MAN Trucks: Geländekünstler

Die eiserne Faustregel in schwerem Gelände - "so langsam wie möglich, so schnell wie nötig" - ruft sich der VR-Tester wieder ins Gedächtnis, als der Dreiachser vor dem Beginn des Geländeparcours zum Stehen kommt. Anders als für den Fahrer dürfte die folgende Aufgabe für das Fahrzeug sicher nur eine mittelschwere Aufgabe darstellen, denn wir sitzen in dem TGS 26.470 6x6 BB CH und damit in einem der geländetauglichsten Derivate des neuen MAN-Portfolios. Hohe Bodenfreiheit, Außenplaneten-Achsen, zuschaltbarer Allradantrieb samt Getriebeuntersetzung, Sperren an allen drei Achsen, Offroad-Modus beim automatisierten Getriebe Tip-Matic - der die Gänge spürbar schneller wechselt - stehen bereit, die folgende Aufgabe zu meistern. Zusätzlich hat der 6x6-Löwe weitere elektronische Traktionshelfer an Bord. Das Gelände-ABS, das auf Tastendruck das Regelintervall verlängert, damit der MAN im Falle eines Falles bergab kleine Bremskeile vor seinen zehn Reifen im Sand aufbauen kann, sei da nur als ein Beispiel genannt. In schwerem Gelände besser manuell Bevor es losgeht, muss der TGS für den Geländeeinsatz umgerüstet werden, erklärt der begleitende MAN-Profidrive-Fahrtrainer Markus Ulbricht. Heißt, per Dreh am rechten Lenkstockhebel das Offroad-Getriebe-Programm anwählen, Automatikmodus raus, Allrad zuschalten und die Achssperren der Hinterachsen per Drehschalter am Armaturenbrett aktivieren. Über alle gerade aktiven Geländehelfer gibt übrigens das digitale Zentraldisplay formschön Auskunft. Wir starten im dritten Gang mit sehr sanftem Gasfuß - der eingangs erwähnten Geländefaustregel entsprechend. Doch selbst Schritttempo ist hier an vielen Stellen einfach zu schnell. Unter dem knietiefen Matsch, den die ergiebigen Regenfälle der letzten Tage produzierten, lauern viele unnachgiebige Baumwurzeln, die den verstärkten Rahmen unter den Verwindungen ächzen lassen und vor allem die Passagiere kräftig durchrütteln. Und schon gibt Geländeprofi Markus Ulbricht den ersten Tipp: "Offroad die Daumen immer oben auf dem Lenkrad ablegen, denn wenn es sich ruckartig bewegt, kann das sonst schnell zu schmerzhaften Verletzungen führen", mahnt er. Das dürfte im nun folgenden Abschnitt wahrscheinlich weniger zum Problem werden, denn nun wird es sandig und damit weich. Ein Terrain, das die zusätzliche Aktivierung der Vorderachssperre, vor allem aber eine gegenteilige Fahrstrategie, erfordert, für die der MAN-Profi gleich eine weitere Faustformel parat hat: "Sand braucht Drehzahl!" Also stumpf rauf aufs Pedal, die Nadel des Drehzahlmessers schlägt in seltene Gefilde jenseits der 2200/min-Marke, der TGS "surft" - auch wegen der kräftigen 470 Pferdestärken, die der bekannte 12,4 Liter große D26-Reihensechszylinder ab 1800 Touren bereitstellt - anfangs souverän durch den teigigen Sand. Doch schnell finden die Reifen zunehmend schlechter Halt und können Lenkbefehle kaum noch umsetzen. Verschränkung einkalkulieren Folge: Der 26-Tonner verliert rapide an Tempo, zusätzlich steuern wir geradewegs auf ein weiteres Problem in Form mehrerer Bäume zu. "Lenkung geradeaus und kurz Gas lupfen!", schallt es von der Beifahrerseite. Wie bitte? Angesicht der nur noch wenige Meter entfernten Bäume scheint das keine gute Idee - in der Nachbetrachtung ist es allerdings nur logisch. Denn im Scheitelpunkt der Kurve ist die Verschränkung am größten, folgerichtig steigt natürlich auch der Widerstand extrem an, was den Vortrieb des MAN entsprechend einbremst. Durch das Geradeauslenken hat der gelbe Kipper wieder kurz die Möglichkeit, wichtiges Tempo aufzunehmen. Ist das erledigt, sorgt das kurze Gaswegnehmen dafür, dass die lenkenden Vorderräder den TGS wieder in die gewünschte Spur bringen, um so die erwähnte Baumgruppe knapp zu umfahren. Das Fahrer-Know-how bleibt wichtig Welche Erkenntnisse dem eher wenig geländeerfahrenen VerkehrsRundschau-Redakteur bleiben? Erstens: Geländefahren macht riesigen Spaß! Zweitens, die neuen MAN-Kipper kommen mit ihren zahlreichen Geländehelfern (fast) überall durch. Aber trotz aller Technik: Das Know-how des Fahrers/der Fahrerin bleibt weiter gefragt. Ein paar Tricks muss man im Gelände eben einfach kennen, die Markus Ulbricht und seine Kollegen gerne jedem in Form eines Geländetrainings bei MAN-Profidrive vermitteln. Technische Daten Motor Sechszylinder-Reihenmotor (D 26), Bohrung x Hub: 126 x 166 mm, Common-Rail, Turbolader mit Wastegate, vier Ventile pro Zylinder, Euro 6d mit SCR-Katalysator, Abgasrückführung und Partikelfilter; Hubraum: 12.419 cm3; Leistung: 470 PS (346 kW) bei 1800/min; max. Drehmoment: 2400 Nm bei 930–1350/min Getriebe und Motorbremse automatisiertes Schaltgetriebe (Tip-Matic 12.28DD), synchronisiertes Dreigang-Grundgetriebe, Range- und Splitgruppe 12 Vorwärtsgänge, 2 Rückwärtsgänge, Fahrprogramme: Performance, Efficiency, Manoeuvre, Offroad Hinterachsübersetzung ( Testfahrzeug): i = 4,00; Motorbremse: EVBec (305 kW) + Retarder (320 KW) Fahrwerk und Aufbau VA: zuschaltbare 7,5-t-AP-Achse, Blattfedern, HA: 2 x 13-t-AP-Achsen, Blattfederung, Radstand: 3600 + 1400 mm, Aufbau: MeillerDreiseitenkipper „D 326“ Mehr zum Thema finden Sie unter #MANTrucks www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Neben dem getesteten 6x6-TGS hält das MAN-Programm zahlreiche weitere Gelände-Derivate vor. Angefangen beim 4-Motion-Transporter TGE geht es über TGL und TGM hinauf bis zum achtachsigen TGS-Fahrgestell mit Allradantrieb.

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