Lugano/Schweiz. Die Liberalisierung der Güterbahn in Europa hat nicht zu den erhofften Verkehrsverlagerungen auf die Schiene geführt. Diesen Schluss zieht Hans-Jörg Bertschi, Präsident des Verwaltungsrats des Hupac AG, auf einem Festakt anlässlich des 40. Jubiläums des schweizerischen Kombi-Operateurs. „Die hohen Erwartungen an die Bahnliberalisierung wurden bis heute nicht erfüllt“, meinte Bertschi in seiner Eröffungsrede. Die Bahnliberalisierung als zentrales Instrument der Verkehrspolitik der Schweiz und der EU sei eine wichtige Voraussetzung für die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene. Trotz formeller Liberalisierung des Schienengüterverkehrs liege der Marktanteil der neuen privaten Bahnunternehmen im europäischen Durchschnitt jedoch unter zehn Prozent. Die länderspezifischen Unterschiede lassen nach Hupac-Angaben klar erkennen, dass der Schienengüterverkehr am stärksten in den Ländern wächst, in denen die Marktöffnung am weitesten fortgeschritten ist. Vielfach bremsen jedoch Protektionismus und Tendenzen zur Rückkehr zu staatlicher Monopolen die Entwicklung des Schienengüterverkehrs. „Verschiedene Prozesse zur Öffnung des Marktes sind im Gang, werden jedoch oft nur halbherzig vorangetrieben“, kritisierte Bertschi. „Hupac nutzt die Chancen der Bahnliberalisierung“, sagte Bernhard Kunz, Direktor der Hupac AG. „Wir sind überzeugt, dass die Liberalisierung den Markt europaweit beleben wird. Politik, Bahnen und Wirtschaft sollten die Chancen ergreifen und die Öffnung der Märkte mit dem erforderlichen Mut vorantreiben.“ Rund 300 Gäste verfolgten in Lugano die Vorträge namhafter Experten und die anschließnde Podiumsdiskussion zum Thema „Droht eine Remonopolisierung?“ unter Leitung von Nationalrat Filippo Leutenegger. (sb)
Bahnliberalisierung kommt nicht in Gang
Hupac-Verwaltungsratspräsident Bertschi mahnt mehr Wettbewerb in Europa an: Marktöffnung muss mit voller Kraft vorangetrieben werden