Interview: "Der Preis bleibt der Erfolgsfaktor"

Worin liegt die Stärke der Logistik-Startups? Sie sind gut darin, bestehende Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Sie bieten ein automatisches Matching an, den sofortigen Vertragsabschluss sowie Track & Trace in Echtzeit. Allerdings ist ihr Geschäftsmodell nicht disruptiv anders als das der klassischen Speditionsunternehmen. Stellen die Start-ups eine Konkurrenz zu den Frachtenbörsen dar? Grundsätzlich handelt es sich um unterschiedliche Geschäftsmodelle: Die meisten Start-ups treten als Spediteur auf, die Frachtenbörsen nur als Vermittler. Allerdings sprechen beide die gleichen Zielgruppen an - Spediteure, Frachtführer und Verlader. Man muss aber auch bedenken, dass Start-ups und Frachtenbörsen in erster Linie auf den Spotmarkt zielen. Große Verlader haben in der Regel langfristige Verträge mit ihren Spediteuren. Sie geben keine Transportdaten in Internetmasken ein, sondern erwarten, dass der Dienstleister eine Anbindung an das eigene ERP-System hat. Wie groß ist der Spotmarkt für Transporte? Dazu gibt es keine genauen Zahlen. Schätzungen aus den USA zufolge macht der Spotmarkt für Transporte nur 20 Prozent vom gesamten Logistikmarkt aus. Das heißt, 80 Prozent der Transporte werden immer noch über langfristige Rahmenverträge vergeben. Für welche traditionellen Spedititionsunternehmen stellen die Start-ups die größte Gefahr dar? Speditionen ohne eigene Flotte. Denn sie bieten ja das Gleiche an wie die Online-Spediteure, im besten Fall zu einem ähnlichen Preis, aber oft mit einem langsameren Service. Wie können traditionelle Anbieter der neuen Konkurrenz begegnen? Sie müssen auf den Digitalisierungszug aufspringen. Allerdings gilt auch in Zukunft: Der Preis bleibt ein Erfolgsfaktor, und auch Kriterien wie Zuverlässigkeit spielen weiter eine große Rolle. Außerdem wird es immer Nischen geben, die den Start-ups zu klein oder komplex sind. Denken Sie an Gefahrgut-Transporte, temperaturgeführte Sendungen, an Schüttgut, Flüssigkeiten oder Stahl.

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