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Deutsche Traditionswerft in arabischer Hand

22.03.2010 09:45 Uhr
Deutsche Traditionswerft in arabischer Hand
Thyssen Krupp zieht sich aus dem zivilen Schiffbau zurück und verkaufft Blohm+Voss an Abu Dhabi Mar
© Foto: ddp/Jörg Koch

Blohm+Voss wird an Abu Dhabi Mar verkauft, der auch zu 50 Prozent am militärischen Schiffbau beteiligt werden soll / Der arabische Investor soll neue Aufträge aus dem Nahen Osten mitbringen

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Hamburg. An diesem Mittwoch geht im Hamburger Hafen eine Ära zu Ende. Die Traditionswerft Blohm+Voss, die letzte der einst zahlreichen Großwerften im Hafen, wird nun auch offiziell an den arabischen Investor Abu Dhabi Mar verkauft. Das letzte Wort hat der Aufsichtsrat der Muttergesellschaft Thyssen Krupp Marine Systems. Aber an dessen Zustimmung gibt es keine ernsthaften Zweifel. Grundsätzlich hatten sich die beiden Partner schon im vergangenen Oktober auf das Geschäft geeinigt; seitdem wurde um Details und Einzelheiten des komplexen Deals gerungen. Der Thyssen-Krupp-Konzern zieht sich damit weitgehend aus dem zivilen Schiffbau zurück und behält nur noch eine Minderheitsbeteiligung von 20 Prozent an den Bereichen Reparatur, Mega-Jachten und Schiffskomponenten. Die Nordseewerke in Emden sind bereits verkauft; dort baut die mittelständische Siag Schaaf Industrie aus Dernbach in Rheinland-Pfalz künftig Komponenten für Windkraftanlagen. Der zivile Teil der Kieler Werft HDW geht auch an die Araber, die zuvor bereits die Rendsburger Nobiskrug-Werft gekauft haben. "Wären keine Partner gefunden worden, hätte Thyssen Krupp den zivilen Schiffbau wohl eingestellt", sagte der Hamburger IG-Metall-Chef Eckard Scholz. Mit zivilen Schiffen ist einfach kein Geld mehr zu verdienen, und seine Schiffbau-Sparte war dem nordrhein-westfälischen Stahl- und Technologiekonzern schon immer ein wenig suspekt. Bei Containerschiffen gibt es noch auf Jahre hinaus Überkapazitäten. Und die Käufer von teuren Mega-Jachten mussten in der Wirtschaftskrise wegen plötzlich auftretender Geldknappheit ihre Aufträge stornieren. Das Auftragspolster, das noch auf Jahre zu reichen schien, schmolz zusammen wie Butter in der Sonne. Die Hoffnung der rund 1700 Beschäftigten in den verkauften Bereichen richtet sich nun auf den arabischen Investor. Er soll neue Aufträge aus dem Nahen Osten mitbringen. Im militärischen Schiffbau will Blohm+Voss den neuen Partner Abu Dhabi Mar mit 50 Prozent beteiligen. Das ist politisch heikel und wird von der Bundesregierung genau beobachtet. Die technologische Führung bleibe in deutscher Hand. Für die Beschäftigten bei Blohm+Voss ändert sich in den kommenden beiden Jahren erst einmal wenig: Kündigungsschutz, Lohnhöhe und Arbeitszeiten sollen bleiben wie sie sind. Blohm+Voss steht wie kaum eine zweite deutsche Werft für die glanzvollen Zeiten des deutschen Schiffbaus, aber auch für die Ausbeutung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen und skrupelloses Kriegsgewinnlertum. Schon im Ersten Weltkrieg baute die Werft U-Boote für die Kriegsmarine, im Zweiten Weltkrieg war sie dann eine von Hitlers großen Rüstungsschmieden. Zu den legendären Schiffen gehörten das Fahrgastschiff "Wilhelm Gustloff" für die Organisation "Kraft durch Freude" und das Schlachtschiff "Bismarck", die beide während des Krieges versenkt wurden. Die Werft mit ihren Schwimmdocks gegenüber den St.-Pauli-Landungsbrücken gehört zu den bekanntesten Motiven Hamburgs. Früher hatten einige tausend Hamburger dort ihre Arbeitsplätze, doch das ist lange vorbei. Ob die mehr als 130 Jahre alte Werft überhaupt noch eine lange Zukunft hat, hängt letztlich davon ab, ob die Investoren aus Abu Dhabi die dringend benötigten Aufträge besorgen können. (dpa)

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