerkenswerter, wenn ein Faktor in der Produktion sich stark vergünstigt hat. Zu beobachten ist ein solcher spürbarer Kostenanstieg gerade in der Sammelgutspedition - und dass, obwohl parallel dazu die Treibstoffkosten sich gerade auf Talfahrt befinden und für Entspannung sorgen. Dieselpreise sinken - Kosten steigen Die Entwicklung zeigt zudem: Wenn Kunden mit dem Hinweis, an der Zapfsäule müsse man ja für Diesel deutlich weniger Geld hinblättern als noch vor einem Jahr, einen Nachlass bei den Frachtraten einfordern, ist das keine ausreichende Begründung, noch nicht mal die halbe Wahrheit. Das belegen die neuesten Zahlen des Kostenindex Sammelgutspedition des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV), den das Beratungsunternehmen Forlogic mit Professor Dirk Lohre an der Spitze für den Verband erstellt hat. Demnach sind die Kosten in der Sammelgutspedition im zweiten Halbjahr 2015 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum kräftig um 4,26 Prozent gestiegen, obwohl zeitgleich aufgrund der niedrigen Dieselpreise die Treibstoffkosten um 13,62 Prozent gesunken sind. Für die Gesamtkosten einer Sammelgutsendung bedeutet dieser Rückgang immerhin eine Entlastung um 1,75 Prozent. Kostentreiber waren die Sachkosten, die innerhalb eines Jahres um 8,23 Prozent in die Höhe geschnellt sind, und die Personalkosten mit einem Plus von 5,1 Prozent. "Eine Steigerung in dem Ausmaß hatten wir nicht erwartet", zeigt sich Ingo Hodea, Referent für Stückgutlogistik und KEP-Dienste im DSLV, überrascht über den kräftigen Anstieg. Als Ursache für die gestiegenen Sachkosten werden in der Analyse zum Kostenindex die Mehraufwendungen für Flächen, Versicherungen und IT genannt, ohne dass der Einfluss dieser Größen näher umrissen wird. Zu den gestiegenen IT-Kosten bemerkt Hodea: "Die Zunahme zeigt, dass in der Sammelgutspedition über Digitalisierung offenbar nicht nur gesprochen wird, sondern die Unternehmen dazu auch in Vorleistung gehen und Geld investieren." Mindestlohn sorgt für Kostenschub Kräftig gestiegen, und zwar um 5,1 Prozent, sind im zweiten Halbjahr 2015 auch die Personalkosten gegenüber der zweiten Hälfte des Jahres 2014. "Dazu hat sicherlich auch die Einführung des Mindestlohns zum 1. Januar 2015 beigetragen", liefert Hodea eine Erklärung. Ob auch der Mangel an Fachkräften dazu geführt habe, dass übertarifliche Zuschläge (zum Beispiel bei den Fahrern) gezahlt wurden, wollte Hodea nicht ausschließen. "Aber die Unternehmen sind nicht explizit nach den Ursachen der Personalkostensteigerung gefragt worden", sagt Hodea. In einer Studie hatte Lohre Anfang 2015 sich mit den Folgen der Einführung des Mindestlohnes für die Stückgutspedition befasst: Damals hatte er eine durchschnittliche Belastung auf die Gesamtkosten in Höhe von 1,2 Prozent errechnet. Da die Personalkosten laut den Erhebungen zum Kostenindex einen Anteil von 49,84 Prozent an den Gesamtkosten einer Sammelgutsendung ausmachen, führt der Anstieg der Personalkosten in Höhe von 5,1 Prozent zu einer Zunahme der Gesamtkosten um 2,52 Prozent. Der Anstieg der Sachkosten (Anteil an den Gesamtkosten: 36,52 Prozent) hat zu einer Verteuerung bei den Gesamtkosten um 1,61 Prozent geführt. Am stärksten gestiegen sind die Mautkosten mit 23,71 Prozent. Zurückzuführen ist dies auf die zwei Mautausweitungen: Zum 1. Juli 2015 die Erhebung der Lkw-Gebühr auf weiteren 1100 Kilometern Bundesstraße und zum 1. Oktober die Erhebung der Maut für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen (vorher 12 Tonnen). Vor allem die Absenkung der Gewichtsgrenze dürfte dazu geführt haben, dass die Mautkosten sich zwischen dem zweiten Halbjahr 2014 und dem zweiten Halbjahr 2015 so stark verteuert haben. Denn im Vor- und Nachlauf (also der Abholung und Zustellung von Sendungen) werden "üblicherweise kleinere Fahrzeuge (7,5-Tonner und 12-Tonner) eingesetzt", heißt es in der DSLV-Mautkostenuntersuchung im Stückgutverkehr, die ebenfalls Forlogic erstellt hat. Allerdings heißt es dort weiter: "Die konkrete, dort eingesetzte Fahrzeugstruktur ist bisher nicht vollständig bekannt." Kosten steigen auch wegen der Maut Da der Anteil der Mautkosten an den Gesamtkosten einer Sammelgutsendung nur 2,4 Prozent beträgt, halten sich die Auswirkungen der Maut auf die Gesamtkosten in Grenzen: Nur um 0,66 Prozent verteuern die neuen Mautregeln demnach eine Sammelgutsendung. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Mautabsenkung auf 7,5 Tonnen erst zum 1. Oktober 2015 wirksam wurde, mithin also nur in drei von sechs Monaten des Betrachtungszeitraums. Allerdings ist selbst bei kleinen Kostenveränderungen Vorsicht geboten, da im Straßengüterverkehr von einer durchschnittlichen Rendite zwischen einem und drei Prozent die Rede ist. Für Unternehmen, die sich am unteren Segment befinden, können selbst Kostenveränderungen im Nachkommabereich von großer Bedeutung sein. Hodea weist darauf hin, dass der Kostenindex keinerlei Aussage darüber macht, wie sich die Preise verändert haben - und damit auch keine Aussage dazu liefert, ob es den Sammelgutspeditionen gelungen ist, den Kostenanstieg in Höhe von 4,26 Prozent tatsächlich an Kunden weiterzugeben. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Stückgut www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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