Der Automobilhersteller Stellantis, Muttergesellschaft von Marken wie Peugeot, Fiat, Opel und Chrysler, rechnet auch im zweiten Halbjahr 2025 mit hohen Belastungen durch die Zollpolitik der Vereinigten Staaten. Nach bereits 300 Millionen Euro Sonderkosten in den ersten sechs Monaten prognostiziert das Unternehmen für die zweite Jahreshälfte weitere 1,2 Milliarden Euro an Einbußen, wie aus einer Mitteilung in Amsterdam hervorgeht.
Milliardenverluste durch Rücknahmen und Umbau
In den ersten sechs Monaten 2025 hatte Stellantis bereits hohe Verluste hinnehmen müssen – ausgelöst durch eingestellte Modellreihen, Abwertungen technischer Plattformen sowie Kosten im Zusammenhang mit dem Konzernumbau. Die operative Marge – bereinigt um Sondereffekte – betrug im Halbjahr lediglich 0,7 Prozent. Nun stellt der neue CEO Antonio Filosa jedoch eine Verbesserung im laufenden Tagesgeschäft in Aussicht. Grund dafür sei die Entspannung im Handelskonflikt zwischen USA und EU, die positive Impulse für den Rest des Jahres bringen soll.
Umsatz- und Absatzrückgänge im Kerngeschäft
Die zentralen Geschäftszahlen bestätigen den Abwärtstrend: Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um 13 Prozent auf 74,3 Milliarden Euro. Die Verkaufszahlen gingen im zweiten Quartal um 6 Prozent zurück – auf etwa 1,4 Millionen Fahrzeuge. Im gesamten ersten Halbjahr 2025 liegt der Rückgang damit bei 7 Prozent auf knapp 2,7 Millionen verkaufte Einheiten. Besonders im einst ertragsstarken Nordamerika-Geschäft leidet der Absatz, da dort SUVs und Pickups zunehmend schwer verkäuflich sind.
Operatives Ergebnis bricht drastisch ein
Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis schrumpfte drastisch – von 8,5 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf nur noch 540 Millionen Euro, was einem Minus von 94 Prozent entspricht. Während Stellantis im ersten Halbjahr 2024 noch einen Gewinn von 5,6 Milliarden Euro auswies, steht nun ein Verlust von 2,3 Milliarden Euro in den Büchern. Auch der freie Cashflow im Industriegeschäft war stark negativ – rund 3 Milliarden Euro wurden in der ersten Jahreshälfte verbrannt.
Strukturkrise in Nordamerika hält an
Die Herausforderungen sind nicht neu: Stellantis kämpft schon länger mit Absatzproblemen bei großen SUVs und Pickups, insbesondere auf dem US-Markt. Die Krise war letztlich auch ausschlaggebend für das Ausscheiden des früheren Konzernchefs Carlos Tavares. Stellantis ist aus der Fusion der französischen PSA-Gruppe mit dem italo-amerikanischen Fiat-Chrysler-Konzern hervorgegangen. Im nordamerikanischen Markt ist das Unternehmen mit vier Fahrzeugmarken – Chrysler, Jeep, Ram und Dodge – vertreten.
Diese Marken trugen in der Vergangenheit wesentlich zum Konzerngewinn bei – das hat sich nun grundlegend geändert. Der neue Kurs unter Antonio Filosa soll das Unternehmen wieder auf Stabilität und Wachstum ausrichten.