Da rollt was auf uns zu: Nur die Reifengeräusche kündigen die neuen Herrscher der Straßen an. Das stumme Elektroherz ersetzt das brummige Dieselaggregat – zumindest zeitweise.
Der lokale Stromanbieter richtet Ladestationen an jeder Straßenlaterne ein. Und das frisch zusammengefügte paneuropäische Ökostromnetz sorgt dafür, dass keine Windflaute in der Nordsee zum großen Jammer an der Elektrozapfsäule führt. Diese Puzzleteile ergeben die Marschroute für die angebrochene Dekade: für das Jahrzehnt der Elektromobilität.
Laut einer Studie sollen in fünf Jahren allein in Paris über 60.000 Hybride und Elektrofahrzeuge rollen, weitere 70.000 in New York. Die deutschen Pläne sehen bis zum Ende der Dekade Potenzial für eine Million Stromer zwischen Schleswig und dem Allgäu. Für die ersten 100.000 Stromer soll ein Förderprogramm helfen, das Rad in Schwung zu setzen.
Seriöserweise wissen auch die Ambitioniertesten, dass nur wenige der neuen, abgasarmen Fortbewegungsmittel Güter laden werden. Nämlich Verteiler, Entsorger oder Kep-Fahrzeuge. Das Gros der Waren wird in der Just-in-time-Gesellschaft weiter über Strecken jenseits der 100-Kilometer-Marke umhergefahren – und zwar möglichst ohne Stop-and-go-Verkehr.
Damit wird die Mittel- und Langstrecke auch im Elektrozeitalter fest in der Hand des Diesel bleiben. Was nicht heißt, dass der per se auf Effizienz getrimmte Selbstzünder so bleiben kann, wie er ist. Denn jede kleine Verbrennung im Dieselaggregat ist klimarelevant, da sie direkt Kohlendioxid freisetzt. Also werden sich nicht nur die City-Flitzer ändern müssen, sondern auch die Nutzfahrzeuge.
Rocco Swantusch, Redakteur