Hamburg. Das Auftragspolster im deutschen Schiffbau ist weiter zusammengeschmolzen - aber es gibt auch ermutigende Signale. 2010 werden die deutschen Werften ähnlich wie im Vorjahr rund 54 Schiffe abliefern, jedoch mit höherer Tonnage und höherem Wert, sagte ein Sprecher des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Doch trotz vergleichsweise guter Produktionszahlen ist die Krise in der Branche nicht vorbei.
Zahlen für das Gesamtjahr 2010 liegen noch nicht vor, doch könnte die Tonnage knapp eine Million gewichtete Bruttotonnen (cgt) betragen und der Wert der Schiffe deutlich über vier Milliarden Euro liegen. 2009 waren es 0,73 Millionen cgt im Wert von 2,6 Milliarden Euro. Die Ablieferungen unterliegen teils zufälligen Schwankungen.
Die Auftragseingänge für 2010 schätzt der VSM auf mehr als zwei Milliarden Euro, was jedoch nicht einmal die Hälfte der jährlichen Produktion ausmache. Ende 2009 hatte der Auftragsbestand rund 9,6 Milliarden Euro betragen; er würde damit zum Jahresende auf rund sieben Milliarden Euro schrumpfen. "Entscheidend wird das Jahr 2011", sagte der Sprecher. Die Werften müssten zum Überleben zusätzliche Aufträge gewinnen. Im laufenden Jahr seien bereits 1300 von 20.000 Arbeitsplätzen verloren gegangen.
Der deutsche Schiffbau leidet noch unter den Folgen der Krise sowie unter aggressiver und staatlich gestützter Konkurrenz aus China, Korea und Vietnam. Die Bundesregierung hat die staatlichen Bürgschaften gekürzt und die Banken sind zögerlich bei der Vergabe von Krediten. "Die Finanzierung wird umso schwieriger, je spezieller und technisch aufwendiger ein Schiff wird", heißt es beim Verband. Die Zukunft des deutschen Schiffbaus liegt aber bei den Spezialschiffen.
Gegenwärtig werden auf den deutschen Werften noch drei kleinere Containerschiffe gebaut. Danach sind bis auf weiteres keine weiteren Aufträge in diesem Segment zu erwarten. Deutsche Werften sind stark bei Kreuzfahrtschiffen, Jachten und Fährschiffen. Große Hoffnungen setzen die Werften in die Entwicklung der Offshore-Windkraftanlagen vor den Küsten, die überall auf der Welt und speziell auf der Nordsee geplant sind. Für Bau und Betrieb der Anlagen sind zahlreiche Schiffe notwendig. Doch auch hier ist die Finanzierung schwierig und die Konkurrenz aus Fernost drängt auf den Markt. (dpa)