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Iveco übernimmt Ex-Joint Venture mit Nikola unter neuem Namen

03.07.2023 15:45 Uhr | Lesezeit: 5 min
Logo mit Schriftzug Iveco Group
Die Iveco-Group hat das ehemalige Joint Venture mit Nikola umbenannt
© Foto: Iveco Group

Eigentlich sollte der Zusammenschluss der Lkw-Hersteller aus Italien und den USA eine große Rolle auf dem europäischen Markt für E-Lkw spielen. Jetzt hat Iveco das junge Joint Venture komplett übernommen.

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+++ Dieser Artikel wurde am 04.07.2023 um 09:46 Uhr aktualisiert +++

Die Zeit von Nikola Motor (in Europa) ist vorbei. Wie die Iveco-Group am Montag (03.07.2023) mitgeteilt hat, steht das ehemals gemeinsam gegründete Joint Venture jetzt unter „vollständiger Kontrolle“ des italienischen Autobauers. Bereits Anfang Mai hatte man die Trennung verkündet; bis zuletzt war wohl über die Details gesprochen worden. Wie vor zwei Monaten angekündigt worden war, soll Iveco 35 Millionen US-Dollar für das Joint Venture bezahlt und zugleich 20 Millionen Anteile von Nikola erworben haben.

Das gemeinsame Startup hatte einst die Vision, batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Lkw auf den europäischen und amerikanischen Markt zu bringen. Bis auf drei Prototypen im Hamburger Hafen und wenige Konzeptmaschinen war in Deutschland aber nichts von den Lkw zu sehen. Die Iveco Group will laut der veröffentlichten Mitteilung trotzdem an dem Weg festhalten, eine führende Rolle im lokal emissionsfreien Schwerlastverkehr zu spielen. Mit der Übernahme wird das Startup auch einen neuen Namen bekommen: EVCO, eine Abkürzung für Electric Vehicles Company.

E-Lkw für Deutschland?

Wie genau die Rolle von EVCO in Deutschland künftig aussehen wird, ist bislang noch nicht klar. Ein Sprecher von Iveco erklärte auf VR-Anfrage, dass der neu geschaffene Name allerdings lediglich identitätsstiftend zu verstehen ist; unter dem Namen EVCO würden keine Lkw auf den Markt kommen, er ist also nicht als Marke zu verstehen. Ferner heißt es, die neuen Namen der Iveco Heavy Duty BEV- und FCEV-Lkw würden im Rahmen der Einführung des Modelljahres 2024 im November bekanntgegeben werden.

Der italienische Hersteller hat sich jedenfalls im Zuge der Übernahme ein wichtiges Instrument gesichert: Man darf die Steuersoftware des E-Lkw Nikola Tre für sich verwenden; ein Kernelement des Lastwagens. Bereits vor einigen Wochen ließ ein Sprecher von Iveco verlauten, dass die Übernahme keine Änderungen der Go-to-Market Strategie zur Folge habe, man sich aber die Freiheit vorbehalte, den Plan weiterzuentwickeln. Der Ursprungsplan sah die Einführung batterieelektrischer und brennstoffzellenbetriebener Lkw in Europa vor; auf der IAA Transportation war zum Beispiel der Beta-Prototyp des FCEV-Lkw ausgestellt.

Unterdessen rumpelt es weiter im Getriebe von Nikola Motor. Das angeschlagene Startup hatte für Anfang Juni seine Aktionäre aufgefordert, für eine Erhöhung der Aktienzahl zu stimmen. Ein unter Finanzexperten kritischer Schritt; da er kurzfristig zwar frisches Geld bringe, langfristig aber die Probleme noch verstärken könnte. Die Investoren lehnten den Plan ab, weshalb Nikola die angesetzte Jahreshauptversammlung um einen Monat verschob. 

Diese soll nun am Donnerstag (05.07.2023) stattfinden und abermals rief Nikola seine Aktionäre auf, für eine Erhöhung der Aktienzahl zu stimmen. Dem Unternehmen droht in den USA das De-Listing vom Nasdaq-Index, nachdem die Aktie zu lange unter dem Wert von einem Euro verweilt hatte. Zwischenzeitlich sorgte sogar der ehemalige Nikola-CEO Trevor Milton für Aufsehen, da er öffentlich mitteilte, er habe ebenfalls gegen den Vorschlag der Kapitalerhöhung gestimmt. Milton hält dem Vernehmen nach noch einen großen Teil an Aktien an seinem ehemaligen Unternehmen. Es war die erste öffentliche Äußerung des in Ungnade gefallenen Gründers zu Nikola, nachdem er wegen Betruges schuldig gesprochen worden war. Milton hatte mit überoptimistischen Versprechen zu Nikola Investoren in die Irre geführt. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Nikola, das mittlerweile von dem ehemaligen Opel-Chef Michael Lohscheller geleitet wird, will sich künftig nur noch auf den US-amerikanischen Markt und auf Brennstoffzellen-Lkw konzentrieren, wenngleich man sich in gewohnter Manier „alle Türen offen“ ließ. Dennoch: Das Europa-Abenteuer des einst großmütigen Startups ist jetzt mit mindestens einem blauen Auge und wahrscheinlich für lange Zeit beendet.

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