Das Gefahrgut stets sicher transportieren

Das Gefahrgut stets sicher transportierenDie Regeln sowohl für den Umgang als auch für die Beförderung von Gefahrgut haben sich zum Jahreswechsel verändert. Damit müssen in diesem Spezialbereich sowohl die Spediteure als auch die Transportunternehmen technische und organisatorische Neuheiten beachten.Für Gefahrguttransporte hat es in den vergangenen Wochen zwei wesentliche Änderungen gegeben. Zum einen wurde der Umgang mit Gefahrstoffen zum 1. Dezember 2010 weltweit harmonisiert, was auch deutsche Speditionen, Tankstellenbetreiber sowie Hersteller und Verarbeiter von Gefahrstoffen betrifft. Das Globally Harmonized System (GHS) und die Classification and Labelling of Chemicals ersetzen die bisherigen Stoff- und Zubereitungsrichtlinien der EU. Die Neuregelung für Stoffe, also das GHS, ist bereits seit dem 1. Dezember 2010 verbindlich anzuwenden. Für Gemische treten die Änderungen ab dem 1. Juni 2015 – unter bestimmten Umständen sogar erst ab 2018 – in Kraft. „Diese Änderungen haben weitreichende Folgen für deutsche Unternehmen“, kommentiert Manfred Dämmer, Fachleiter Gefahrgut Mobilität beim TÜV Rheinland. „Die neuen Vorschriften sind sicher ein Fortschritt und bieten weltweit verbindliche Standards, die wir vor allem in Schwellenländern bisher vermissten“, betont der Gefahrgutexperte. „Allerdings müssen deutsche Unternehmen für eine rechtssichere Anwendung ihre bisherigen Gefahrstoffverzeichnisse sowie Schutz- und Präventionsmaßnahmen anpassen“, betont TÜV-Mitarbeiter Dämmer.Die Logistikdienstleister müssen für die Gefahrstoffe, die sie transportieren, neue Sicherheitsdatenblätter bei den Herstellern anfordern. Darüber hinaus müssen die Firmen ihr Personal schulen sowie die Betriebs- und Arbeitsanweisungen den neuen Vorschriften anpassen. Auch die Vorschriften des Europäischen Übereinkommens über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße (ADR) haben sich zum Jahreswechsel geändert. Die wichtigsten Neuerungen hat der Deutsche Speditions- und Logistikverband e.V. (DSLV) zusammengefasst. So wurden beispielsweise die Begriffe Verlader und Entlader überarbeitet beziehungsweise erstmalig definiert. Demnach zählen künftig ausdrücklich auch Terminals des Kombinierten Verkehrs zu den Verladern. Erstmalig festgelegt wurde die Rechtsform des Entladers. Der Begriff beschreibt ein Unternehmen, das der Definition nach Container, Schüttgut-container, Gascontainer mit mehreren Elementen (MEGC), Tankcontainer oder ortsbewegliche Tanks von Fahrzeugen oder Waggons absetzt. Was wiederum Terminals des Kombinierten Verkehrs einschließt. Des Weiteren kann der Entlader verpackte gefährliche Güter, Kleincontainer oder ortsbewegliche Tanks aus Fahrzeugen oder Waggons ausladen oder entladen. Die dritte Variante, um ein Unternehmen als Entlader zu definieren, ist, wenn es gefährliche Güter aus einem Tank, einem Batteriewagen/-fahrzeug, einer mobilen Einheit zur Herstellung von explosiven Stoffen oder Gegenständen mit Explosivsoff oder aus einem MEGC beziehungsweise aus einem Waggon oder Fahrzeug, Groß- oder Kleincontainer für Güter in loser Schüttung oder einem Schüttgutcontainer entleert. Zu den Pflichten des Entladers gehören neben der sicheren Entladung das Kontrollieren in Bezug auf die Dokumentation, die Kennzeichnung, die Ladung und das Beförderungsmittel während des Entladevorgangs. Zu den Aufgaben zählt unter anderem das Entfernen von Kennzeichnungen und gefährlichen Rückständen an Tanks oder Containern. Falls der Entlader die Dienste Dritter in Anspruch nimmt, muss er sicherstellen, dass diese vorschriftenkonform arbeiten. Die Schulung der Mitarbeiter wurde im neuen ADR 2011 ebenfalls konkretisiert. Mitarbeiterunterweisungen im Bereich der Sicherung müssen demnach regelmäßig wiederholt werden. Genaue Vorgaben an die Schulungsintervalle wurden allerdings nicht gemacht. Eine detaillierte Beschreibung der durchgeführten Unterweisung muss vom Arbeitgeber für einen von der zuständigen Behörde festgelegten Zeitraum aufbewahrt werden. In Deutschland sind dies fünf Jahre. Üblicherweise werden die Sicherungsunterweisungen für die Beschäftigten im Zuge einer generellen Gefahrgutunterweisung durchgeführt. Im aktualisierten Regelwerk wird auch Bezug auf die Ausrüstung an Bord (ADR 2011, Abschnitt 8.1.5) genommen (siehe Kasten). Das Thema Weiterbildung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Hierzu heißt es: „Die zuständige Behörde kann Aufbaukurse für die Beförderung in Tanks zulassen, die auf bestimmte gefährliche Güter oder auf eine oder mehrere bestimmte Klassen beschränkt sind.“ Diese Regelung gilt nicht für alle Fahrer (ADR 2011, Abschnitt 8.2.1.4). Eine technische Änderung betrifft die Nachrüstung mit automatischen Blockierverhinderern (ABV). Hierfür lief bereits zum 1. Januar 2010 eine Übergangsfrist aus. Der aktuelle Stand wurde nun festgeschrieben. Kraftfahrzeuge (Zugmaschinen und Trägerfahrzeuge) mit einer höchstzulässigen Gesamtmasse von mehr als 16 Tonnen und Fahrzeuge, die Anhänger (Anhänger, Sattelanhänger oder Zentralachsanhänger) mit einer maximalen Gesamtmasse von mehr als 10 Tonnen ziehen dürfen, müssen mit einem automatischen Antiblockierverhinderer der Kategorie 1 ausgerüstet sein. Hiervon betroffen können auch ältere Fahrzeuge sein, die vor 1993 beziehungsweise 1995 erstmals in Betrieb genommen worden sind und heute noch für die Heizölbelieferung eingesetzt werden, wie der DSLV betont. Generell gelten für alle Änderungen der ADR 2011 die allgemeinen Übergangsfristen bis zum 30. Juni 2011. Bis dahin sind auch die Regeln der aktuellen ADR 2009 erlaubt. Für bestimmte technische Neuerungen können zudem teilweise längere Übergangsfristen von den Betroffenen in Anspruch genommen werden. Vorsicht im Lager und auf Tour: Die Regeln für das richtige Zusammenstellen und Transportieren von Gefahrgut wurden erneut konkretisiert

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