Ein Dieselaufschlag von fast 60 Prozent: Dieses Drohbild, in Brüssel erdacht, lag in den letzten Tagen in der Luft und setzte dem Dauerpreishoch an der Zapfsäule die Krone auf. Der Diesel ist spätestens seit den Volksbewegungen in Nordafrika und im Nahen Osten ein Spekulationsobjekt, dessen Rendite von den Großabnehmern, also auch den Transporteuren, bezahlt wird.
Ausweglos ist die Lage dennoch nicht. Denn gerade die unvorhersehbaren Schwankungen am Preismast sind Basis für die Dieselfloater – des vertraglich fixierten Risikoausgleichs zwischen Auftraggeber und Transporteur. Abhängig von der Branche und dem persönlichen Verhandlungsgeschick haben viele diese Klausel längst in ihren Frachtaufträgen. Wer ihn jedoch noch nicht hat, ist nun gefordert. „Nur zu sagen, der Diesel ist teuer, ich brauche mehr Geld, reicht hier nicht aus“, mahnt Dagmar Wäscher vom Branchenverband BVT.
„Vorher muss ich meine Hausaufgaben machen und meine Unternehmenszahlen kennen“, bestätigt indes Unternehmer Manfred Pollin, der auf die zweite wichtige Komponente beim „Dieselkostengleiten“ hinweist: „Es braucht einen Verhandlungspartner vom Schlag eines ehrbaren Kaufmanns, sonst wird es für die kleinen Transportunternehmen schwer.“
Eine ehrliche Analyse von beiden Seiten ist gefragt: Es braucht Transporteure, die ihre Kosten kennen und diese fair kalkulieren, und es braucht Verlader, welche um die Nöte ihrer Auftragnehmer wissen und daran interessiert sind, dass sie künftig investieren können. Andernfalls werden die Dieselplanspiele der EU nur die wenigen Transporteure schocken, die dann noch am Markt sein werden.
Rocco Swantusch, Redakteur