VR-Staplertest: Smarttruck vom Apennin

Hinter der nüchternen Buchstaben-Zahlen-Kombination 9FBM35T steckt unser Testkandidat, der neue Vierrad-Elektrostapler Traigo 80 mit 3,5 Tonnen Tragkraft, Freisichthubgerüst und Vollkabine. Das Licht der Welt erblickt hat er nicht am japanischen Fudschijama, sondern am Fuße des Apennin im italienischen Bologna. Das dortige Staplerwerk von Cesab ist heute eines der drei Toyota- Produktionsstätten für Flurförderzeuge in Europa. Und auch dort gilt das legendäre Toyota-Produktionssystem (TPS) mit Kaizen, dem Prozess der stetigen Verbesserung. In einem früheren Test erlebten wir den Traigo 80 als Heißsporn mit kleineren Abstimmungs-Defiziten. Diese sind heute erfolgreich aufgearbeitet, wie wir bereits bei der Testvorbereitung in der TMHD-Niederlassung im baden-württembergischen Ötisheim feststellen konnten. Komfortable Innenausstattung Optisch ist das nicht auszumachen. Der rot-schwarze Stapler reiht sich perfekt in die Produktfamilie des weltweit größten Flurförderzeug-Herstellers ein. Das Chas- sis, komplett aus Stahl und Eisen, weist keine störenden Ecken und Kanten auf, zeigt saubere Schweißnähte und exakte Spaltmaße. Die Kabine ist komplett vom Rahmen abgekoppelt und überträgt somit weniger Lärm und Vibrationen. Beim Öffnen der Kabinentür entdecken wir einen komfortablen Grammer-Sitz mit neu entwickelter Armlehne. Minihebel für die Mastfunktionen, eine Handballenauflage und ein großes farbiges Touchdisplay prägen die Optik. Der Fahrer bekommt wichtige Informationen angezeigt und kann verschiedene Betriebsmodi einstellen. Über die Rückfahrkamera hat er auch den rückwärtigen Bereich im Blick. Not-Aus-Schalter und Hupe sind an der bequemen Armauflage platziert. Nur die Höhenverstellung ist etwas schwer zugänglich für die Hand. Der Fahrtrichtungsschalter befindet sich an der Handballenauflage und wird mit dem Daumen bedient. Auch bei den Ablagemöglichkeiten haben die Designer nachgelegt. Ein Cupholder für 1,5-Liter-Getränkeflaschen, Fächer mit USB-Anschluss und ein Klappfach unter der Armauflage bieten ausreichend Stauraum. Eine dämmende Gummimatte bedeckt den Fußraum. Darunterliegende Bodenbleche lassen sich für Wartungsarbeiten einfach entfernen. Serienmäßig ist das Testfahrzeug mit automobilkonformer Pedalanordnung ausgestattet, andere Pedale sind optional erhältlich. Die Fußfreiheit ist akzeptabel. Gut zugänglich für Wartungszwecke sind die im Heck verbauten Komponenten der Hydraulik. Der Aufstieg über die in den Fahrzeugrahmen eingearbeitete Trittstufe ist mit 55 Zentimetern Höhe sehr sportlich, aber mit Hilfe eines großzügigen Metallbügels an der linken A-Säule und einer rutschsicheren Trittplatte abgesichert. Die Plattformhöhe von 78 Zentimetern ermöglicht eine hohe Sitzposition. Die Sicht durch das Duplex Tele-V-Hubgerüst ist abgesehen von der Platzierung der Hubketten und Hydraulikschläuche nahezu unverbaut. LED-Beleuchtung rundum, Bluespot vorn und hinten und zusätzliche Strahler auf Ladehöhe, seitlich am Mast, leuchten die Ladestelle gezielt aus. Kabinen-Innenlicht und eine Leseleuchte bringen in unbeleuchteten Bereichen Licht ins Dunkel. Positiv ist der rückwärtige Haltegriff mit integrierter Hupe. Hier kann sich der Fahrer beim Rückwärtsfahren fixieren und seine Wirbelsäule schonen. Leider berührt dabei der rechte Oberarm die ausgezogene Nackenstütze des Komfortsitzes. Für häufiges Rückwärtsfahren bietet sich Toyotas um 17,5 Grad nach rechts verstellbarer Drehsitz als Option an. Der Sitz ist auf das Körpergewicht des Fahrers einstellbar und lässt sich ausreichend vor- und zurückstellen. Ein Sitzschalter sorgt dafür, dass sich der Stapler nur bewegen lässt, wenn der Fahrer Platz genommen hat und angeschnallt ist. Nach Eingabe des Sicherheitscodes am Display ist das Fahrzeug betriebsbereit. Die verstellbare Lenksäule der hydraulischen Servolenkung lässt genügend Beinfreiheit. Zweieinhalb Lenkradumdrehungen genügen für den maximalen Einschlag. Die SAS-Lenksynchronisation – SAS steht für System für Aktive Stabilität – stimmt dabei die Position des Lenkrades mit der Radstellung ab. Mit den 1,20-Meter-Lastgabeln zeichnet der Traigo 80 einen Wendekreis von 3,65 Metern Durchmesser. Im Standard sind die Traigo-80-Modelle mit einer Ölbad-Lammellenbremse ausgestattet. Weitere europäische Komponenten wie Schabmüller-AC-Motoren sowie eine Zapi-Steuerung sind in der neuen Staplergeneration verbaut. Mit seiner elektrischen Parkbremse erreicht der Traigo das Niveau der Premium-Marken. Zum Testen der Rampenfunktion stellen wir den Stapler auf den Bordstein und lassen ihn über die Kante zurückrollen. Spontan nimmt dazu der Fahrer beide Füße von den Pedalen. Der Stapler kommt zum Stillstand und wird in der Position gehalten. Das Anfahren an der Schräge erfolgt problemlos. Auch beim Betätigen des Notausschalters bleibt der Stapler sicher an der Schräge stehen. Niedriger Energieverbrauch Der Fahrer kann zwischen verschiedenen Betriebsmodi wählen. Wir absolvieren die Leistungsmessung sowohl im Energiespar- als auch im Powermodus. Erwartungsgemäß fällt im Energiesparmodus die Umschlagleistung niedriger aus. Für die simulierte Be- und Entladung eines Sattelaufliegers braucht der Traigo rund 32 Minuten. Im High-Power-Modus zeigt der Stapler sein wahres Gesicht und schafft den Testzyklus gut vier Minuten schneller. Überrascht hat uns der niedrige Energieverbrauch von 2,74 Kilowattstunden. Auf die Stunde hochgerechnet transportiert der Stapler 132 Paletten, das sind 16 mehr als im Eco-Modus. Der Antriebsmotor beschleunigt den Stapler ohne Last auf 20 Kilometer pro Stunde. Die vier breiten SE-Reifen hinterlassen keinen Abrieb in den engen Kurven unseres Parcours. Durch SAS bleibt das Fahrzeug in der Spur. Die Hubhydraulik arbeitet angenehm leise. Für anspruchsvolle Anwendungen, bei denen mit angehobener Last rangiert wird, gibt es eine automatische Beschleunigungs- und Geschwindigkeitskontrolle. Die Anzeigen des Lastgewichtes und der Hubgerüstneigung sind weitere Sicherheitsfeatures. Punkten kann der Traigo aber auch mit der Nivellierung des Hubmastes auf Knopfdruck und der Hubhöhenvorwahl. Es gibt mehrere Antriebsoptionen: Neben der Li-Ion-Batterie kann auch die herkömmliche Blei-Säure-Version oder eine Brennstoffzelle verbaut werden. Die Li-Ion-Batterie wird von außen über Ladekabel und Stecker am stationären Ladegerät geladen. Das Flottenmanagement-System I_Site macht den Stapler dank Telematik zum Smarttruck. Durch die Übertragung der Betriebsdaten über das Mobilfunk-Netz kann der verantwortliche Manager diese analysieren und somit Produktivität, Effizienz und Sicherheit verbessern. Der Traigo 80 holt die Note 1,4 Der neue Traigo 80 spielt auf unserer anspruchsvollen Teststrecke seine „Strom stärken“ effizient aus. Er punktet durch die Kombination aus robuster Verarbeitung, einfacher Bedienung, Ergonomie und Fahrstabilität. Seine Performance wird nur durch eine Reihe von Sicherheitsfeatures gezügelt. Um enge Kurven lässt sich das Fahrzeug sicher und flink lenken. Die Umschaltmomente beim Reversieren sind sanft und flüssig. Auf unebenen Fahrwegen werden Vibrationen und Schwingungen gut absorbiert. Bei anspruchsvollen Einsätzen im Freien fühlt sich der Fahrer in der klimatisierten Allwetter-Kabine wohl. Mit einer Mischung aus italienischem Temperament und japanischer Disziplin setzt der smarte Bologneser ein starkes Zeichen im Premium-Quartett der europäischen „Platzhirsche“. Sein funktionales Design sowie Komfort und Qualität treffen den Geschmack unserer Testfahrer. Sie bewerten das Testmodell mit der Note 1,4. Walter Dorsch, freier Journalist Mehr zum Thema finden Sie unter #Gabelstapler www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Unser Staplertest-Team hat die neueste Generation des Elektrostaplers Traigo 80 von Toyota Material Handling auf den VR-Testparcours geschickt. Hier wurde die Be- und Entladung eines Lkw simuliert und die Bedienerfreundlichkeit bewertet. Im Test wusste der Stromer mit einer Mischung aus italienischem Temperament und japanischer Disziplin zu überzeugen. Im Detail: Toyota Traigo80 Das Testfahrzeug Der Elektro-Vierrad-Front-Stapler Traigo 80 hat eine Tragfähigkeit von 3,5 t bei einem Lastschwerpunkt von 500 mm. Er wird aus einer 81,4-Volt-630-Ah-Lithium-Ionen-Batterie gespeist. Ausgestattet ist das Fahrzeug mit einem Freisicht-Hubmast und nicht kreidenden Superelastik-Reifen. Der Leistungscheck Be- und Entladung eines Sattelaufliegers mit 32 Europaletten* Benötigte Zeit: 29:03 Min.Verbrauchte Energie: 2,74 kWEnergiekosten:** 0,52 Euro In einer Stunde Umschlagleistung: 132Verbrauchte Energie: 5,68 kWhEnergiekosten: 1,08 Euro In einer Acht-Stunden-Schicht Umschlagleistung: 1056Energieverbrauch: 45,44 kWEnergiekosten: 8,64 Euro EN 16796:2016 Performance-Zyklus*** Energieverbrauch: 7,6 kWh/h So funktioniert der Test Der Staplertest besteht aus zwei Teilen. Drei Testfahrer bewerten die Benutzerfreundlichkeit nach einem Notensystem. Untersucht werden 17 Kriterien, die Auswirkungen auf die Umschlagleistung haben. Der dynamische Test auf dem VerkehrsRundschau-Parcours gibt Auskunft über Energieverbrauch und Leistungsvermögen des Staplers. Dazu simulieren wir die Be- und Entladung eines Sattelaufliegers mit 32 Europaletten. Zum Einsatz kommt ein Prüfgewicht von 800 Kilogramm. Messgeräte am Stapler erfassen den Zeit- und Energieverbrauch.* Umschlag = 64 Paletten, Fahrt im Power-Modus ** Strompreis für Industriekunden: 0,19 Euro pro Kilowattstunde, Quelle: Statistisches Bundesamt (Stand: 1. HJ 2022) *** laut Hersteller Technische Daten Kennzeichen Hersteller und Typ: Toyota Traigo 80; Antrieb: Elektro; Tragfähigkeit: 3,5 t; Lastschwer- punkt: 500 mm; Eigengewicht: 5721 kg Räder/Fahrwerk Bereifung: Superelastik; Räder, Anzahl vorn/ hinten: 2/2, Vorderräder sind angetrieben Abmessungen Höhe Fahrzeug: 2215 mm; Höhe Hubgerüst eingefahren/ausgefahren: 3085/5295 mm; Freihub: 125 mm; Hub: 4500 mm; Arbeitsgang- breite Palette quer/längs: 3841/4040 mm Fahrleistungen Fahrgeschwindigkeit mit/ohne Last: 19/20 km/h (Performance); Hubgeschwindigkeit mit/ohne Last: 0,37/0,55 m/s (Performance); Senkgeschwindigkeit mit/ohne Last: 0,56/0,45 m/s Motor Leistung Fahrmotor: 21,4 kW (Performance); Leistung Hubmotor: 16,7 kW (Performance); Batterie: DIN 43 536 A; Batteriespannung: 81,4 V; Batteriekapazität: 630 Ah; Batteriegewicht 1863 kg Weitere Merkmale Art der Fahrsteuerung: AC; Arbeitsdruck für Anbaugeräte: 160 bar; Ölstrom für Anbau- geräte: 40 l/min; Schalldruckpegel am Fahrerohr: 64,9 dB(A) Das Urteil der Testfahrer Dieter, 40 Jahre Staplererfahrung, derzeit im Bereich Lebensmittel-Logistik Heinz,28 Jahre Staplererfahrung,momentan in der Baustoffindustrie tätig Carina,Staplerschein seit acht Jahren, im Team verantwortlich für Messtechnik "Die neue Armlehne mit den Minihebeln ist ein großer Schritt in Richtung Bedienerfreundlichkeit. Über das große Touchscreendisplay erhalte ich relevante Informationen für meinen Job. Rückfahrkamera und Personenschutzsystem OPS zeigen, was sich um den Stapler bewegt." "Der neue Traigo hat Boden gut gemacht, er fährt stabil und sicher auf hohem Niveau. Hervorzuheben ist die tadellose Rampenfunktion. Für draußen schätze ich die klimatisierte Kabine. Weniger gefallen hat mit die Verstellung der Armlehne sowie die Platzierung der Ketten und Schläuche.“ "Bei der Leistungsmessung wirken sich neben der verbesserten Motoren und Komponenten auch kürzere Hebe- und Senkzeiten aus. Im Vergleich zum Vorgänger verbraucht die neue Generation des Traigo 80 weniger Energie - bei gesteigerter Umschlagleistung!“ Testergebnisse im Überblick So wertet die VerkehrsRundschau Auf-/Abstieg 1,6 (gut) Armauflage 1,4 (sehr gut) Fahrtrichtungswechsel 1,3 (sehr gut) + Abrutschsicherheit+ großer Haltebügel- Hohe Trittstufe + Handballenauflage+ Minihebel- Höhenverstellung + mit Daumen bedienbar+ Schalter an der Handballenauflage+ Reversieren sanft und flüssig Arbeitsplatz 1,3 (sehr gut) Anzeige/Display 1,3 (sehr gut) Arbeitsverhalten 1,3 (sehr gut) + Schwingend gelagerte Kabine+ verstellbare Lenksäule + Farb-Touchscreendisplay+ viele Funktionen über das Display+ Helligkeitsregulation + Automobilkonforme Pedalanordnung+ stabiles und kontrolliertes Kurvenverhalten Sichtverhältnisse 1,5 (gut) Sekundäre Schalter 1,5 (gut) Qualität/Verarbeitung 1,5 (gut) + Rückfahrkamera- Platzierung Ketten und Schläuche + PIN-Code Zugang + TPS-Produktionssystem+ robustes Stahl-Chassis Gabelbedienung 1,2 (sehr gut) Ablagen 2,1 (gut) Energiemanagement 1,4 (sehr gut) + stoßfreies Absetzen der Last+ leise Hydraulikpumpe+ Minihebel in der Armlehne + Ablage mit USB-Anschluss+ Klappfach unter Armlehne+ Halterung für Getränkeflaschen + Zwischenladen+ Ladeanschluss frei zugänglich+ Batteriewechsel entfällt Lenkung/Lenkrad 1,5 (gut) Sicherheitsfeatures 1,2 (sehr gut) Wartung 1,3 (sehr gut) +Lenksynchronisation+ Radstandanzeige+ einstellbare Lenksäule + automatische Parkbremsen+ SAS+ optimaler Personenschutz OPS + leichter Zugang für Wartung+ Abdeckungen leicht zu entfernen Fahrersitz 1,3 (sehr gut) Serienausstattung 1,5 (gut) Gesamtnote: 1,4 (sehr gut) + Komfortsitz (Grammer)+ mitschwingende Armlehne- Kopfstütze stört + Ölbad-Lamellenbremse+ automatische Parkbremse

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