Hamburg. Die weltweite Frachtschifffahrt steht vor einer „Renaissance des Einsatzes der Windkraft als Antriebsmittel“. Davon geht Stephan Wrage, Geschäftsführer der Hamburger Firma SkySails aus. Seine These untermauert er mit dem Abschluss der Jungfernreise des Bremer Mehrzweckfrachters „Beluga SkySails“, der als erster Frachter mit einen 160 m² großen Zugdrachensystem ausgerüstet war. Gut sieben Wochen nach Beginn der knapp 12 000 Seemeilen (rund 24. 000 Km) langen Jungfernreise trafen das zur Reederei Beluga Shipping gehörende Schiff und Besatzung am Mittwoch wieder in Europa ein. In Nordnorwegen wurde Ladung gelöscht. „Unsere Erwartungen an den Kite haben sich eindrucksvoll erfüllt“, fasste Wrage heute vor Journalisten das Ergebnis des ersten Dauereinsatzes auf hoher See zusammen.
Die Treibstoffersparnis pro Kite-Einsatztag habe gut 2,5 Tonnen Brennstoff betragen. Das entspreche einem Gegenwert von über 1200 US-Dollar. Ein erfreulicher Nebeneffekt für die Besatzung: Gut 20 Prozent der eingesparten Brennstoffkosten gingen als finanzielles Zubrot an die Besatzung. Diese hatte in den zurückliegenden Wochen den Einsatz des Zugdrachens hoch motiviert mitgetragen. Das Kite-System sei während der zurückliegenden Wochen wiederholt an die Grenzen seiner technischen Belastungsgrenze geführt worden – in einem Fall sogar bewusst darüber hinaus. Wrage bestätigte, dass auf diese Weise ein System zerstört wurde. „Aber wir werden ihn wahrscheinlich wieder reparieren können“, sagte er.
Nach dem ermutigenden Auftakt gehe es in den kommenden Monaten darum, das System weiter zu testen, neue Erfahrungen zu sammeln und so für den Dauereinsatz zu optimieren. Die gesamte Erprobungszeit beträgt ein Jahr. Danach strebt SkySails die Einführung eines doppelt so großen Zugdrachens gegenüber dem aktuell eingesetzten ein.
Wrage bestätigte das große Interesse der internationalen Reederschaft an dem System, denn die Schifffahrtsindustrie sei händeringend auf der Suche nach Möglichkeiten, die Treibstoffkosten zu senken und zugleich aber auch weniger Emissionen auszustoßen. Wrage sagte, dass sein Unternehmen derzeit mit etwa sechs Reedereien in sehr weit gediehenen Vertragsverhandlungen stehe. Die Unternehmen kommen sowohl aus Deutschland als auch aus anderen europäischen Schifffahrtsnationen. weiter.
Für die Reederei Beluga Shipping steht indes bereits fest, dass sie ab 2009 zwei jeweils 20.000 Tonnen große Neubauten mit dem Kite-System ausrüsten werde, bestätigte Verena Frank, Sprecherin und Projektleiterin bei der Bremer Reederei, gegenüber der VerkehrsRundschau. Der Zugdrachen wird dann eine Fläche von rund 600 Quadratmeter aufweisen. (eha)