Wo, wie, was - wieso, weshalb, warum?

Sag mir, wo die Trailer sind, wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Trailer sind, was ist geschehen? Sag mir, wo die Trailer sind, Diebe stahlen sie geschwind. Wann wird man je verstehn ... ..., dass das mit Trailer-Telematik nicht passiert wäre. Zumindest hätten die rechtmäßigen Eigentümer eine Chance, Auflieger und Ladung wiederzufinden. Aber die kleinen in oder am Trailer verbauten Boxen können viel mehr, als nur ein schlichtes Ortungssignal senden. Die Kästen wissen nicht nur, wo der Trailer ist, sondern auch, wie es ihm geht: Sie haben im Blick, welche Zugmaschine mit welchem Trailer unterwegs ist, melden technische Informationen der gezogenen Einheit aus dem Elektronischen Bremssystem (EBS) an die Zentrale, überwachen und steuern das Kühlaggregat sowie Kühlsensoren im Laderaum oder unterstützen mit Datenauswertungen beim wirtschaftlichen Betreiben der Flotte. In einer für die VerkehrsRundschau exklusiv erstellten Studie hat Heinz-Leo Dudek, Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg (DHBW), untersucht, was aktuell am Markt verfügbare Telematiksysteme für Trailer leisten und was sie kosten. Denn, so ganz umsonst sind die vielen nützlichen Daten und Funktionen nicht zu haben. Preise vergleichbar rechnen Je nach Anbieter und genutztem Funktionsumfang schlagen die Systeme pro Trailer und Monat mit zwischen 11 und 66 Euro zu Buche. Gerechnet hat der Wissenschaftler dazu mit einer Beispielflotte von 30 Trailern, zwei Dispositionsarbeitsplätzen sowie der Anbindung von Kühlaggregat und EBS-Schnittstelle und mit einer Nutzungsdauer von 48 Monaten. In den Werten enthalten sind sowohl die Investitionen als auch die Betriebskosten. "Die Geschäfts- und Preismodelle der Anbieter sind sehr unterschiedlich", berichtet Dudek. Wer unterschiedliche Systeme vergleichen wolle, komme daher nicht umhin, deren Kosten über den Lebenszyklus zu berechnen. Zum Vergleich: Systeme für die Sattelzugmaschine kosten zwischen 30 und 120 Euro im Monat. Das laut der Studie beste Telematiksystem Cool TR 160 stammt von Idem und zählt auch preislich zu den eher exklusiven Angeboten im Markt. Am teuersten, aber ebenfalls sehr leistungsstark, ist die Lösung vom Trailer-Hersteller Krone, die von Idem geliefert wird. Dagegen haben Mecomo die billigste und Lost-n-Found sowie Funkwerk Eurotelematik die einfachsten Lösungen des Studienfeldes im Programm (siehe Grafik oben). Dass Idem und Eurotelematik getrennt auftauchen, ist Vergangenheit. Denn der Achsenhersteller BPW - seit Längerem Eigentümer von Idem - hat Ende 2013 Funkwerk Eurotelematik übernommen. Künftig sollen die Telematikaktivitäten des Nutzfahrzeugzulieferers unter der Marke Idem Telematics firmieren. Millionen-Summen für Telematik-Firmen Während Idem schon immer auf den Trailer spezialisiert war, gilt Eurotelematik als Experte für die ziehende Einheit. Wie groß die Bedeutung von Telematik aktuell für die Nutzfahrzeugindustrie und ihre Zulieferer ist, zeigt sich auch an einem anderen Deal. Im Februar dieses Jahres hatte Nutzfahrzeugausrüster Wabco für 100 Millionen Euro das belgische Telematikunternehmen Transics gekauft. Auch die führenden deutschen Hersteller von gezogenen Einheiten, Krone und Schmitz Cargobull, haben das Thema längst als wichtig erkannt und beide ein eigenes Telematik-Angebot im Sortiment. "Bemerkenswert finde ich, dass sich in der Trailer-Telematik die OEM-Telematiksysteme trotz der recht hohen Kosten einen ordentlichen Marktanteil gesichert haben", sagt Dudek. Die OEM-Systeme böten neben dem hohen Preis aber auch einen entsprechenden Leistungsumfang (siehe Interview Seite 36). In Deutschland gelten die beiden Hersteller als die größten Ausrüster von Trailern mit Telematik-Lösungen (siehe Tabelle Seite 35). Während Krone seine Lösung von Idem bezieht, hat Cargobull Telematics gemeinsam mit Bosch und der Telekom ein eigenes System entwickelt. Viele Anbieter hätten sich im Rahmen der Studie allerdings mit Zahlen zu Anwendern und in Umlauf gebrachten Trailern gänzlich bedeckt gehalten. "So etwas machen Marktführer nicht", schätzt der Professor, dass deren Kundenzahl überschaubar ist. Wer aber auf Anbieter mit wenig Erfahrung im Flottenalltag setzt, wird schnell zum unfreiwilligen Entwicklungspartner. "Bei Systemen mit einer gewissen Verbreitung sind die Kinderkrankheiten schon raus", mahnt Dudek. Ein Vergleich von Stückzahlen, Leistungen und Preisen lege den Verdacht nahe, dass die Praktiker eher zu leistungsstarken und damit teuren Lösungen greifen. Möglich sei aber auch, dass der Verkaufserfolg damit zu tun habe, dass es sich um Erstausrüster-Systeme (OEM) handelt. Sie böten bei Kauf und Einbau Vorteile gegenüber Nachrüstsystemen, so der Wissenschaftler. Zudem hätten es die Trailer-Hersteller bei der Kundenansprache leichter, da schon ein Kontakt bestehe. Die Trailer-Spezialisten können mehr Egal ob vom OEM oder Nachrüster. Der Einstieg in die Welt der Trailer-Telematik verdoppelt die Zahl der Daten liefernden Boxen pro LKW von eins auf zwei. Und deren Informationen müssen irgendwie in der Zentrale verarbeitet werden. "Langfristig wird es sich kein Nutzer antun, auf der Zentralenseite mit parallelen Systemen zu arbeiten. Ich erwarte, dass sich am Markt Integrationsportale entwickeln, welche die Telematikdaten aus verschiedenen Quellen kombinieren", sagt Dudek. Erste Angebote dazu gebe es bereits. Ein genauer Blick auf den gebotenen Funktionsumfang offenbart, dass die im Trailerbereich angebotenen Telematiksysteme hinsichtlich der angebotenen Leistungen sehr unterschiedlich sind. Die Telematikanbieter, die hauptsächlich im LKW- oder Zugmaschinen-Umfeld tätig sind, erreichen im Trailervergleich nur ein Leistungsniveau von 40 bis 50 Prozent. Die auf Trailer-Telematik spezialisierten Anbieter indes kommen in der Studie auf 60 bis Mitte 80 Prozent des möglichen Leistungsumfangs. Dazu zählen beispielsweise Cargobull, Dreyer+Timm, Idem, Krone, Novacom und Wabco. Ortungsfunktion ist am wichtigsten Untersucht haben die Studienautoren den Funktionsumfang der Systeme in den neun Kategorien: Ortungsfunktionen und Kartendarstellung, Temperatursensor-Schnittstellen, Kühlaggregate-Schnittstellen, EBS und sonstige Trailer-Schnittstellen, Administrations- und Reportingfunktionen, Trailer- und Zugmaschinenmanagement, Supportangebot, Endgeräteeigenschaften sowie die Erfahrung des Anbieters. Dabei sind die ersten fünf Kategorien die umfangreichsten (siehe Grafik Seite 34, in der Auswertung wurden Kühlaggregate- und Temperatursensoren-Schnittstellen zusammengefasst). "Die Ortungsfunktionen und Kartendarstellung ist die wichtigste aller Kategorien - schließlich ist sie die Mutter aller Telematikfunktionen", weiß Dudek. Als Helfer im Speditionsalltag den Überblick über die Flotte zu bewahren, bieten alle Systeme aus der Studie, "was man so braucht". Die Telematikanbieter aus der Studie nennen temperaturgeführte Transporte als wichtigste Teilbranche für ihr Geschäft. Erst danach folgen Teil- und Komplettladungsverkehre, Tank- und Silotransporte sowie Stückgut. Dennoch erreichen nur vergleichsweise wenige Systeme ein hohes Leistungsniveau, wenn es darum geht, Temperaturen zu überwachen und zu steuern. Das kann daran liegen, das viele Kühlaggregate selbst über entsprechende Funktionen verfügen. Wenn es um die anderen Fahrzeugdaten aus dem Trailer geht, die über die EBS-Schnittstelle abgefragt werden können, haben die Trailer-Hersteller und die auf Trailer spezialisierten Anbieter die Nase vorn. Dennoch ist die Datenvielfalt nicht mit der aus der Zugmaschine vergleichbar. Von den Positionsdaten einmal abgesehen, überträgt und analysiert die Telematikbox nur die Daten, die aus Sensoren am Trailer gewonnen werden. Und die sind vergleichsweise überschaubar. "Daher sind natürlich auch die Funktionen beschränkt", erklärt DHBW-Mann Dudek. Mehr geht immer: Vier Systeme zugleich Ein deutlich höheres Leistungsniveau erreichen die Systeme, wenn es um die Auswertung der gewonnenen Daten geht. Bei dieser Grundsatzfunktion ist kein spürbares Leistungsgefälle zwischen den Trailer-Spezialisten und den anderen Anbietern zu beobachten. Wer glaubt, nach der Zugmaschine mit dem Trailer das Thema Telematik abgehakt zu haben, der sieht sich getäuscht. Zumindest wenn es nach den Vorstellungen Dudeks geht. Danach sind pro Zug bis zu vier Telematiksysteme möglich: Der digitale Tachograf, der Lenk- und Ruhezeiten meldet. Die Blackbox des Zugmaschinenherstellers sendet Fahrzeugdaten. Eine weitere, diesmal vom Trailerhersteller, funkt die Anhängerinformationen. Und ein Smartphone oder Tablet-PC verbindet den Fahrer mit der Disposition in der Zentrale. Gebündelt wird die Informationsflut auf einer zentralen Internetplattform ... ... sag mir, wo Trailer sind, wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Trailer sind. Hier sind all die Trailer hin. Die vollständige Studie zum kostenlosen Download im Internet unter www.verkehrsrundschau.de/dokumente