Seit über zehn Jahren stockt der Bau der umstrittenen Küstenautobahn A20. Umweltschützer lehnen das Projekt ab. Nun gibt es in Niedersachsen Baurecht für das erste Teilstück im Westen.
Planfeststellungsbeschluss für A20-Bauabschnitt Westerstede – Jaderberg ist bestandskräftig
Für die 13 Kilometer zwischen den Autobahnen A 28 bei Westerstede (Landkreis Ammerland) und derA 29 bei Jaderberg (Landkreis Wesermarsch) sei der Planfeststellungsbeschluss nun bestandskräftig. Das teilten Niedersachsens Wirtschaftsministerium und die Autobahngesellschaft des Bundes mit.
Der Umweltverband BUND habe seine Klagen dagegen zurückgenommen. Das Bundesverwaltungsgericht habe das Verfahren daraufhin per Beschluss eingestellt. Damit sei der Planfeststellungsbeschluss für den ersten Bauabschnitt nun bestandskräftig.
„Das ist ein wichtiger Meilenstein für den Bau des ersten A20-Abschnitts in Niedersachsen“, sagte Dirk Brandenburger, Technischer Geschäftsführer der Autobahn GmbH des Bundes. Mit der nun vorhandenen Rechtssicherheit kann die Gesellschaft jetzt weiter in Richtung Baustart planen.
Baustart und geplante Bauzeit
„Mit der Bestandskraft des Planfeststellungsbeschlusses haben wir einen entscheidenden Schritt erreicht“, sagte Niedersachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD). „Jetzt liegt es am Bund, die Umsetzung dieses für den Nordwesten so wichtigen Infrastrukturprojekts schnell voranzutreiben.“
Nach Angaben der Autobahn GmbH soll der Bau des Abschnitts etwa sechs Jahre dauern. Zunächst entstehen Brückenbauwerke und Querungen, bevor die eigentliche Trasse realisiert wird. Ein Tempolimit von 120 km/h ist in bestimmten Abschnitten, etwa am Autobahndreieck Westerstede, vorgesehen.
Umweltbedenken und Klagen: So kam es zur Einigung
Der BUND hatte sich mit der Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss von 2018 gewehrt. Der strittige Beschluss war danach überarbeitet worden. Unter anderem war das Tempolimit am Autobahndreieck Westerstede Teil der Änderung.
Weitere Bauabschnitte der A20 noch unklar
Weiter offen ist aber weiterhin der Bau der weiteren Teilstücke. Derzeit endet die aus Mecklenburg-Vorpommern kommende Küstenautobahn in Schleswig-Holstein östlich von Bad Segeberg. 2013 stoppte das Bundesverwaltungsgericht den Weiterbau. Die Richter sahen den Fledermausschutz nicht ausreichend beachtet. Die Segeberger Kalkberghöhlen gelten als größtes Fledermaus-Überwinterungsquartier Deutschlands. Der BUND hatte dort im Mai erneute Klagen angekündigt.
Auch in Niedersachsen sind die Planfeststellungsverfahren der weiteren Bauabschnitte zum Teil noch offen:
- Unter anderem sind noch Klagen gegen das neue Kreuz Kehdingen an der A 26 anhängig.
- Das Bundesverwaltungsgericht hatte erst 2024 zwei Klagen gegen den geplanten Bau eines neuen Elbtunnels bei Glückstadt (Kreis Steinburg) zurückgewiesen.
Die Trasse soll westlich an Hamburg vorbei und durch einen neuen Elbtunnel nach Niedersachsen führen. Sie ist in sechs Teilabschnitten geplant.
Bedeutung der A 20 für Logistik und Wirtschaft
Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer in Norddeutschland von Ende 2024 erwarten 85 Prozent der befragten Unternehmen durch die ausgebaute A20 eine bessere Erreichbarkeit für Kunden und Lieferanten. Zudem erwarten 79 Prozent Vorteile für ihre Distribution, indem sie Waren einfacher und effizienter ausliefern können.
Der IHK zufolge unterstreicht die Umfrage die Dringlichkeit des Ausbaus der Autobahn: So erwägen 23 Prozent der befragten Unternehmen eine Verlagerung, sollte die Autobahn nicht realisiert werden.