Wiesbaden. Am idyllischen Rhein unterhalb der Loreley ist es lauter als am Frankfurter Flughafen: Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag der Umweltministerien in Mainz und Wiesbaden. Quelle des schlafraubenden Krachs sind vor allem die Bahnstrecken an beiden Ufern des Stroms. Nachts liegt der Geräuschpegel im Weinort Assmannshausen nach Angaben von Hessens Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) im Jahresschnitt bei 78 Dezibel, Dies ist mit Innenräumen eines lauten Metallbetriebes vergleichbar. Einzelne Geräuschspitzen überträfen sogar 100 Dezibel, die sonst nur bei Rockkonzerten erreicht werden.
Dieser Lärm sei keinem Menschen auf Dauer zumutbar, erklärte Puttrich und forderte den Bund zu weiteren Maßnahmen gegen den Lärm auf. Das bereits abgeschlossene Sanierungsprogramm habe nicht dazu geführt, den Schienenlärm erträglicher zu gestalten, erklärte Puttrich am Mittwoch in Wiesbaden. Das technisch und betrieblich mögliche Potential zur Minderung von Lärm an der Strecke müsse unverzüglich ausgeschöpft werden.
Fast die Hälfte der Bewohner des Mittelrheintals sei vom von Bahnlärm hoch belästigt. Jeder fünfte berichte über starke Schlafstörungen, heißt es in der Studie, für die auf beiden Rheinseiten zusammen 1005 Anwohner befragt wurden. Jede sechste Person sei außerdem von den regelmäßigen Erschütterungen durch die schweren Züge betroffen.
„Der Erschütterungsschutz muss endlich auch bei der Bahn ein Thema werden", verlangte Puttrich. Die Ministerin verwies auf das von den beiden Anrainer-Ländern vorgelegte Zehn-Punkte-Programm hin. Darin wurde die Bundesregierung unter anderem aufgefordert, Fördergeld für leisere Bremsen bereitzustellen.
Eine Bürgerinitiative im Mittelrheintal hat in Spitzenzeiten bis zu 250 Güterzüge am Tag gezählt, die auf der rechten Rheinseite durch Assmannshausen oder die berühmte Weinstadt Rüdesheim fahren. Dort ist in der Ortslage ein Bahntunnel geplant. Die Zahlen könnten in den kommenden Jahren noch in die Höhe schnellen, befürchtet die Initiative, der Planungen der Bahn vorliegen. Demnach sind mindestens 280 Güterzüge in 24 Stunden zu erwarten, die dann bis zu 700 Meter lang sein könnten und noch schneller fahren würden. Die Bahn hatte in der Vergangenheit betont, ihr Möglichstes zu tun. Vor allem Lärmschutzwände und schalldichte Fenster wurden installiert. (dpa)