Zuversicht

Optimismus in der Wirtschaft: Das ist in diesen Corona-Zeiten alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Bei den deutschen Speditionen hingegen scheint alles in bester Ordnung zu sein. Während der Jahrestagung des Bundesverbandes Spedition und Logistik (DSLV) Mitte Juni, die pandemiebedingt virtuell stattfinden musste, war die Stimmung positiv. Deren Präsident Axel Plaß fasste die Lage der Unternehmen so zusammen: "Die Branche ist derzeit von Zuversicht geprägt. Die durchschnittliche Insolvenzrate in der Logistikbranche ist während der Pandemie nicht merklich gestiegen." Gestärkt aus der Krise hervorgegangen Viele Speditionshäuser haben laut Plaß als Reaktion auf die Krise ihre digitale Kompetenz ausgebaut, so ihre Prozesse gestärkt und ihr Forderungsmanagement optimiert. "Sie sind damit sogar gestärkt aus der Krise hervorgegangen", sagte der DSLV-Präsident. Trotz der Corona-Krise würden die im Verband organisierten Unternehmen überwiegend von einem wirtschaftlich noch zufriedenstellenden Ergebnis für das Jahr 2020 berichten. Es werde mit einem Umsatzminus von knapp fünf Prozent bezogen auf das Rekordumsatzjahr 2019 (113 Milliarden Euro) gerechnet. Bestätigt wurde die Aussage von Plaß durch den DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster. Zuletzt habe die Zahl der Insolvenzen unter den 2600 Mitgliedsunternehmen des DSLV nur um weniger als zehn Unternehmen über dem Durchschnitt der letzten Jahre gelegen. Das sei eine ganz normale Entwicklung wie in den Jahren zuvor. Aber droht womöglich jetzt erst das dicke Ende, weil die Insolvenzantragspflicht bis Mai 2021 ausgesetzt war? Huster zeigte sich gelassen: "Wir erwarten aufgrund der vorliegenden Zahlen keinen Anstieg der Insolvenzen." Er belegt seine Aussage mit Ergebnissen aus Umfragen unter den Mitgliedern. Die hätten ergeben, dass es zu keinen größeren Forderungsausfällen bei den Kunden der Speditionen gekommen sei. Sammelgut glänzt mit Rekorden Mehr als zufrieden können die Speditionen sein, die im Segment Sammelgut tätig sind. Die Systemnetze der Spediteure haben dort im ersten Quartal 2021 Rekordzahlen verzeichnet mit einem Umsatzplus von bis zu 20 Prozent im Vergleich zum gleichen Berichtszeitraum der Vorkrisenzeit (2019), sagte Plaß. "Damit ist ein Anstieg des jährlichen Aufkommens von 119 auf 130 Millionen Stückgutsendungen nicht unwahrscheinlich", so Plaß, der auch Geschäftsführer der Spedition Zippel in Hamburg ist. Eine angespannte Lage beklagte Plaß bei den maritimen Lieferketten, vor allem aus Asien. Deshalb würden in ganz Europa Container fehlen. Schiffsraum bleibe knapp und sehr teuer. Die Folgen seien Lieferengpässe bei Möbel, Textilien und Computer-Chips und "punktuell gestiegene Frachtraten um den Faktor acht im Vergleich zum Vorkrisenniveau". Er gehe davon aus, dass die Engpässe bei den Leercontainern noch bis 2022 anhalten. Als "Herkulesaufgabe" für den Güterverkehr bezeichnete Plaß neben der Bewältigung der Mengenzuwächse die Erfüllung der Klimaschutzanforderungen. "Mit Spannung blicken wir auf den 14. Juli 2021, den Tag, an dem die Europäische Kommission ihr 'Fit-for-55-Programm' mit einem nie dagewesenen Legislativpaket konkretisieren will", sagte Plaß. CO2-Reduktion lässt auf sich warten Gesetzliche Zielvorgaben und eine Erhöhung des CO2-Preises allein würden die Verkehrswende jedoch nicht beschleunigen. "Selbst wenn es gelingen sollte, den Modal Split-Anteil der Straße wie politisch angestrebt auf 60 Prozent zu senken, braucht es zeitnah serienreife alternative Lkw-Antriebstechnologien und vor allem eine stabile Auflade- und Betankungsinfrastruktur in ganz Europa", lautet seine Forderung an die Nutzfahrzeugindustrie und Energieversorger. Auf die Frage der VerkehrsRundschau, ob denn der Güterverkehr in den nächsten Jahren überhaupt einen Beitrag zum Klimaschutz leisten werde, zeigte Huster das Dilemma der Branche auf: "Jegliche Erfolge, die die Branche bei der Einsparung von Emissionen erzielt hat, wurden durch das Güterverkehrsmengenwachstum überholt." Doch es läge nicht an der Bereitschaft der Speditionen, emissionsarme Technik einzusetzen, sondern zum einen am fehlenden Angebot der Industrie, solche Antriebe zu liefern. Zum anderen müsse die Energiewirtschaft auch für eine entsprechende Tankinfrastruktur sorgen. Mit einem solchen Angebot sei jedoch nicht von heute auf morgen zu rechnen. "Wahrscheinlich ist es nicht so, dass es in den nächsten zwei, drei Jahren zu einer spürbaren Reduktion kommt", machte Huster keine großen Hoffnungen auf merkliche Emissionsminderungen im Güterverkehr in naher Zukunft. Mehr zum Thema finden Sie unter #DSLV www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Es gab zwar Umsatzverluste bei den Speditionen aufgrund der Corona-Krise, doch sie fallen nicht so hoch aus wie befürchtet. Und mittlerweile füllen sich die Auftragsbücher sogar wieder. Sorgen bereiten der Branche jedoch Vorgaben zur Vermeidung von CO2. Die Fortschritte halten sich in Grenzen. DSLV-Präsidium im Amt bestätigt Die Mitgliederversammlung des DSLV hat Axel Plaß, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Konrad Zippel, im Amt des DSLV-Präsidenten einstimmig bestätigt und für weitere drei Jahre gewählt. Ebenfalls erneut in das Präsidium gewählt wurden Mathias Krage, geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Krage als Vizepräsident und Schatzmeister, sowie Johannes Offergeld, Geschäftsführer der Adam Offergeld Spedition.

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