Fachkräftemangel: Mehr Wege

In Kürze Eine Lösung, um dem Fachkräftemangel auch in der Logistik zu begegnen, soll das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz bieten. Es basiert auf drei Säulen und bietet für Logistiker verschiedene Möglichkeiten. Das reformierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) und die damit verbundene Fachkräfteeinwanderungsverordnung sollen im Zeitraum von November 2023 bis Frühsommer 2024 schrittweise die Zuwanderung von Fachkräften erleichtern. Unter anderem ändert sich damit das Aufenthaltsgesetz und die Beschäftigungsverordnung. Das Konzept basiert auf drei Säulen: der Fachkräfte-, der Erfahrungs- und der Potenzialsäule. Die Fachkräftesäule, unter anderem neu geregelt in Paragraf 18g Aufenthaltsgesetz, soll günstigere Bedingungen für ausländische Fachkräfte schaffen: insbesondere für Hochschulabsolventen über die Blaue Karte EU und über Aufenthaltserlaubnisse. Die Erfahrungssäule soll Arbeitskräften mit Berufserfahrung die Zuwanderung erleichtern (zum Beispiel: Paragraf 16d/g, 18a ff, 19c, Absatz 2, 81a Aufenthaltsgesetz in Verbindung mit Paragraf 6 Beschäftigungsverordnung). Mit der Potenzialsäule führt der Gesetzgeber eine Chancenkarte ein, etwa neu geregelt in Paragraf 20a und 20b Aufenthaltsgesetz. Sie soll die Arbeitsplatzsuche vor Ort erleichtern. Dabei dürfte die Logistik ganz besonders von der Erfahrungssäule profitieren. Aber auch die Fachkräftesäule dürfte im Bereich von IT-Kräften von Bedeutung sein. Die neue Blaue Karte EU Grundsätzlich gilt: Arbeiten in Deutschland nur mit Blauer Karte EU oder nationaler Aufenthaltserlaubnis. Inhaber der ab November neu gestalteten Blauen Karte können für einen bestimmten Zeitraum hier arbeiten, ohne im Besitz eines Visums oder einer Aufenthaltserlaubnis zu sein. Voraussetzung dafür: Die Fachkraft muss über einen akademischen Hochschulabschluss verfügen und die vorgeschriebene Gehaltsgrenze erreichen. Diese liegt bei 50 Prozent der jährlichen Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung, aktuell 43.800 Euro brutto pro Jahr. Aber auch Arbeitskräfte ohne Hochschulabschluss, dafür mit einer mindestens dreijährigen Berufsausbildung im tertiären Bildungsprogramm, etwa im dualen Studium mit Bachelor, haben Chancen auf die Karte. Voraussetzung ist ein konkretes Arbeitsangebot und das Erreichen der Gehaltsgrenze. Durch das neue FEG profitieren hier besonders Fachkräfte der Logistikbranche. Für sie gilt ab November 2023 eine abgesenkte Gehaltsgrenze. Diese liegt bei 45,3 Prozent der jährlichen Beitragsbemessungsgrenze, aktuell rund 39.700 Euro. Für IT-Kräfte gelten bei gleicher Gehaltsgrenze zudem Ausnahmen. Sie können unter bestimmten Voraussetzungen eine Blaue Karte EU ohne Hochschulabschluss oder duales Studium bekommen. Ebenfalls neu ist, dass ausländische Fachkräfte mit akademischem Abschluss oder in Deutschland anerkanntem Berufsabschluss nicht mehr zwingend in dem Berufsfeld arbeiten müssen, der zu ihrem Ausbildungsabschluss passt. Dies ist nicht mehr erforderlich, um eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Das Ziel: Jeder der einen Abschluss hat, soll jede qualifizierte Beschäftigung ausüben dürfen. Augenmerk auf Erfahrung und Potenzial Doch auch für Arbeitskräfte ohne anerkannten Abschluss in Deutschland ist eine qualifizierte Beschäftigung unter bestimmten Voraussetzungen ab März 2024 möglich. Der Arbeitnehmer muss, um infrage zu kommen, mindestens eine zweijährige Berufserfahrung, einen staatlich anerkannten Abschluss aus dem Herkunftsland und ein jährliches Mindestgehalt von circa 40.000 Euro aufweisen. Wenn der Gesetzgeber ab Frühsommer 2024 eine punktebasierte Chancenkarte einführt, kann die Arbeitskraft zudem durch Sprachkenntnisse, Qualifikationen, Deutschlandbezug und Alter glänzen. Erreicht sie dabei mindestens sechs Punkte, darf sie in Deutschland ein Jahr lang unter anderem auf Arbeitssuche gehen und dabei einer Nebenbeschäftigung von maximal 20 Stunden pro Woche nachgehen. Der Lebensunterhalt muss gesichert sein - neben weiteren Voraussetzungen, die zu erfüllen sind. Diese Vorgaben des FEG ersparen einiges an bürokratischem Aufwand. Sie erleichtern die Suche auf dem Arbeitsmarkt für beide Parteien. Dabei sind die Regelungen vor allem eines: umfassend. Je nach betroffenem Tätigkeitsfeld muss die Fachkraft neben den allgemeinen Voraussetzungen möglicherweise noch zusätzliche Kriterien erfüllen. Dieser sollte sich der Arbeitgeber - am besten noch vor Beginn der Beschäftigung - bewusst sein. Der Mehraufwand sollte Unternehmen jedoch keinesfalls davon abschrecken, ausländische Fachkräfte einzustellen. Vielmehr sollten sie die neue Herausforderung begrüßen und die Chance ergreifen, den eigenen Betrieb noch weltoffener zu gestalten. Axel Salzmann Auf der Suche? Wie Arbeitgeber auf der Suche nach einer ausländischen Fachkraft künftig vorgehen sollten: Die wichtigsten Schritte finden Sie auf unserer Profiplattform VerkehrsRundschau plus. www.verkehrsrundschau.de/plus/FEG

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