Wer hätte das gedacht? Noch vor wenigen Jahren sorgten viele große Speditions- und Logistikkonzerne durch reges Rosinenpicken im Mittelstand für Unruhe. Nahezu ohmächtig musste man in dieser Zeit mit ansehen, wie ein namhaftes mitelständisches Unternehmen nach der anderen von Konzernen geschluckt wurde und in deren
Organisationen aufging.
Jetzt aber schlagen die Mittelständler zurück. So übernahm die mittelständische Spedition Finsterwalder im Mai von US-Speditionsriese Penske zwei Standorte in den Niederlanden und in Estland. Und nun sorgt Ewald Raben, CEO der Raben Gruppe, im Speditionsmarkt für Furore. Insgesamt 56 Standorte des britischen Logistikkonzerns Wincanton hat der 42-Jährige gekauft und steigert so seinen Umsatz mal flugs um 350 Millionen Euro.
Zugegeben, das sind nur zwei Beispiele. Sie zeigen aber: Mittelständler haben selbst in wettbewerbsintensiven Märkten wie im Teil- und Komplettladungs- sowie Stückgutgeschäft gute Perspektiven, wenn sie als Unternehmer und nicht als Getriebene agieren. Nicht umsonst sagt man ihnen nach, dass sie flexibler und kundenorientierter sind als viele Konzerne. Vor allem aber unterliegen Mittelständler nicht dem Diktat der kurzfristigen Quartalsrendite. Stattdessen können sie unabhängig agieren. Kurz: Sie können auch einmal Durststrecken durchstehen, bis sich ein Vorhaben wirklich rechnet.
Übrigens: Als Ewald Raben das elterliche Transportunternehmen 1991 übernahm, zählte es gerade einmal fünf LKW. Heute macht er mit der jüngsten Akquisition fast 880 Millionen Euro Umsatz.
Eva Hassa, Redakteurin der VerkehrsRundschau