Digitalisierung im Stückgutgeschäft: Ein großer Wurf

Digital hat sich die Norbert Redemann Spedition schon sehr früh aufgestellt: Seit der Jahrtausendwende ist die Speditions-Software Winsped im Einsatz, seit 2013 nutzt man die Telematik von AIS. Am Tag fährt Redemann rund 50 Stück- und Sammelguttouren. Von einem Hauptlauf nach Baden-Württemberg abgesehen, ist man ausschließlich im Nah- und Regionalverkehr im Ruhrgebiet und Rheinland unterwegs. Während im Stückgutgeschäft vielerorts noch manuell disponiert wird, hat sich Redemann auch hier eine klare Digitalisierungs-Strategie auferlegt: Aktuell wird die Tourenplanungs-Software "Catrin" von AIS Alfaplan eingeführt. Der Kaufmännische Leiter Kevin Pollock erklärt, warum: "Das TMS ist auf unsere individuellen Prozesse schon sehr gut ausgerichtet, der Fokus liegt aber eher in Richtung Abrechnung. Das Stückgutthema mit all seinen Begleiterscheinungen - es wird immer kleinteiliger und es gibt immer mehr B2C-Sendungen - können wir mit einer speziell dafür gemachten Tourenplanungs-Software sehr viel besser abwickeln." Diese nutzt historische Telematikdaten, um die Tourenplanung zu optimieren. Ob Zeitfenster-Management, Mengenplanung auf dem Lkw, ADR-Restriktionen -die ganzen Informationen, die bei der Stückgut-Disposition verarbeitet werden müssen, seien derart komplex, dass ein Mensch sie eigentlich gar nicht optimal verarbeiten könne, beschreibt Pollock die Ausgangslage. Welche Sendungen zu welcher Zeit für welchen Kunden auf welche Fahrzeuge geladen werden müssen und dabei stets die Nutzlast im Auge behalten: Das manuell umzusetzen, sei eine Riesenherausforderung, erzählt der gelernte Speditionskaufmann. Die Software übernehme dies nun automatisch. Prozessbeschleunigung im Umschlag Als Beispiel nennt er den Bereich Gefahrgut. Die Software berücksichtigt etwa die 1000-Punkte-Regel. Dies sorge gerade beim Einsatz von Subunternehmern für Flexibilität. Die Tourenplanung erfolge zudem so schnell, dass im Umschlaglager ein ganzer Step entfalle: "Die Kollegen sehen auf ihrem Endgerät sofort die aktuelle Planung und können die Sendung ohne Zwischenlagerung in einer Gruppenrelation in die richtige Tour-Relation einreihen." Man könne einzelne Touren auch herauslösen und nachdisponieren - "etwa, wenn ein Azubi unterwegs ist, der bewusst eine entschleunigte Tour fahren soll", wie Pollock erklärt. Die Touren drumherum könnten nach den gewünschten Parametern neu berechnet werden. "Das dauert Sekunden", sagt Pollock. Als weiteren Vorteil nennt er den CSV-Import, den man selbst steuern kann: "So können wir ohne den Umweg übers TMS Daten von Exklusivkunden einlaufen lassen." Wenn die automatische Tourenplanung komplett umgesetzt ist, soll die aktuell zweiköpfige Disposition von einer Zeitersparnis von 50 Prozent profitieren. Darüber hinaus müsse personell nicht länger nach Nah- und Regionalverkehr unterschieden werden. Es gehe aber nicht um bloße Zeit- oder gar Personalersparnis: "Arbeit ist genug da. Durch die automatisierte Tourenplanung sparen wir Diesel und haben weniger Leerkilometer - das ist nicht nur besser in finanzieller, sondern natürlich auch in ökologischer Hinsicht", betont Pollock. Er nennt die Einführung der automatisierten Tourenplanung daher schon jetzt den "bisher größten Wurf in unserer Digitalisierungs-Strategie". Gerade im Stückgutgeschäft bedeute das "eine echte Zäsur" - hier werde schließlich noch vielerorts manuell disponiert und die Fahrer pflegten ihre seit Jahren angestammten Routinen. "Daher führen wir die Software auch Schritt für Schritt ein", sagt Pollock. Behutsamer Rollout So habe man Anfang des Jahres mit einer Tour gestartet und sei jetzt bei sechs. Insgesamt wurde der Rollout auf 18 Monate ausgelegt. Das Feedback der betroffenen Fahrer falle bislang gut aus. "Die haben verstanden, dass es auch etwas Positives haben kann, Routinen zu durchbrechen." Dabei geht man aber behutsam vor: "Wir wollen die Streckenplanung optimieren und nicht die Fahrer unter Druck setzen", betont Pollock. Allein durch die Touren- und Ladeoptimierung habe das Unternehmen schon einen Riesengewinn. "Die voraussichtliche Ankunftszeit wird besser eingehalten, die Fahrer schaffen alle ihre Touren an einem Tag und Reklamationen seitens des Kunden gibt es auf den Strecken, wo wir die Software einsetzen, quasi gar nicht mehr", sagt Pollock. Auch für Carsten Wachtendorf, Geschäftsführender Gesellschafter AIS, ist die automatische Tourenplanung nach Telematik und digitaler Auftragsabwicklung "der letzte große Schlüssel, um auch im Stückgutverkehr noch Zeit und Kosten einzusparen". Sein Unternehmen geht mit der Software im dritten Quartal übrigens in die Cloud - "dann kann sich der Kunde aussuchen, ob er die Lösung lieber On-Premise oder als Software-as-a-Service-Lösung nutzt", sagt Wachtendorf. Für seinen Kunden Redemann ist das durchaus eine Option: "Während der Pandemie ist klargeworden, wie wichtig es ist, seinen Mitarbeitenden mittelfristig auch den Homeoffice-Einsatz zu ermöglichen", sagt Pollock. Daher wolle das Unternehmen mittelfristig möglichst viel in die Cloud verlegen. Mehr zum Thema finden Sie unter #Tourenplanung www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Die Informationen und Parameter, die Disponenten im Stückgutgeschäft verarbeiten müssen, sind höchstkomplex. Eine automatisierte Tourenplanung kann hier für viel Entlastung sorgen, bricht aber auch mit Routinen. Ein Blick in die Praxis mit der Norbert Redemann Spedition aus Recklinghausen. Veranstaltungstipp Im Online-Seminar "Automatische Disposition im Stückgutgeschäft" am 21. Juli 2022 werden anhand des Anwenderbeispiels Norbert Redemann Spedition konkrete Einsatzszenarien der Tourenplanung von AIS Alfaplan aufgezeigt. Dieses von AIS Alfaplan präsentierte Online-Seminar ist für alle Teilnehmenden kostenfrei. www.verkehrsrundschau.de/events

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