Leipzig. Das Gelb ist nicht zu übersehen: DHL ist am Flughafen Leipzig/Halle gelandet. Knapp 14 Monate nach dem ersten Spatenstich für das internationale Drehkreuz der Posttochter war am Dienstag auf der Baustelle Halbzeit. Anlass für einen Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem der derzeit größten Wirtschaftsprojekte Deutschlands, das für die Region zugleich Hoffnungsträger Nummer eins ist. „Mit der Entscheidung von DHL ist Leipzig/Halle in den Fokus der Transport- und Logistikbranche gerückt und hat einen unglaublichen Image-Sprung geschafft“, sagt Flughafenchef Eric Malitzke. Im Juli 2007 will die Posttochter den Testbetrieb für ihren neuen europäischen Hauptumschlagplatz aufnehmen. Statt Brüssel wird der Standort Leipzig/Halle dann neben Hongkong und Wilmington (USA) eines von drei zentralen Drehkreuzen für Luftfracht sein. Rund 300 Millionen Euro investiert DHL. Bis 2012 sollen bei DHL direkt 3500 Arbeitsplätze entstehen, weitere 7000 im Umfeld. „Die Entscheidung, dass ein weltweit operierendes Unternehmen von Brüssel nach Leipzig umzieht, hat für eine positive Grundstimmung gesorgt“, sagt Herbert Buscher vom Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). „DHL kann eine Menge an positiven Beschäftigungseffekten für die Region Halle/Leipzig bringen“, ist der Arbeitsmarktexperte überzeugt. Er sieht insbesondere für den Bereich Transport und Logistik eine Sogwirkung. „Entsprechende Signale aus der Branche gibt es bereits“, sagt Hermann Leistner, Sprecher der Arbeitsagentur Leipzig. Mit einer Arbeitslosenquote von 17,7 Prozent (September) gehört die Messestadt trotz ihres Image als „Boomtown Ost“ zu den Sorgenkindern. Neue Werke von BMW und Porsche haben erste Signale gesetzt und ziehen die Zulieferungsindustrie nach. So will Porsche seine Belegschaft um 600 Mitarbeiter auf 1000 für die Produktion des Panameras aufstocken, weitere 600 werden bei den Zulieferern erwartet. „Diese Unternehmen suchen aber in erster Linie hoch qualifizierte Mitarbeiter“, sagt Leistner. „Unser Problem ist, dass wir zu wenig Arbeitsplätze für wenig qualifizierte Menschen haben.“ Das DHL-Drehkreuz sei darum ein Segen. „Damit haben wir erstmals einen Arbeitgeber in der Region, der verantwortungsvolle Arbeit anbietet und zugleich in nennenswerter Höhe weniger qualifiziertes Personal einstellt“, sagt Leistner. Rund 40.000 Menschen haben sich bereits um einen Job beworben. Mehr als 90 Prozent davon stammen nach Angaben von DHL aus der Region rund um den neuen Standort. 330 Mitarbeiter hat das Unternehmen bereits neu eingestellt. Die Ansiedlung des Internet-Einzelhändler Amazon im August mit 400 Arbeitsplätzen wird in der Branche als ein deutliches weiteres Signal gesehen. „DHL ist nicht der ausschließliche Grund, aber es besteht eine Kausalität“, sagt Malitzke. Über die objektiven Standortvorteile sind sich die Experten einig: gute Infrastruktur, zentrale Lage in Europa, qualifizierte Arbeitskräfte, vergleichsweise niedrige Lohnkosten. „Der Standort entwickelt sich zum Logistikzentrum“, sagt der Geschäftsführer der Amazon Logistik GmbH, Paul Niewirth. Der Flughafen selbst setzt darauf und leistet Vorarbeit. Mit der neuen Start- und Landebahn Süd für 290 Millionen Euro und mit 24-Stunden-Betrieb hat er die wichtigste Grundlage für die DHL-Ansiedlung geschaffen. Das Cargo-Geschäft wird mit dem neuen Frachtbereich Süd angelockt. Ein deutsch-niederländisches Joint Venture will dort ein Logistikzentrum für rund 30 Millionen Euro errichten. Bis zu 280 Arbeitsplätze sollen entstehen. Auch die Lufthansa Cargo hat Leipzig/Halle auf der Rechnung. (dpa)
DHL-Drehkreuz: Hoffnungsträger und Jobmotor für Region Leipzig/Halle

Knapp 14 Monate nach dem ersten Spatenstich für das internationale Drehkreuz der Posttochter war am Dienstag auf der Baustelle Halbzeit