Interview: "Wir werden mehr Lokführer einsetzen"

Wie pünktlich ist derzeit der KV? National liegen wir bei einer Pünktlichkeitsquote von 70 Prozent. Das ist natürlich nicht das, was der Kunde von uns erwartet und wir uns zum Ziel setzen. Und international? Die Quote ist vergleichbar, weil viele Transporte ja aus dem internationalen Netz kommen und Verspätungen mitbringen. Die Kombi-Operateure nennen schlechtere Werte. Es kommt auf den Zeitraum und die Strecke an. Wenn wir bei durchschnittlich 70 Prozent liegen, gibt es zwangsläufig Strecken, auf denen wir darunterliegen, aber auch Korridore, auf denen wir besser sind. Was sind die Gründe für die vielen Verspätungen? Es ist immer eine Verkettung mehrerer Ursachen. Neben Unwettern und einer ab Frühjahr ansteigenden ungeplanten Nachfrage tragen auch die derzeit vielen Baustellen auf den Magistralen dazu bei. Dafür wird zwar einerseits Verständnis gezeigt - es muss in die Infrastruktur investiert werden. Andererseits kann vor allem international die Abstimmung zwischen den Netzbetreibern noch verbessert werden. Damit allein lassen sich die Verspätungen aber nicht erklären. Ein um mehrere Stunden verspäteter Zug erzeugt im Netz einen Dominoeffekt. Er wirft die Personalplanungen der Bahnen für die Lokführer bei der Übernahme des Zuges durcheinander. Ein Lokführer wartet dann schon einige Stunden, bevor er den Zug übernehmen kann. Seine Tagesarbeitszeit ist aber begrenzt und er kann den Zug nicht so weit fahren wie geplant. Dann muss man einen neuen Lokführer einsetzen, der auch die Streckenkenntnis haben muss. Der steht aber nicht immer sofort an Ort und Stelle parat und schon kommen wieder einige Minuten Verspätung dazu. Was machen Sie, um aus diesem Dilemma herauszukommen? Wir werden die Bereitschaftsplanung verändern. Wir werden an neuralgischen Punkten wie an Grenzübergängen in Aachen, Basel oder Frankfurt/Oder, aber auch in Süddeutschland, in Würzburg oder München, zusätzliche Lokführer als Bereitschaft aufbauen. An Lokomotiven mangelt es eher weniger. Werden Sie zusätzliche Lokführer einstellen? Ja, im Rahmen der Offensive Schienengüterverkehr ist sowieso geplant, 500 bis 700 Mitarbeiter im operativen Bereich, also Lokführer, Wagenmeister, Rangierer et cetera, einzustellen. Wir werden aber auch in Wagen investieren beziehungsweise sie anmieten. Wenn es zu Verspätungen kommt, sind die Waggons länger blockiert und damit für andere Verkehre zum geplanten Zeitpunkt nicht verfügbar. Mit zusätzlichen Waggons ist eine Vorladung möglich und wir können so Zeit aufholen. Das sind jedoch alles Prozesse, die sich nicht von heute auf morgen umsetzen lassen.

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