München. Endlich das Studium geschafft – und nun in der weiten Welt durchstarten, Großes bewirken, Dinge verändern. Die „Generation Y“ – so nennen Soziologen die nach 1982 Geborenen – haben hohe Ansprüche. An sich, an ihren Job, an Kollegen und Chefs. Nur erfüllen sich diese Ansprüche nicht immer. Mit der Folge: Viele Uni- und FH-Absolventen starten holprig in den Beruf. Hektik und Frust anstatt Freude und Motivation beherrschen den Arbeitsalltag. Forscher des HIS-Instituts für Hochschulforschung (HIS-HF) haben herausgefunden, dass sich fast die Hälfte der jungen Akademiker beim Berufsstart überlastet fühlt. „Die Arbeitsgeschwindigkeit im Berufsleben ist deutlich höher als in Uni oder FH“, sagt Kolja Briedis, HIS-Projektleiter für die Absolventenstudien. Neben zu viel Arbeit und Termindruck belasten die Berufseinsteiger insbesondere fehlendes Feedback, schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf und nicht verständliche Entscheidungsprozesse. Trotzdem gibt Briedis Entwarnung: „Viele Probleme erledigen sich von selbst, wenn ein wenig Routine in den Arbeitsalltag eingekehrt ist.“
Chaos im Kopf
Das kann Sascha Effenberger bestätigen, der seit Juni 2012 als Business Analyst im Bereich eLogistics von Zalando arbeitet. „In der ersten Zeit wird man von einer Flut an Informationen beinahe erschlagen. Aber das ist ja normal“, erzählt der29-Jährige. Zudem sei es nie ein Problem gewesen, nochmals nachzufragen. „Nach einem Monat war das auch alles gar kein Thema mehr“, sagt er. Um den Berufsanfängern bei Zalando den Start zu erleichtern, bekommen sie einen individuellen Einarbeitungsplan und lernen das Unternehmen bei einem „New Hire Day“ kennen. „Zudem übertragen wir den jungen Leuten von Anfang an Verantwortung. So bekommen sie die Gelegenheit, sich zu beweisen“, sagt Frauke von Polier, Head of HR. Deshalb werden die späteren Mitarbeiter im Vorstellungsgespräch bewusst ausgewählt: Neugier für neue Themen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen sind ein Muss.
Ehrlich hält länger
Ein ehrlicher Bewerbungsprozess, in dem die Ansprüche des Unternehmens und des Bewerbers fair und realistisch abgesteckt werden, kann zudem überhöhte Erwartungen verhindern, weiß Juliane Brauer von der Stuttgarter Personalagentur alma mater. So verhindert man, dass junge Leute am Anfang der beruflichen Laufbahn nicht den Anforderungen an die Stelle gerecht werden oder sich zu viel von ihren künftigen Aufgaben versprechen. Übrigens sehen nicht alle Unternehmen ein Defizit gleich als Schwäche an. „Hochschulabsolventen verfügen zwangsläufig noch nicht über das praktische Know-how. Hier liegt aber auch eine Stärke begründet, da sie sich schnell in Zusammenhänge einarbeiten können und dabei strukturiert vorgehen“, erklärt Linda Afsaoui, Leiterin Competence Center Personalmarketing bei der Schenker Deutschland AG. (ts)