Hamburg. Die deutschen Reeder machen weitere Gelder für die Nachwuchsförderung locker. Bereits in diesem Jahr beginnend und zunächst einmal 2009 endend, werden sie den norddeutschen Küstenländern Bremen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zusammengerechnet drei Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Mittel, die sich in dem Dreijahreszeitraum auf 250.000 Euro je Bundesland belaufen, sind zweckbestimmt für die Nautiker-Ausbildung an den entsprechenden Seefahrtsschulen einzusetzen. „Wir zeigen damit einmal mehr, wie sehr uns die Ausbildung des seemännischen Nachwuchses am Herzen liegt und wie sehr wir als Reeder daran interessiert sind, unsere Zusagen gegenüber den Ländern und dem Bund, die wir im Rahmen des Maritimen Bündnisses gegeben haben, einhalten wollen,", sagte Hans -Heinrich Nöll, Hauptgeschäftsführer beim Verband Deutscher Reeder (VDR), heute in Hamburg. Die Mittel seien durchaus mehr als ein nur ein „symbolischer Betrag", ergänzte Dietrich Dabels, selbst Nautiker und mit seinem fachlichen Hintergrund Ausbildungsreferent beim VDR. So könnten mit dem Geld für die Ausbildung erforderliche Sachmittel ebenso bezuschusst werden wie der für die Ausbildung an den Seefahrtsschulen erforderliche Lehrkörper. Die maritimen Ausbildungsstätten in Norddeutschland waren in den vergangenen Jahren einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Unter dem Eindruck einer schwachen Auslastung wurden in den 1990-er Jahren Studienplätze abgebaut beziehungsweise ganze Schulen geschlossen. So auch in Hamburg, das seitdem keine eigene Seefahrtsschule mehr hat. Somit erklärt sich auch, dass die Stadt mit der stärksten Reederei-Konzentration und dem größten Hafen in Deutschland, keinen Euro aus dem aktuellen VDR-Sondertopf bekommt. Inzwischen kann von einem Mangel an Studienplatzbewerbern für das Nautik-Studium an den Fachschul- und Fachhochschulstandorten Bremen, Rostock-Warnemünde, Leer, Elsfleth, Cuxhaven und Flensburg, überhaupt keine Rede mehr sein, betonte Ministerialrat Jürgen Hansen ins seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Ständigen Arbeitsgemeinschaft der Küstenländer für das Seefahrtsausbildungswesen (StAK). „Wir haben es inzwischen mit Kapazitätsengpässen in der Nautiker-Ausbildung zu tun", sagte er . Folge: Für das Studienjahr 2006/2007 musste ein Numerus Clausus (NC) eingeführt werden. Zahlreiche Bewerber, die diese Norm nicht erreicht hatten, mussten zunächst abgelehnt werden. Nachdem jetzt auch die Länder beschlossen haben, die Ausbildungskapazitäten an den Seefahrtsschulen wieder aufzustocken, zeichnet sich eine Aufhebung der NC-Regelung für das Studienjahr 2009 ab. Bis dahin sollen aus den rund 430 Studienplätzen 620 werden. Dass der Handlungsdruck bei der Ausbildung groß ist, belegte VDR-Ausbildungsexperte Dabels mit dieser Zahl: Der Jahresbedarf der deutschen Reeder an ausgebildeten Nautikern liegt bei aktuell rund 600 Köpfen. Darüber hinaus werden Schiffs-Ingenieure und Schiffsbetriebsmechaniker (sozusagen die Facharbeiter-Ebene) in größerer Anzahl benötigt. Denn die deutsche Handelsflotte wächst weiter ungebrochen. „Unsere Reeder bekommen in den kommenden drei Jahren 850 weitere Schiffe. Das ist ein beispielloser Bestellbestand." Hinzu kommt eine ungünstige Altersstruktur beim Bordpersonal. Was Nöll an dieser Stelle nicht so deutlich sagte: Diese Struktur ist eine Erblast aus den Ausbildungsversäumnissen der 1990-er Jahre. (eha)
Deutsche Reeder: Drei Millionen Euro für den Seefahrtsnachwuchs

Zuwenig Ausbildungsstätten für nautische Berufe: Deutsche Handelsflotte wächst in den nächsten drei Jahren um 850 weitere Schiffe