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VW will volle Kontrolle bei Scania

24.02.2014 09:47 Uhr
VW will volle Kontrolle bei Scania
VW will Scania weiter aufpolieren
© Foto: Picture Alliance/dpa/Rainer Jensen

Für fast sieben Milliarden Euro wollen die Wolfsburger die restlichen Teile ihrer schwedischen Tochter Scania von der Börse holen. Ab 2015 ist Andreas Renschler an Bord.

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Wolfsburg/Stockholm. Der VW-Konzern stellt seine stockende Nutzfahrzeug-Allianz vom Kopf auf die Füße: Ein milliardenschweres Angebot an die verbleibenden Scania-Aktionäre soll den Wolfsburgern bis Ende April den vollen Durchgriff sichern, um die Zusammenarbeit der Schweden mit der Münchner VW-Lkw-Tochter MAN endlich anzutreiben. Außerdem installiert Volkswagen einen neuen starken Mann als Motor des LKW-Paktes: Top-Manager Andreas Renschler.

Der langjährige Stratege des LKW-Weltmarktführers Daimler übernimmt im Februar 2015 bei VW das Nutzfahrzeugsteuer. Als Externer soll er samt voller Scania-Kraft regeln, was die vorherigen internen Lösungen Leif Östling und Jochem Heizmann nicht vollendeten. Der 55-Jährige stellt Renschler auch das Machtgefüge im VW-Vorstand unter spannende neue Vorzeichen.

NordLB-Analyst Frank Schwope wertet die Pläne für Scania als eine Art „Willkommensgeschenk” für Renschler. „Das macht ihm das Arbeiten ganz einfach leichter”, sagt der Experte. VW bietet den Scania-Aktionären mit einem Übernahmeangebot gut 50 Prozent Aufschlag für ihre Papiere - offenbar um ganz sicherzugehen, dass die Einverleibung rasch gelingt.

Renschler startet im Februar 2015

Renschler, der aus vertraglichen Gründen erst zum Februar 2015 bei den Niedersachsen anfangen darf, hätte damit vollen Durchgriff nicht nur auf MAN, sondern eben auch auf Scania. „Die Besten ködern die Besten”, hatte VW-Patriarch Ferdinand Piëch Ende Januar zur möglichen Renschler-Anwerbung gesagt, die nun seit Freitag beschlossen ist. Die Auswahl war überschaubar: Scania und dessen früherer Chef Leif Östling gehören ebenso zu den Wolfsburgern wie MAN aus München. Da bleiben auf dem Heimatkontinent neben Daimler nur Volvo und deren Partner Renault. Doch die Schweden haben eigene Probleme, streichen im großen Stil Stellen. Erfolg? Derzeit Mangelware.

Ganz anders Renschler: Er kennt die Managerwelt der schweren Brummis wie kaum ein Zweiter, von 2004 bis 2013 leitete er an Daimlers Spitze das Nutzfahrzeug-Geschäft. Auch beim Jonglieren mit mehreren Marken, wie es im VW-Reich alltägliche Arbeit ist, dürfte er einige Übung haben. Denn auch Daimler verkauft nicht nur Laster und Busse mit dem Mercedes-Stern, sondern hat rund um den Globus mehrere Marken. Ein weltumspannendes Reich, darunter auch Allianzen etwa in China und Russland, macht Daimler zum weltgrößten Lastwagen-Hersteller.

Daimler verdankt Renschler viel. Und vielleicht ist es daneben gerade seine Nordamerika-Erfahrung, die ihn zum VW-Wunschkandidaten macht. Denn die USA sind nicht nur in der VW-Pkw-Sparte derzeit eine Schwachstelle. MAN und Scania sind dort gar nicht unterwegs.

Verzahnung von MAN und Scania nicht einfach

Überhaupt gestaltet sich die Verzahnung der beiden stolzen Marken nicht eben einfach. So soll die Berufung des früheren Scania-Chefs Leif Östling zum Koordinator von Volkswagens Nutzfahrzeug-Sparte ein Zugeständnis an die Schweden gewesen sein, wie im Konzern zu hören ist. Im Gegensatz zu MAN hat VW bei Scania trotz der Mehrheit der Stimmrechte nicht uneingeschränktes Sagen - und eben diesen Hemmschuh wollen die Niedersachsen mit der Komplettübernahme nun loswerden. Östling soll nach der Stabübergabe an Renschler Aufsichtsrat werden.

Einsparungen zwischen MAN und Scania gibt es zwar schon, etwa beim Einkauf. Nun soll nach und nach der Turbo zünden: VW teilte Freitag mit, in der Nutzfahrzeug-Allianz in den nächsten 10 bis 15 Jahren mindestens 850 Millionen Euro Synergien realisieren zu wollen.

Gemische Reaktionen der Aktionäre

Nach der VW-Offerte für die Scania-Komplettübernahme regte sich bei einigen Aktionären des schwedischen Nutzfahrzeugherstellers bereits Widerstand. Zwei institutionelle Anleger wollen das 6,7-Milliarden-Euro Angebot der Wolfsburger ablehnen, wie die Tageszeitung „Dagens Nyheter” am Samstag berichtete. Eine Vereinigung von privaten Anlegern hingegen begrüßte das Angebot. „Wir haben es aber noch nicht geprüft”, sagte Carl Rosén vom Verband schwedischer Aktionäre dem „Svenska Dagbldadet”. 

Scania solle nicht während des laufenden Geschäftszyklus verkauft werden, zitierte „Dagens Nyheter” etwa den Versicherungs- und Finanzdienstleister Skandia Liv, der zu den zehn größten Anteilseignern gehört. Weitere Aktionäre teilten mit, das Angebot prüfen zu wollen. (dpa)

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