Langen. „Fracht sehe ich schon als boomendes Geschäft für die Zukunft an“, sagte der Chef der zweitgrößten deutschen Airline beim Luftfahrt-Presse-Club in Langen bei Frankfurt. Chancen dafür sehe er auch bei den neuen Verbindungen nach China und anderen Fernstrecken, sobald sich der gemeinsame Flugplan mit dem im August übernommenen Ferienflieger LTU stabilisiere. Zur Anschaffung reiner Frachtflugzeuge sagte Hunold: „Man soll niemals nie sagen.“ Bereits seit Mai 2006 hat Air Berlin einen Vertrag mit der LTU-Tochter Leisure Cargo, die die freien Kapazitäten in den Frachträumen (Bellies) der Passagierflugzeuge vermarktet. Dies habe zwar auf touristischen Zielen wie Mallorca wenig gebracht, sei im sonstigen europaweiten Verkehr aber sinnvoll, sagte Hunold. Auch die Thomas-Cook-Tochter Condor, die vor der möglichen Übernahme durch Air Berlin steht, ist im Frachtgeschäft aktiv. Deren Kapazitäten vertreibt bislang eine Tochtergesellschaft der Lufthansa Cargo. Von der Übernahme der Condor verspricht sich Hunold neben einer Ergänzung des Streckennetzes auch eine stärkere Präsenz am Flughafen Frankfurt. Dort sei Condor bislang deutlich stärker vertreten als Air Berlin. Über die Zukunft der Marke Condor wollte Hunold nicht spekulieren. „Das würde heißen, über ungelegte Eier zu reden.“ Pläne für weitere Übernahmen gebe es derzeit nicht. „Erst mal geht es um Integration“, sagte Hunold. Die Integration der LTU, deren Name nur noch für wenige Verbindungen erhalten bleibt, kommt laut Hunold gut, wegen der laufenden Prüfung des Kartellamtes aber nur mit Verzögerung voran. „Wenn man einen Gang zurückschaltet, dann geht bei den Mitarbeitern der LTU eben auch etwas von der Euphorie flöten“, sagte er. Die IT-Systeme seien aber bereits weitgehend zusammengeführt. Zusammen mit der LTU betreibt Air Berlin inzwischen 131 Flugzeuge. Extragebühren für Verpflegung an Bord oder Gepäck-Handling wie etwa bei Ryanair hält Hunold derzeit für keine gute Alternative zum Preismodell der Air Berlin. „Wir haben nicht vor, unser Komplettangebot zu ändern. Irgendwann verwirren Sie den Kunden auch“, sagte er. Gerade Geschäftsreisende blieben nicht lange an Bord, wenn sie für alles extra bezahlen müssten. Zusätzliche Einnahmen erwartet Hunold eher aus dem Zusatzgeschäft wie der Vermittlung von Mietwagen.
Air Berlin will auch auf Luftfracht setzen
Air-Berlin-Chef Joachim Hunold setzt beim Wachstum seiner Fluggesellschaft neben Geschäftsreisekunden auch auf das Luftfrachtgeschäft.