"Du kannst den Hahn in den Keller sperren, der Morgen kommt trotzdem", brachte Verkehrsminister Peter Ramsauer ein Sprichwort von einer Dienstreise nach China mit zur Versammlung des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) nach Warnemünde. Sprich, man könne das vorhergesagte Verkehrswachstum nicht mit
ideologischer Verkehrsunterbindung vermeiden. Eine der Aussagen, die dem Minister den Applaus der Teilnehmer einbrachte. Überhaupt zeigte sich Ramsauer bei vielen Aussagen ganz auf der Seite des Gewerbes. "Ich fühle mich hier ausgesprochen wohl", bekannte er und bezeichnete den BGL als "den wichtigsten Verband der Logistik". Ein Minister zum Anfassen und eine ungewohnte Nähe für das Gewerbe nach einer "langen Zeit der Sprachlosigkeit", wie BGL-Präsident Hermann Grewer das Verhältnis zum letzten Verkehrsminister charakterisierte. Dankbar war man dem mittelständischen Artgenossen, wie Ramsauer sich selbst bezeichnete, auch für seinen Einsatz bei der EU, Staukosten nicht in die Eurovignette einzubeziehen. Bei aller Harmonie hatte der BGL auch Forderungen an den Politiker: einen Weg zu finden, damit nicht ausbezahlte Harmonisierungsmittel nicht verfallen. Und: Für die Anlastung der externen Kosten ein Gesamtkonzept für alle Verkehrsträger mit Mittelbindung zu schaffen. Beides bekannte und drängende Punkte.
Nur zwei Tage davor hatte Ramsauer in Berlin auf dem Deutschen Logistik-Kongress gesprochen. Bei den iPad-schwingenden Managern schien er sich nicht ganz so wohlzufühlen, wirkte weitaus distanzierter. Hier gab es in den Reihen der Teilnehmer auch deutlich kritischere Töne als beim BGL. "Doch schon ein Jahr Ramsauer?!", war zu vernehmen. Man wolle den Aktionsplan Güterverkehr und Logistik, der am 22. November vorgestellt wird, sehr bald in Angriff genommen sehen. Auch viele Themen des Koalitionsvertrags seien noch nicht angefasst worden. Für den Minister heißt es anpacken: Der Morgen kommt auf alle Fälle.
Birgit Bauer, Chefredakteurin