Leider war das Ergebnis vorauszuahnen. Zwar fand der frisch aufpolierte Masterplan Güterverkehr und Logistik nun Zustimmung im Bundeskabinett, doch reißt seither – von wenigen Ausnahmen abgesehen – der Strom kritischer Stimmen aus den Wirtschafts- und Verkehrsverbänden nicht ab.
Haben die Verbände Recht mit ihrer teils harschen Kritik? Durchaus. Denn man hat den Eindruck, als würde das Verkehrsministerium die von ausnahmslos allen Studien prognostizierten Zuwächse des Straßengüterverkehrs einfach nicht zur Kenntnis nehmen.
Natürlich sind beschleunigtes Arbeiten auf den Autobahnbaustellen und zusätzliche LKW-Parkplätze sinnvolle und dringend notwendige Maßnahmen. Aber glaubt man im Hause Tiefensee tatsächlich, dass der drohende Verkehrskollaps mit Überholverboten für LKW, der gelegentlichen Freigabe der Standspur, zusätzlichen Verkehrsleitanlagen und einer zeitlich gestaffelten Maut zu vermeiden ist? Dass mit diesen höchstens punktuell wirksamen Eingriffen ein Güterverkehrswachstum von 70 Prozent und mehr bis zum Jahre 2025 gemanagt werden kann?
Schließlich schickt kein Disponent seine Laster zum Vergnügen zwischen fünf und neun Uhr morgens in die Ballungszentren. Und dass Industrie und Handel ihre Lieferfenster demnächst in die verkehrsarmen Nachtstunden verlegen, ist nicht nur reines Wunschdenken, sondern an den meisten Orten schlicht nicht möglich.
Leider erweist sich der Masterplan nicht als der große Wurf, der er hätte werden können. Schienenverkehr und Wasserwege, die der Plan klar bevorzugt, können, wie Experten wissen, die erwarteten Zuwächse bei Weitem nicht bewältigen. Und eine nach Tageszeit gestaffelte Maut macht den Verkehr nur teurer, ohne ihn besser zu verteilen.
Rudolf Gebhardt, stellv. Chefredakteur