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Deutsche Lkw-Hersteller: EU-weit führend in der Dekarbonisierung

19.06.2023 11:15 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der Scania 460 R Super Highline fährt über die Profi-Teststrecke.
Die drei deutschen Lkw-Hersteller Scania, Mercedes-Benz Trucks und MAN Trucks sind Vorreiter in der Dekarbonisierung
© Foto: VerkehrsRundschau/Erwin Fleischmann

Wie ein Ranking von Transport & Environment Deutschland ergab, sind die drei deutschen Lkw-Hersteller Scania, Mercedes-Benz Trucks und MAN Trucks Vorreiter der Dekarbonisierung von Nutzfahrzeugen in der EU.

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Die drei deutschen Lkw-Hersteller Scania, Mercedes-Benz Trucks und MAN sowie Tesla und BYD verfolgen weltweit die ambitioniertesten Ziele für emissionsfreie Nutzfahrzeuge, was ein Ranking der Umweltorganisation Transport & Environment Deutschland (T&E) ergab. Im Ranking wurden die Hersteller nach Dekarbonisierungsplänen bewertet.

Das Ranking von T&E zur Dekarbonisierung von Lkw

Scania führt die Rangliste der Lkw-Hersteller hinsichtlich Klimaambition und -strategie im Ranking von T&E an. "Das Unternehmen hat zwar nur zugesagt, ab 2030 die Hälfte seiner Neufahrzeuge mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb zu verkaufen, es verfolgt jedoch eine sehr erfolgsversprechende industrielle Strategie", heißt es in der Bewertung des Lkw-Herstellers.

Der zweitplatzierte Hersteller Mercedes-Benz Trucks gab an, dass 60 Prozent seiner verkauften Neufahrzeuge ab 2030 emissionsfrei sein werden. Allerdings klaffe zwischen diesem Ziel und der industriellen Planung eine deutliche Lücke. Mercedes-Benz Trucks läge in Punkto Batterien hinten, da erst noch die Versorgung mit Batterierohstoffen sichergestellt werden muss.

Auf Platz vier liegt der deutsche Hersteller MAN, der weniger Elektromodelle plant und ein schwächeres Emissionsziel für 2030 verfolgt.

Volvo Trucks - Marktführer beim Verkauf emissionsfreier Lkw?

Volvo Trucks, der derzeitige Marktführer beim Verkauf emissionsfreier Lkw in Europa und den USA, landet nur im Mittelfeld. "Obgleich der Hersteller öffentlich versprochen hat, dass 70 Prozent seiner verkauften Neufahrzeuge ab 2030 emissionsfrei sein werden, hat das Unternehmen keinen klaren Zeitpunkt angegeben, ab dem alle verkauften Neufahrzeuge 100 Prozent emissionsfrei sein sollen", ist in der Bewertung von T&E zu lesen. Außerdem investiere Volvo Trucks in Gas- und Biokraftstoffe, die CO2 ausstoßen.

Renault Trucks liegt ebenfalls lediglich im Mittelfeld des Rankings. Der Hersteller verspreche laut T&E-Experten zwar, dass ab 2030 die Hälfte der verkauften Neufahrzeuge emissionsfrei sind, setzt aber ebenfalls auf Gas und Biokraftstoffe.

Abgeschlagen sind laut der Umweltorganisation Iveco und DAF. Beide Unternehmen würden keine langfristigen Ziele verfolgen oder planen und nur wenig in Batterieversorgungsketten und Ladeinfrastruktur investieren.  

Kim Kohlmeyer, Bereichsleiterin für Straßengüterverkehr bei T&E Deutschland, kommentiert die Ergebnisse des Dekarbonisierungs-Rankings: „ Alle europäischen Lkw-Hersteller geben an, umweltfreundlicher werden zu wollen. In Wirklichkeit klafft in der Lkw-Branche eine große Lücke zwischen Herstellern, die einen Plan zur vollständigen Dekarbonisierung haben, und denen, die keinen haben. Um deutsche und europäische Wettbewerbsfähigkeit international zu erhalten, brauchen wir strengere Regulierungen wie die EU-weiten Lkw-Flottengrenzwerte. Sie garantieren, dass unser Wirtschafts- und Industriestandort zukunftsfähig bleibt.“ 

Europäische Lkw-Hersteller gegen Tesla und Co

Die europäischen Lkw-Hersteller stehen im harten Wettbewerb mit Tesla und BYD. Die gleiche außereuropäische Konkurrenz hat laut T&E bereits darauf hingewiesen, dass sie in der Lage ist, die Produktion emissionsfreier Pkw in kurzer Zeit zu steigern – das könnte der Lkw-Industrie blühen. Außerdem haben die internationalen Hersteller starke Batterie-Lieferketten aufgebaut und sich die Versorgung mit Rohstoffen gesichert.

Das kalifornische Verkaufsverbot von Diesel-Lkw ab 2036 und der US Inflation Reduction Act könnten dazu führen, dass Hersteller Investitionen in den USA priorisieren und Produktionspläne in Europa aussetzen oder streichen. "Die EU muss mit der Überarbeitung ihrer Flottengrenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge Investitionssicherheit in Europa signalisieren. Strengere Vorgaben für 2030 sind besonders entscheidend, um für Hersteller klare Anreize zu schaffen, ihre industriellen Strategien zeitnah anzupassen", fordert die Umweltorganisation. „ Die EU-Regierungen sollten alarmiert sein: Tesla und BYD sind dabei, ihre Pkw-Erfolgsstory auf dem Lkw-Markt fortzuschreiben", warnt Kohlmeyer .

Kampagne Your Heavy Duty soll Investitionen im Bereich Lkw-Dekarbonisierung fördern

T&E hat kürzlich die Kampagne Your Heavy Duty mit dem Ziel gestartet, stärkere CO2-Reduktionsziele für europäische Lkw-Hersteller zu erreichen. Dadurch sollen Investitionen gefördert, das Angebot ausgeweitet und das Versprechen der Hersteller für emissionsfreie Lkw eingehalten werden. Die Kampagne fordert die EU-Gesetzesgeber auf:

  • Ein CO2-Reduktionsziel von –65 Prozent für das Jahr 2030 festgelegt, im Einklang mit dem, was führende Hersteller bereits angekündigt haben.
  • Ein CO2-Reduktionsziel von –100 Prozent für das Jahr 2035 für Lkw etabliert, um sicherzustellen, dass ab 2050 keine umweltschädlichen Fahrzeuge mehr auf Europas Straßen unterwegs sind. Ohne ähnliche strenge Maßnahmen wie Kaliforniens Verbot ab 2036 läuft die EU Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten, da große Lkw-Hersteller ihre Investitionen aus Europa abziehen könnten.
  • Biokraftstoffe und E-Fuels sind nicht in die Flottengrenzwerte einzubeziehen, da sie teure und ungeeignete Lösungen zur Dekarbonisierung des Lkw-Verkehrs sind. Die Lkw-Hersteller, die sich gegen jede Einbeziehung von Biokraftstoffen und E-Fuels in der Verordnung aussprechen, machen über 90 Prozent des EU-Marktes aus.
  • Den Geltungsbereich der Verordnung auf leichte Lkw, sogenannte Arbeitsfahrzeuge und nicht zertifizierte Fahrzeuge auszuweiten, so dass alle neuen Lkw reguliert werden. 
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