Die aktuell größte Herausforderung für die Menschheit ist der Klimawandel. Der Transportsektor steht als einer der Hauptverursacher der globalen Erderwärmung fest. Schließlich pustet die Branche jährlich ein Viertel des weltweit ausgestoßenen CO2 in die Atmosphäre. Und ein Großteil dieses Treibhausgases stammt vom Straßenverkehr. Das erste Weltverkehrsforum in Leipzig stand unter diesem sehr aktuellen Thema. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee hatte angekündigt, aus dem Forum ein „Davos der Transportwirtschaft“ zu entwickeln. Politische Delegationen aus 53 Staaten, renommierte Wissenschaftler aus aller Welt und sogar der eine oder andere Vorstandschef eines Weltkonzerns folgten seinem Ruf.
Bei dieser Fülle an Prominenz stand zu befürchten, dass das Thema Klimawandel untergeht. Doch die Branche zeigte sich erstaunlich verantwortungsbewusst. Eine Vielzahl von parallelen Maßnahmen soll dazu beitragen, den CO2-Ausstoß des Verkehrs abzusenken. Die Logistikdienstleister wollen ihre Transportketten optimieren. Die Politik will die Infrastruktur ausbauen und Engpässe beseitigen. Die Vertreter der Hersteller versprachen kurzfristig bis zu 30 Prozent weniger Emissionen bei Neufahrzeugen. Und bei der Suche nach neuen Antriebstechnologien hilft der rasante Anstieg des Ölpreises. Denn heiße Luft interessiert niemanden, doch ein leerer Geldbeutel fördert die Suche nach Alternativen zum teuren Erdöl enorm.
Nach so viel enthusiastisch vorgetragenen Lösungsansätzen bleibt trotzdem die Skepsis, ob in Leipzig nicht doch nur heiße Luft produziert wurde. Falls die Unternehmen ihre vollmundigen Versprechen nicht umsetzen, drohen staatliche Maßnahmen. Es braucht politischen Mut, um solche harten Einschnitte vorzunehmen. In Leipzig war zu spüren, dass die Politik bereit ist, diesen Schritt zu gehen. Selbst wenn Kanzlerin Angela Merkel die Unternehmen aufforderte, vom Umstieg auf klimafreundliche Angebote zu profitieren, ist eines gewiss: Es wird Verlierer geben. Wer sich jetzt nicht darauf einstellt, wird von den Ereignissen überrannt.
Sebastian Bollig
Redakteur