BAG-Bericht: Güterverkehr erholt sich insgesamt

Köln. Trotz des erneuten, seit Mitte Dezember 2020 geltenden coronabedingten Lockdowns ist die Stimmung unter den Unternehmen im Straßengüterverkehr verhältnismäßig positiv. Sie bewerten ihre Auftragslage überwiegend als saisonüblich bis gut, wie aus dem aktuellen Corona-Sonderbericht des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) hervorgeht. Dieser erscheint seit August 2020 vierwöchentlich und berücksichtigt diesmal Informationen, die bis zum 10. Februar 2021 vorlagen. Die erneuten Grenzkontrollen zu Tschechien und Tirol spielten dabei also etwa noch keine Rolle. Als Belastung im grenzüberschreitenden Straßenverkehr nannten die Befragten den Brexit und die damit verbundenen Störungen zu Jahresbeginn, da nicht alle Verlader auf die neuen Zollvorschriften und Dokumentationspflichten vorbereitet waren. Wegen inkorrekter Papiere wurden zahlreiche Lkw an den Kanalübergängen abgewiesen. In der Folge nahmen unter anderem einige große Logistikdienstleiter vorübergehend keine Sendungen mehr aus der EU nach Großbritannien an. Hauptsächlich aufgrund von Zollformalitäten und -kontrollen stiegen die Laufzeiten im Großbritannien-Verkehr. Die geltenden Corona-Quarantäneverordnungen und weitere pandemiebedingte Einschränkungen empfanden die Unternehmen laut Bericht hingegen nicht als einschränkend. Allerdings gaben die Befragten an, dass mit fortschreitender Dauer der Pandemie und den damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen die Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit der Beschäftigten leide; Ängste und soziale Konflikte unter Beschäftigten nähmen zu. Lkw-Maut-Fahrleistungsindex weiter über Vorkrisenniveau Der bereinigte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex lag im Zeitraum vom 31. Januar bis 6. Februar 2021 im Durchschnitt rund 2,7 Prozent oberhalb des Vorkrisenniveaus (Durchschnittswert im Zeitraum 1. Januar 2020 bis 22. März 2020). Deutsche Lkw verzeichneten demnach im Betrachtungszeitraum einen Anstieg in Höhe von rund 1,1 Prozent, gebietsfremde Lkw von rund 4,3 Prozent. KEP-Branche kritisiert hohen Dispositionsaufwand In der KEP-Branche profitieren befragte Unternehmen weiterhin von einer überdurchschnittlich hohen Beförderungsnachfrage im Privatkundenbereich. Ebenfalls berichtete Verschlechterungen der Auftragslage wurden neben den Corona-Maßnahmen mit saisonalen Nachfragerückgängen in einzelnen Segmenten begründet. Wiederkehrender Kritikpunkt sind die häufig wechselnden, nicht bundeseinheitlichen Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Befragten bemängeln den daraus folgenden hohen Dispositionsaufwand; eine Planungssicherheit fehle. Für die Schiene geht es aufwärts Wie aus dem BAG-Bericht hervorgeht, weist die Nachfrage nach Schienengüterverkehrsleistungen weiter Erholungstendenzen auf. Nach jüngsten vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Verkehrsleistung im November 2020 um rund 6,1 Prozent über dem entsprechenden Vorjahreswert; bezogen auf den Zeitraum von Januar bis November 2020 blieb sie allerdings noch um rund 5,4 Prozent hinter dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums zurück. Eine nachhaltige Verbesserung der Auftrags-, Ertrags- und Liquiditätssituation zeichnet sich laut Bericht auf Grundlage der befragten Eisenbahnverkehrsunternehmen auch weiterhin nicht ab. Wie bereits im vorigen Bericht, wird die Gefahr von Insolvenzen in der Branche von den Befragten im Allgemeinen eher als gering eingeschätzt. Kombinierter Verkehr übertrifft im November das Vorjahresniveau Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg das Aufkommen an Containern und Wechselbehältern im unbegleiteten Kombinierten Verkehr (KV) im vergangenen November im Vergleich zum November 2019 um rund 6,7 Prozent. Bezogen auf den Zeitraum von Januar bis November 2020 lag es noch um rund 1,9 Prozent unter dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Das Aufkommen an beförderten Sattelanhängern stieg im November 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 13,8 Prozent, insgesamt lag es in den ersten elf Monaten des Jahres 2020 noch um rund 2,2 Prozent unter dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Auf fast allen Verbindungen des KVs stehen freie Kapazitäten zur Verfügung. Wesentliche betriebliche Einschränkungen der Terminals des KVs in Deutschland sind laut Bericht auch weiterhin nicht bekannt.Binnenschifffahrt verzeichnet deutliche Einnahmeverluste Die Hochwasserlage auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen hat zuletzt zu starken Einschränkungen beim Gütertransport per Binnenschiff geführt. Dies führte zu deutlichen Einnahmeverlusten, wie die befragten Unternehmen angaben. Jenseits dessen berichteten sie zuletzt von einer heterogenen Nachfrage-Entwicklung in der Trockengüterschifffahrt. Zuwächse gab es demnach unter anderem bei Getreide, Rückgänge bei Erzen und Metallen. Außerdem sei die Beförderungsnachfrage für fossile Brennstoffe in der Tankschifffahrt schwach. Die Auftragsmengen in der Containerschifffahrt im Hinterlandverkehr der ARA-Häfen (Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) fielen laut der Befragten zuletzt saisonüblich aus, seien jedoch insgesamt schwankend. Belastet wurden viele Branchenunternehmen nach eigenen Angaben auch von der neuen Corona-Einreiseverordnung der Bundesregierung vom 14. Januar 2021. Diese habe zu Unsicherheiten bei Personaleinsatzplanung geführt, da die zeitlichen Vorgaben zur Nachweispflicht, nicht mit dem Coronavirus infiziert zu sein, für das fahrende Personal nach Unternehmensangaben kaum einzuhalten seien. Aufgrund der Überlastung vieler Gesundheitseinrichtungen könnten die Nachweise meist nicht fristgerecht vorgelegt werden. Nennenswerte Einschränkungen im grenzüberschreitenden Binnenschiffsgüterverkehr, die im Zusammenhang mit Corona-Schutzmaßnahmen standen, wurden laut Bericht aber bislang nicht bekannt. Containerumschlag bei Seehäfen annähernd auf Vorkrisenniveau Die ersten Seehäfen haben ihre Umschlagsergebnisse für das Gesamtjahr 2020 veröffentlicht. Insgesamt sank der Seegüterumschlag in Rostock, Lübeck, Kiel und im belgischen Antwerpen. Hafenübergreifend bewegte sich der Containerumschlag in der Nordrange zum Jahresende 2020 annähernd auf Vorkrisenniveau. In den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres wurden in den deutschen Seehäfen insgesamt rund 8,4 Prozent weniger Güter umgeschlagen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Nach Rückgängen in den Vormonaten legte der Seegüterumschlag seit Juli 2020 in der Tendenz absolut wieder zu und erreichte im Oktober den bis dato zweithöchsten Wert im Jahresverlauf. Passagier-Airlines setzen verstärkt auf Luftfracht Das Angebot im Flugverkehr für Passagiere bewegt sich immer noch auf sehr niedrigem Niveau. Ein Ende der Entwicklung ist laut Bericht nicht abzusehen. Im Luftfrachtverkehr hätten Passagier-Airlines auf die Nachfrage reagiert und verstärkt Fracht transportiert. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit wieder gestiegen Die Corona-Beschränkungen hinterlassen weiterhin Spuren am Arbeitsmarkt. Seit Oktober 2020 weisen sowohl die Anzahl der eingegangenen Anzeigen über Kurzarbeit als auch die Anzahl der von diesen Anzeigen betroffenen Personen wieder eine steigende Tendenz auf. Nach vorläufigen Angaben der Bundesagentur für Arbeit bedeuteten die im Januar 2021 eingegangenen 2225 Anzeigen im Wirtschaftsabschnitt „Verkehr und Lagerei“ und die 34.608 hiervon betroffenen Personen die jeweils höchsten Werte der letzten acht Monate. Die Anzahl der Arbeitslosen stieg in der Berufshauptgruppe „Verkehr und Logistik (außer Fahrzeugführung)“ im Januar 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 26,7 Prozent auf 53.179, im Vergleich zum Vormonat nahm sie um rund 6,5 Prozent zu. In der Berufshauptgruppe „Führung von Fahrzeug- und Transportgeräten“ stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Januar 2020 um rund 24,2 Prozent auf 117.367, im Vergleich zum Dezember 2020 nahm sie um rund 11,2 Prozent zu. (sn)

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