Schöner wohnen

Wo übernachten? Diese bange Frage stellt sich, seit Fernfahrer EU-weit im Zuge des Lkw-Nomaden-Kampfs die "lange Wochenruhe" nicht mehr komplett im Lkw verbringen dürfen. Anbieter passender Übernachtungsmöglichkeiten sind jedoch rar. Pensionen und Monteurzimmer (z. B. www.deutschlandmonteurzimmer.de) kosten 30 bis 50 Euro - aber wohin mit dem Lkw? Dasselbe gilt für Gasthöfe und Hotels, die einen höheren Standard bieten, aber teuer sind. Strategisch günstiger liegen Autohof-Motels. Tank und Rast etwa betreibt rund 50 davon, der Tagespreis liegt hier im Schnitt bei 59 Euro ohne Frühstück. Etwas günstiger sind das beliebte Hotel Strohofer in Geiselwind an der A 3 oder das Hotel Sleepinger am Euro-Rastpark Schweitenkirchen (A 9). Manche Unternehmen bauen selbst Einzelne Unternehmen sind derzeit dabei, selbst für Unterkünfte zu sorgen - auf dem eigenen Betriebsgelände. Etwa die Speditionsgruppe Ihro, die in ein neues Gebäude im baden-württembergischen Neuenstein 4,5 Millionen Euro investiert. Darin zwölf Fahrerzimmer, eine Küche und Gemeinschaftsräume. Die Schweizer LOG Group startete 2020 ebenfalls ein Millionenprojekt am neuen Firmensitz in Stühlingen: ein Motel mit 36 Lkw-Parkplätzen, 18 Zimmern/36 Betten, sanitären Anlagen, drei Küchen und einem Wäscheraum. Neue, flexible Bauprojekte Wie man Fahrer günstiger und flexibler unterbringen kann, zeigen einige Plattformen und Motelkonzepte (s. Kasten rechts) verschiedenster Anbieter. Eines davon ist das Architekturbüro Strohecker in Graz. CEO Guido R. Strohecker beschäftigt sich schon lange mit (Wohn-)lösungen für die Bau- oder Transportbranche und schätzt, dass in Österreich und Deutschland rund 90.000 Betten für Fahrer benötigt werden. Nun stellt das Planungsbüro "truckerBase® (https://www.truckerbase.eu) vor, beschrieben als "minimales Übernachtungsangebot für Fahrer, angemessen, ökologisch und leistbar". Der Hotelturm aus übereinandergestellten Boxen besteht aus BSH-Platten (Brettholzschichten) mit Hanfdämmung und einer bunten Fassadenverkleidung, die durch Fotovoltaik-Paneele ergänzt werden kann. Binnen vier Wochen kann ein Turm an Rastplätzen, Autohöfen oder Speditionshöfen errichtet, auch wieder zurückgebaut oder umgezogen werden - das ist der Clou daran. Das Ganze ist konzipiert als temporäres Bauwerk, erworben wird kein Grundstück, sondern ein Pacht-Baurecht für ein flexibles Gebäude. Das reduziert den Kosten- und den Verwaltungsaufwand bezüglich der Baugenehmigung. Sanitäre Anlagen werden in Form von Duschcontainern zugeliefert oder die vom Autohof werden mitgenutzt, je nach Standort. Dank der reduzierten Bauweise sollen die Übernachtungskosten pro Fahrer und Nacht unter 30 Euro bleiben. Vorgebucht, ein- und ausgecheckt wird per App. Als "Rasten 2.0 - die neue Dimension des Rastens" bezeichnet das Architekturbüro sein Projekt, das aktuell Autohofbetreibern und Speditionsunternehmen vorgestellt wird. Mehr zum Thema unter #Kraftfahrer www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Nach dem Fahrpersonalgesetz (FPersG) darf die regelmäßige wöchentliche Ruhezeit von Fahrern nur an Orten mit geeigneter Schlafmöglichkeit verbracht werden; die EU-Verordnung (EG) Nr. 561/2006 schließt das Fahrzeug dabei aus. Welche Möglichkeiten den Disponenten offenstehen. "Offenbar reger Handel mit Hotelquittungen" - Architekt Guido R. Strohecker Das Büro Strohecker Architekten ( www.strohecker-architects.com) entwickelte das Wohnkonzept TruckerBase. Wir fragten, was hinter dem Projekt steckt. Herr Strohecker, warum beschäftigen Sie sich mit einem Projekt für Lkw-Fahrer? Wir haben vor ein paar Jahren für einen österreichischen Spediteur ein Projekt konstruiert, der so etwas für seinen Betriebshof haben wollte. Daraus entstand TruckerBase. Wurden Fahrer und Spediteure in die Konzeption miteinbezogen? Ja. Da wir TruckerBase für einen Spediteur entwickelt hatten, wurden seine und die Bedürfnisse seiner Fahrer berücksichtigt. Hier zeigte sich, dass es nicht um eine deutsche oder österreichische Sache, sondern um eine europäische bzw. multikulturelle geht. Wir haben mit Branchenvertretern aus der Sparte Transport und Verkehr der österreichischen Wirtschaftskammer lange Gespräche darüber geführt, was gebraucht wird. Was ist das Besondere an TruckerBase? Für Lkw-Fahrer ist das normale Übernachtungsangebot an Raststätten zu teuer, ein Drei-Sterne-Hotel zahlt ihnen keiner. Trucker-Base ist anders: Es ist als temporäres Gebäude konzipiert. Es ist schnell auf- und abbaubar, was die Baugenehmigung durch die Behörde stark verkürzt. Wir bauen in nachhaltiger, ökologischer Bauweise mit recycelfähigen Materialien - dafür bekommt man Fördergelder. Das alles macht TruckerBase flexibel für den Betreiber und preiswert für die Fahrer. Wie groß ist das Interesse aus der Branche? TruckerBase ist eine ganz große Geschichte, die der durch den EuGH geschaffenen Problemstellung entspricht. Die Spediteure drängen auf Lösungen. In Österreich wurden bereits Bußgelder verhängt, weil Fahrer die Wochenendruhe im Lkw verbracht hatten. Wie man aus der Branche hört, gibt es inzwischen einen regen Handel mit Hotelquittungen, die die Fahrer bei Kontrollen zum Nachweis zeigen können. Wir haben Anfragen aus dem Gewerbe, sind im Gespräch mit großen Transporteuren auch aus Deutschland und Firmen mit mehreren Tausend Fahrern. sk

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