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Studie zur Zukunft des Berufskraftfahrers

17.06.2014 10:44 Uhr
Studie zur Zukunft des Berufskraftfahrers
Bleibt von herausragender Bedeutung für das Gewerbe: der Fahrermangel
© Foto: Renault Trucks

Welche Szenarien im Bereich Berufskraftfahrer künftig denkbar sind und was Betriebe und Politik nun tun sollten, zeigt eine Studie der Hochschule Furtwangen University.

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Furtwangen. Unter dem Titel „Zukunft des Berufskraftfahrers: Konsequenzen für die Logistik im Jahr 2025“ hat die Hochschule Furtwangen University eine neue Studie veröffentlicht, die der VerkehrsRundschau vorliegt.

In dieser Studie haben die beiden Autoren Professor Jochen Baier und Christof Mack vier Szenarien für den Kraftfahrerberuf im Jahr 2025 entwickelt. Ziel ist es den Beteiligten in der Logistikwirtschaft damit Wege aufzuzeigen, was sie tun können, um dem drohenden Fahrermangel entgegen zu wirken.

Die vier Trendszenarien im Überblick und ihre jeweils wichtigsten Resümees

Das positive Trendszenario: Dieses Zukunftsszenario geht davon aus, dass durch eine korrekte Verkehrspolitik im Straßengüterverkehr verheerende Auswirkungen des Fahrermangels bis zum Jahr 2025 verhindert werden können, da die Ausbildungszahlen in diesem Zeitraum steigen. Und selbst in der Folgezeit deuten die Prognosen auf weiteren Anstieg der Ausbildungszahlen hin.

Das negative Trendszenario: Diesem Zukunftsszenario zufolge wird dem Fahrermangel auf langfristige Sicht nicht nachhaltig entgegen gewirkt. So bleiben laut Studie auch künftig die Arbeitsbedingungen unzureichend (zum Beispiel lange Arbeitszeiten, geringe Entlohnung und schlechtes Image). Es wird diesem Szenario zufolge also nicht nachhaltig für mehr Fahrer gesorgt. Mit der Folge, dass in den Jahren bis und nach 2025 eine Fahrer-Angebotslücke besteht, vor allem bei qualitativ anspruchsvollen Transporten.

Das positive Extremszenario: Dieses Zukunftsszenario umfasst fast alle möglichen Entwicklungen, die auf den Fahrer selbst positiv wirken können. So haben sich diesem Szenario zufolge die Arbeitsbedingungen der einzelnen Fahrer verbessert, insbesondere durch politische Maßnahmen. Vor allem die hierzulande geltenden Tariflöhne haben in diesem Zukunftsszenario zu dieser Entwicklung stark beigetragen. Gleichzeitig steigen in diesem Szenario die Ausbildungszahlen bis zum Jahr 2025 kontinuierlich an. Durch das hohe Lohnniveau hierzulande können darüber hinaus qualitativ hochwertige Fahrer aus dem Ausland rekrutiert werden, schreiben die Studienautoren. Die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Szenarios, sei aber, schreiben sie, wesentlich geringer als beim positiven Trendszenario

Das negative Extremszenario: In diesem negativen Extremszenario unterliegen die Fahrer Lohn- und Arbeitsbedingungen, die einem modernen Europa des 21. Jahrhunderts nicht entsprechen. Zudem bietet die einheimische Fahrerausbildung keine wirkliche Zukunftsperspektive. Gleichwohl sind laut der Studie in diesem Szenario genügend ausländische Fahrer bis 2025 bereit, Transporte durchzuführen. Falls diese aber auch aufgrund der schwierigen Umstände abwandern, könnte es dazu kommen, dass langfristig der Fahrermangel in hohem Maße anhält. Spätestens dann würde es eine starke Angebotslücke im Transportgewerbe entstehen, schreiben die Autoren, die selbst durch Lohnerhöhungen und Überarbeitung der Gesetze kurz- und mittelfristig nicht geschlossen werden kann.

Fazit der Studienautoren ist: „Die Weichen im Jahr 2013 laut der Expertenmeinungen derzeit eher für die Richtung des negativen Trendszenarios gestellt. Sprich: So lange die Löhne der Fahrer nicht durch die harte Konkurrenz nicht steigen, und sich die Arbeitszeiten nicht maßgeblich reduzieren lassen, sei also die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Kraftfahrer im Jahr 2025 im Bereich dieses Szenarios wiederfindet.“ Problematisch sei dies insbesondere deshalb, weil sich auch in europäischen Ländern bereits ein Fahrermangel abzeichne.

Höchste Priorität müsse also für die Betriebe sein, die Ausbildungszahlen zu erhöhen, schreiben die Studienautoren. Die Politik müssen darüber hinaus zutreffende Harmonisierungen im Transportgewerbe für inländische und ausländische Unternehmen schaffen, durch Überarbeitung bestehender Gesetze, Einführung neuer und korrekter Anwendung der geltender Gesetze. Ein erster Grundsein in die richtige Richtung sei, schreibt die Studie, das Förderprogramm für Aus- und Weiterbildung. (eh)

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KOMMENTARE


Cornelius Kournettas

09.07.2014 - 18:00 Uhr

Sehr geehrte Redaktion, interessant welche mögliches Szenarien hier dargestllt werden. Meiner Erfahrung zufolge wird es aller Wahrscheinlichkeit nach zum negativen Extremszenario kommen. Solange der Staat das Güterverkehrs- und Logistikgewerbe ähnlich sträflich vernachlässigt wie die staatliche Kontrolle von Banken, solange wird sich hier nichts ändern. Gerne erinneren wir uns an die Auswirkungen der Lehman Pleite. Es müssen, um den Markt vor schwarzen Unternehmerschafen zu schützen, deutlich restriktivere Marktzugangsvoraussetzungen geschaffen werden. Allein die deutlich stärkere Selektion angehender Güterkraftverkehrsunternehmer fördert die Attraktivität des Kraftfahrerberufes. Auch müssen einheitliche Tarife für Beföderungsleistung, ein einheitlicher Grundlohn sowie ein einheitlicher Dieselpreis den Wettbewerb entzerren. Ähnlich verhält es sich mit Berufsverbänden für Unternehmer und Gewerkschaften für Beschäftigte. Dass hier nicht alle unter einem Dach eine starke und schlagkräftige Lobby bilden, ist absolut gewollt. Etliche Verbände und diverse Gewerkschaften sollen die Interessen der Beteiligten vertreten geschlossen vertreten? Wer bei derart umkoordinierter Organisation an starkes Auftreten der Interessenvertreter glaubt, für den kommt bestimmt auch noch der Weihnachtsmann. Daneben muss die Abdingbarkeit des Be- und Entladens in Transport - und Frachtverträgen endlich abgeschafft werden. Der Empfänger einer Ware muss selbst entladen. Das ist nicht Aufgabe des Fahrers. Würde dies umgesetzt werden, so würden jede Menge neue Stellen entstehen. Ist nicht die Schaffung von Arbeitsplätzen das erklärte Ziel der Politik? Derartige Maßnahmen würden Fahrer und Gewerbe entlasten und die Attraktivität des Berufes fördern. Doch alles was bisher hier an Vorschlägen und Ansätzen kam ist unausgegorener, gequirlter Quark. Wer sich freut, ist die verladende Wirtschaft. Ist der eine in der Insolvenz verschwunden, da steht schon der nächste und fährt noch billiger. Das freut den Anleger und dessen Dividende und nur darum scheint es noch zu gehen. Deutsche Transportunternehmer sind doch bereits heute nur noch in Nischenmärkten aktiv, in denen auf Spezialequipment zurückgegriffen werden muss. Der gemeine Tautliner kommt heute doch bereits aus Osteuropa, ein aufmerkamer Blick während einer Autobahnfahrt wird dies jedem beweisen. Wieso also sollten junge Menschen einen Beruf erlernen, der nur Unmut fördert und keine solide Perspektive bietet? Die Wahrheit will nur leider niemand hören. Es könnte ja etwas kosten.


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