Wer einen Sieger im Streitgespräch zum Lang-LKW zwischen Schienenlobbyist Dirk Flege und Spediteur Rolf Meyer sucht, der wird sich womöglich schwertun. Denn beide beharrten auf ihren Standpunkten, nennen aus ihrer Sicht auch gute Gründe und können diese fast immer mit einem Satz aus irgendeiner Studie belegen.
Und doch, womöglich gibt es einen Gewinner: den Lang-LKW. Wie bitte, mag sich mancher fragen, wieso das? Weil es solche öffentlich geführten Debatten wie diese viel zu selten gibt. Dabei kann die Stimmung in der Bevölkerung zu dem Thema bei der Entscheidungsfindung der Politik über die Zukunft des Lang-LKW womöglich das Zünglein an der Waage spielen. Die Befürworter des Lang-LKW werden dieses Rennen jedoch verlieren, wenn sie das Licht der Öffentlichkeit scheuen. Warum man von der im letzten Jahr ins Leben gerufenen Initiative für innovative Nutzfahrzeuge außer einer gemeinsamen Erklärung nichts hört, bleibt genauso ein Geheimnis wie die Tatsache, dass auf der letzten IAA kaum ein Lang-LKW zu sehen war, während es noch zwei Jahre zuvor auf der Messe nur von solchen Fahrzeugen wimmelte.
Welche Bedeutung eine offen geführte Diskussion hat, ist spätestens seit Stuttgart 21 offensichtlich. Daher kann man den Befürwortern der Lang-LKW nur raten, sich der Debatte zu stellen – wie es Meyer gemacht hat. Es ist taktisch jedenfalls äußerst fragwürdig, das Feld in der Öffentlichkeit den Lang-LKW-Gegnern zu überlassen, wie es derzeit den Anschein hat. Das wirkt zudem wie ein Verrat an dem Lang-LKW, für den es gute Argumente gibt und für den es sich zu kämpfen lohnt.
Michael Cordes, Redakteur