Boombranche, Fahrermangel, War for Talents – es ist keine 24 Monate her, dass die Protagonisten (griechisch Ersthandelnder, Vorreiter, Meinungsbildner) tagtäglich mit diesen Begriffen die Bedeutung der Logistik für die Volkswirtschaft in die Köpfe von Politikern und Medien hämmerten. Mit rund 2,8 Millionen Beschäftigten pflanzten sie die Logistik als großen, wachsenden Arbeitgeber in das öffentliche Gedächtnis.
Doch mit der Wirtschaftskrise begann der Jobmotor zu stottern und mutierte zur Jobkrise. Einstellungsstopps, Abbau von Zeitarbeitern, Kurzarbeit und Kündigungen trafen auch die Arbeitnehmer in der Logistik. Die meisten Protagonisten schwiegen. Angesichts der sich überstürzenden Ereignisse verschlug es ihnen die Sprache. Bis vor Kurzem heiß umworbene Kraftfahrer, die auf einmal auf der Straße standen. Erfahrene Fachkräfte, denen Aufhebungsverträge angeboten wurden. Und gut ausgebildete Hochschulabsolventen, mit denen die Arbeitgeber nicht einmal mehr sprechen wollten.
Logistik als sich immer schneller drehender Jobmotor – das war einmal. Das makellose Image ist angekratzt. Den Unternehmenslenkern ist dabei in den meisten Fällen nichts vorzuwerfen. Viele haben getan, was sie konnten, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern. Und nun? Die Krise ist zwar noch nicht vorbei, aber die Logistik muss sich wieder bereit machen für die nächste Runde im Kampf um Fachkräfte. Denn die wird kommen, das ist sicher. Auch wenn die Zukunft heute noch vielen unsicher erscheint, künftigen Arbeitnehmern müssen schon heute Perspektiven aufzeigt werden. Es wird Zeit, dass die Protagonisten ihre Rolle als Vorreiter und Meinungsbildner wieder spielen – und zwar jetzt!
Andre Kranke, stellvertretender Chefredakteur