Ab Mai 2018 gelten bei der HU neue Mängeleinstufungen

Im November 2017 wurde im Verkehrsblatt 23 (2017) die neue HU-Richtlinie veröffentlicht. Im aktualisierten Regelwerk "Richtlinie für die Durchführung von Hauptuntersuchungen (HU) und die Beurteilung der dabei festgestellten Mängel an Fahrzeugen nach § 29,Anlagen VIII und VIIIa StVZO" werden die Vorgaben aus der europäischen PTI-Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt. Hintergrund ist die PTI (Periodical Technical lnspection)-Richtlinie 2014/45/EU, mit der die Vorschriften für die technischen Untersuchungen in Europa weiter harmonisiert werden soll. Die Neufassung der HU-Richtlinie setzt ebenfalls den Anhang I der europäischen Richtlinie um, der die Methoden der Untersuchungen, die entsprechenden Mängel und die Anforderungen an die Prüfinhalte beschreibt. Die Richtlinie muss spätestens bis 20. Mai 2018 umgesetzt sein. Mit dieser Richtlinie ist jetzt die Verwendung der elektronischen Fahrzeugschnittstelle als Prüfmethode explizit aufgeführt, die in Deutschland bereits seit 2015 mit der Nutzung des HU-Adapters bei der Hauptuntersuchung Standard ist. Neu ist die erweiterte Mängeleinstufung bei der Hauptuntersuchung. In Deutschland gab es bislang die Einstufung in drei Mängelkategorien: Geringer Mangel (GM), erheblicher Mangel (EM) und verkehrsunsicher (VU) bei gravierenden Defekten am Fahrzeug, die eine akute Gefährdung des Verkehrs bedeuten. Jetzt muss diese Klassifizierung gemäß EU-Recht harmonisiert werden, die mit dem "gefährlichen Mangel" (Abkürzung: VM) eine zusätzliche Kategorie kennt. Unter die Kategorie "gefährlicher Mangel" fallen solche Mängel, die nicht zur unmittelbaren Stilllegung des Fahrzeugs führen, aber umgehend behoben werden müssen. Erlaubt ist auf öffentlichen Straßen nur noch die Fahrt zur nächsten Werkstatt. Im Gegensatz dazu dürfen Fahrzeuge, die als verkehrsunsicher eingestuft wurden, überhaupt nicht mehr im öffentlichen Verkehr bewegt werden. Für die Prüfer ändert sich wenig und der Aufwand bleibt vergleichbar In einer Arbeitsgruppe aller Überwachungsinstitutionen wurden die EU-Prüfpunkte und Mängelzuordnungen mit dem bisherigen Mängelkatalog abgeglichen. Ziel war es, unter Beachtung der bisherigen Mangelstruktur eine sinnvolle fachliche Zuordnung zu den EU-weit harmonisierten Mängeln inklusive der EU-weiten Codes vorzunehmen.. Die rein nationalen Mängel ohne EU-Äquivalent bleiben aus Gründen der Verkehrssicherheit weiter Bestandteil des Kataloges. Schon die aktuelle Hauptuntersuchung mit ihren Prüfpunkten und Methoden basiert auf einer EU-Richtlinie, sodass sich bei der Umsetzung der 2014/45 für den Prüfer wenig ändert. Auf die Tiefe der Prüfung und möglichen Mängel hat das keine Auswirkungen. Auch der Aufwand für die HU wird durch Umsetzung der HU-Richtlinie nicht größer. Einige neue Mängel kamen dazu, die im Wesentlichen eine Präzisierung von schon bestehenden Mängel darstellen - oder es wurden begriffliche Harmonisierungen zu den EU-Mängeln durchgeführt. Die Überwachungsinstitutionen werten nach einem bestimmten Zeitraum ihre Erkenntnisse und die Mangelfeststellungen gemeinsam aus und schreiben den Mangelkatalog gemäß den technischen und regulatorischen Anforderungen (im Arbeitskreis Erfahrungsaustausch der technischen Überwachung, kurzAKE) dynamisch fort. Mängel am Reifendruck-Kontrollsystem anders beurteilt Ein signifikantes Beispiel ist etwa die geänderte Einstufung von möglichen Mängeln an Reifendruck-Kontrollsystemen (RDKS). Mängel an diesen für die Verkehrssicherheit und Umwelt immanent wichtigen Systemen wurden bisher nur als "geringer Mangel" bewertet. Das führte oft dazu, dass die Instandsetzung vom Fahrzeughalter bei einer Bemängelung eher vernachlässigt wurde, da die Plakette trotzdem zugeteilt werden konnte, wenn keine weiteren erheblichen Mängel vorhanden waren. Werden jetzt Mängel an einem RDKS festgestellt, führt dies zur Verweigerung der Plakette. Ebenso wurden in der neuen HU-Richtlinie schon Untersuchungspunkte für Bauteile und Systeme aufgenommen, welche erst in den nächsten Jahren bei der Hauptuntersuchung relevant werden. Hier können als Beispiele die neuen ECall-Systeme oder auch Bauteile und Systeme zur Datensicherheit- Datenschutz genannt werden. Der Einbau der ECall-Systeme sind für alle neuen Fahrzeuge (neue Typgenehmigung) ab dem 1. April 2018 verpflichtend. Das elektronische Notrufsystem besteht aus einem GPS-Empfänger für die Standortdaten und einer Mobilfunkeinheit. Bei einem Unfall übermittelt das System automatisch die Standortdaten an die Rettungsleitstelle, wodurch die Einsatzkräfte schnell an den Unfallort gelangen. Systeme zu Datensicherheit/Datenschutz sind Bestandteil der zukünftigen Fahrzeugausstattung bei den verschiedenen Stufen des automatisierten oder autonomen Fahrens. Mit der Integration dieser neuen Untersuchungspunkte ist die Hauptuntersuchung den wichtigen Erfordernissen, zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit und dem Umweltschutz, auch bei den zukünftigen Fahrzeugtechnologien und der Digitalisierung der Gesellschaft auf der Höhe der Zeit. TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Auto Service GmbH, Rene Babick-Tolusso Dipl.-Ing. (FH),Tel.: +49 3 51 42 02-3 44E-Mail: rene.babick-tolusso@tuev-sued.de

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