Careers in Logistics & SCM

Careers in Logistics & SCM Wege zum Chef-Logistiker Uni oder Fachhochschule? Master oder Bachelor? Wie wichtig ist Auslandserfahrung? Diesen und anderen Fragen müssen sich Nachwuchslogistiker stellen. Antworten gab es auf dem Karrierekongress „Careers in Logistics & SCM“ in Hamburg. Viele Wege führen nach Rom und auch zu einer Karriere in Logistik und Supply Chain Management – aber nicht alle sind gleich gut. Da kann ein bisschen Planung vor dem Start nicht schaden. Das fanden rund 100 Studenten und Nachwuchslogistiker, die sich auf dem Karrierekongress „Careers in Logistics & SCM“ zwei Tage lang über Karrierechancen in SCM und Logistik informierten. Veranstalter waren die VerkehrsRundschau, der Recruiting-Spezialisten Access und die Kühne Logistics University (KLU). Ein wichtiges Fazit: Die immer höheren Ansprüche der Unternehmen an logistische Prozesse und die Planung von Lieferketten schlagen auch auf die Ausbildung durch. Logistik entwickelt sich immer mehr zur Akademiker-Domäne. 59 Prozent der Berufstätigen zwischen 25 und 29 Jahren in der Materialwirtschaft haben studiert. Bei den älteren Mitarbeitern über 60 liegt dieser Anteil gerade mal bei 24 Prozent. Unterschiedliche Karrierepfade „Typische Karrierepfade für eine Top-Position im Supply Chain Management haben sich allerdings noch nicht herausgebildet“, sagte Professor Kai Hoberg, Associate Professor an der Kühne Logistics University. Das bestätigte auch eine vom stellvertretenden Chefredakteur der VerkehrsRundschau, Andre Kranke, moderierte Podiumsdiskussion, an der neben Hoberg Praktiker aus Konsumgüterwirtschaft, Logistikdienstleistung, Handel und Personalberatung teilnahmen. Nahezu jedes Unternehmen gewichtet die Ansprüche an seine Nachwuchslogistiker anders: Alexander Ralfs, Bereichsleiter Supply Chain Management & Retail bei Tchibo, sieht beispielsweise eine Zweiteilung. Für planerische, strategische und analytische Aufgaben seien Universitäts-Absolventen im Vorteil. In der operativen Logistik gäbe es besonders gute Chancen für Fachhochschul-Absolventen, die bereits während ihres Studiums praktische Erfahrungen gesammelt haben. Beim Einzelhändler Edeka spielt es hingegen überhaupt keine Rolle, ob ein Absolvent von der Uni oder einer Fachhochschule kommt. „Danach filtern wir nicht. Für uns sind der persönliche Werdegang und überzeugende Praktika wichtiger“, resümierte Stephan Borgmann, Abteilungsleiter Logistik EZ Betriebe bei Edeka. Im hemdsärmlichen Handel könne in machen Funktionen ein Doktortitel sogar hinderlich sein. Ähnlich uneinheitlich sind die Aussagen zu Master- und Bachelor Studiengängen. „Wer in eine Unternehmensberatung will, für den ist ein Master-Abschluss ein Muss“, sagt Frederik Zitz, Geschäftsführender Gesellschafter der Personalberatung Elmar Hertzog und Partner. Speditionen suchen hingegen gern Einsteiger mit einem Bachelorabschluss. „Diese sind jünger und aus Sicht der Spediteure formbarer“, ergänzt Zitz. Außerdem seien sie mit niedrigeren Einstiegsgehältern zufrieden. Bei Kühne + Nagel mischen sich mittlerweile sehr gut ausgebildete Universitäts- und Hochschulabsolventen mit Führungskräften traditioneller Prägung, die nach einer Speditionslehre im Unternehmen aufgestiegen sind. „Mitunter passiert es schon mal, dass die einen die anderen nicht verstehen“, sagte Dirk Blesius, als Mitglied der Geschäftsleitung von Kühne + Nagel in Deutschland für das Personalmanagement zuständig. Unter dem Strich jedoch ergänzten sich die erfahrenen Spediteure und die Newcomer ausgezeichnet. In der Luft- und Seefracht, räumte Blesius ein, sei es allerdings ohne Speditionslehre für Neueinsteiger deutlich schwerer, sich zu behaupten. Kühne + Nagel gehört zu den Unternehmen, die über Unterstützung und Zusammenarbeit mit Universitäten, Hochschulen und Berufsakademien die Ausbildung ihres Fach- und Führungspersonals intensiv begleiten. Allein 50 Trainees stelle das Unternehmen in jedem Jahr ein. Emotionale Intelligenz sehr wichtig Nicht alle Unternehmen sehen Traineeprogramme als optimalen Start für ihren Fach- und Führungsnachwuchs. „Aufgrund der kurzen Verweildauern an den einzelnen Stationen sind die Mitarbeiter anfangs weniger produktiv. Zudem ist das Programm mit relativ hohen Kosten etwa für Reisen und Schulungen verbunden“, führt KLU-Professor Hoberg die Nachteile aus. Dem ständen aber auch Vorteile gegenüber: Beispielsweise schaffen Traineeprogramme schnittstellenübergreifendes Verständnis und Wissenstransfer zwischen den Abteilungen. Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer in einem Punkt: Gerade in der Logistik und im Supply Chain Management als Querschnittsfunktionen sind sogenannte Softskills enorm wichtig. Dazu zählen Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Problemlösungs- und Führungskompetenz. „Für eine Karriere im Supply Chain Management braucht es drei Dinge: Kopf, Bauch und Herz“, sagt Kai Könecke, Vice President Supply Chain für Deutschland, Österreich und die Schweiz beim Konsumgüterhersteller Unilever. Den Kopf für eine sehr gute Ausbildung und analytische Fähigkeiten. Den Bauch, um auch intuitive Entscheidungen aus der Basis des eigenen Wissens treffen zu können. Und das Herz, um nie den Blick für die Mitmenschen zu verlieren. „Ohne emotionale Intelligenz kann man keine Führungskraft werden“, ergänzte Könecke. Enorm wichtig sei in Supply-Chain-Organisationen auch eine positive Einstellung gegenüber Veränderungen. 87.000 Euro Jahresgehalt Praktisch durchgehend gefordert werden in Logistik- und Supply Chain Management verhandlungssichere Sprachkenntnisse, zumindest auf Englisch, und relevante Auslandserfahrung. Wobei die Rucksackreise durch Australien nicht von allen Personalverantwortlichen als relevant eingestuft wird. Es komme auf eine intensive Auseinandersetzung mit anderen Kulturen an, sagte Unilever-Manager Könecke. Bemerkenswert aus Sicht der Bewerber ist übrigens eine Analyse der KLU zu Gehältern in Logistik und Supply Chain Management. Aufgrund der Auswertung des Gehaltsreports des Karriereportals Stepstone fanden Hoberg und sein Team heraus, dass Positionen im SCM sowohl von den Einstiegsgehältern als auch von den späteren Gehaltssteigerungen deutlich attraktiver sind als Positionen in der Logistik – und das, obwohl beide Begriffe häufig synonym verwendet werden. Der Analyse zufolge liegen Akademiker in der Logistik mit weniger als zwei Jahren Berufserfahrung bei durchschnittlich 39.140 Euro Jahresgehalt; mit 11 bis 25 Jahren Berufserfahrung steigt das Gehalt auf 52.667 Euro. Wer im Supply Chain Management angestellt wird, verdient als Neuling 43.594 Euro und nach elf bis 25 Jahren 86.907 Euro. Kleiner Trost für die Logistiker. Der Weg in die Supply Chain-Organisationen steht ihnen offen. Laut einer Studie der KLU und McKinsey begann ein Drittel der Führungskräfte in den Supply Chain-Organisationen seine Karriere in einer Logistikfunktion. ❙❚■ Björn Helmke, VR-Korrespondent in Hamburg Karrierekongress in Hamburg Viele gute Gespräche und jede Menge Spaß Zu dem zweitägigen Kongress kamen knapp einhundert Studierende und Young Professionals nach Hamburg, um sich über Karrierechancen in der Logistik zu informieren. Rund 300 Berufseinsteiger hatten sich im Vorfeld für eine Teilnahme beworben, rund ein Drittel wurde von den Veranstaltern und den Unternehmen Edeka, ABInbev, Hermes, Lufthansa Technik, Still und Tchibo eingeladen. Neben allgemeinen Informationen standen konkrete Bewerbungsgespräche, Planspiele und Betriebsbesichtigungen auf dem Programm. Am Freitagabend waren die Teilnehmer zu Gast in der Event-Arena des Flurförderzeugeherstellers Still, um sich im Rahmen eines gemütlichen Get Togethers besser kennenzulernen. ak Speditionen suchen gerne Einsteiger mit einem Bachelor-Abschluss „Mitunter passiert es schon mal, dass die einen die anderen nicht verstehen“ Dirk Blesius Geschäftsführung Personal bei Kühne + Nagel

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