Für die Transportbranche geht es um viel Geld. Mit der neuesten Generation schwerer LKW wird auch die Schadstoffnorm Euro 6 eingeführt. Diese LKW werden nicht nur beim Kauf ein gutes Stück teurer sein als die Vorgänger, sondern die Unternehmer fürchten auch höhere Wartungskosten und einen deutlichen Mehrverbrauch.
Hinter den Kulissen tobt deshalb ein Kampf zwischen den beiden großen deutschen Herstellern Daimler und MAN. Der Stuttgarter Konzern hat bereits für diesen Herbst den ersten Euro-6-LKW angekündigt. Daimler fordert deshalb seit Monaten vom Bund üppige staatliche Subventionen, um den Verkauf der zwar schadstoffärmeren, aber deutlich teureren LKW anzukurbeln. Insbesondere ein günstigerer Mautsatz von bis zu fünf Cent für Euro-6-Fahrzeuge soll die Unternehmen quasi zum Umstieg zwingen. Die Konkurrenz aus Bayern dagegen verdient derzeit gut Geld mit den Euro-5-LKW. MAN sieht deshalb keinen Grund, sich das Geschäft durch eine voreilige Markteinführung der Euro-6-Variante kaputt zu machen.
Offenbar haben die Münchner den besseren Draht zum bayrischen Verkehrsminister: Peter Ramsauer lehnt derzeit eine eigene Mautklasse für Euro-6-LKW ab. Kein Wunder, wären damit entweder Einnahmeverluste im Verkehrsetat oder aber eine höhere Maut für alle anderen Fahrzeugklassen verbunden. Beides kann Ramsauer sich derzeit angesichts leerer Kassen und angekratztem Image der schwarz-gelben Koalition nicht leisten.
Ohne Mautanreiz lohnt sich der vorzeitige Kauf der Euro-6-Laster jedoch nicht. Nur wenige Transportunternehmer werden ihren Fuhrpark nur wegen ihres ökologischen Gewissens umstellen und die betriebswirtschaftlichen Nachteile dafür in Kauf nehmen. Zumal Euro 6 gerade unter dem Stichwort Klimawandel nicht besser abschneidet. Damit droht Euro 6 bis zum offiziellen Pflichttermin als Ladenhüter zu starten.
Sebastian Bollig, Redakteur