Hamburg. Für bestimmte Schifffahrts-Teilmärkte zeichnet sich so etwas wie ein schwacher Silberstreif am Horizont ab. Das gelte vor allem für die Massengutschifffahrt. Hier habe es im Vergleich zum Dezember 2008 inzwischen so etwas wie eine spürbare Erholung bei den Charterraten gegeben. So würden für so genannte Capesize-Bulker mittlerweile rund 100.000 US-Dollar Charter pro Tag gezahlt – nach knapp 10.000 Dollar im Dezember letzten Jahres. „Das ist eine positive Überraschung“, stellte Erck Rickmers, Chef der Hamburger Schifffahrtsgruppe E.R. Capital Holding, am Dienstagabend in Hamburg fest. Gemeinsam mit seinem Bruder Bertram Rickmers feierte er den 175. Geburtstag der Rickmers-Schifffahrts-Dynastie. Die Schifffahrtsindustrie verkehre einmal mehr in einem schwierigen Umfeld. „Aber wir sind erfahren im Umgang mit Krisen“, ergänzte Bertram Rickmers, geschäftsführender Gesellschafter der ebenfalls in Hamburg beheimateten Rickmers Group, zu der unter anderem die im internationalen Projektladungs- und Schwergutgeschäft tätige Rickmers-Linie gehört. Dieser Teilmarkt sei bislang von krisenhaften Erscheinungen weitgehend verschont geblieben. Mittel- und langfristig erwartet Bertram Rickmers eine deutliche Zunahme von Verschiffungen von Projektladung, weil zum Beispiel in mehreren wichtigen Industriestaaten und Schwellenländern erhebliche Investitionen in die Infrastruktur und die Energieversorgung erfolgten. Erck Rickmers sieht die Containerschifffahrt, in der sich sein Unternehmen im Besonderen engagiert, noch bis 2010 in einem schwierigen Fahrwasser. Hier drückten mittlerweile 500 beschäftigungslos herumliegende Frachter auf die Charterraten. Zudem stießen in den kommenden Monaten noch Hunderte von neuen Containerschiffen in den Markt. Ab 2011 erwarte er wieder einen vorsichtigen Aufschwung. Für sein Unternehmen könne er beruhigt feststellen, dass „alle unsere Neubauten, die wir im Zulauf haben, verchartert sind, und zwar an solide Reederei-Adressen“. Diese Schiffe seien „mittel- bis langfristig“ verchartert. Dank der wirtschaftlich erfolgreichen, vergangenen Jahre konnten mit der fahrenden Flotten „Reserven gebildet werden“. Erck Rickmers: „Viele unserer Schiffe sind schuldenfrei.“ Der Reeder räumte allerdings ein, dass er inzwischen auch drei Schiffsbestellungen rückgängig gemacht habe. Betroffen seien eine Werft in Südkorea sowie in China. Für die Offshore-Sparte, die auch Bestandteil des eigenen Portfolios sei, rechnet Erck Rickmers mit einer langfristig stabilen Beschäftigung. Denn die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder erfolge künftig in erster Linie auf hoher See. Dafür aber würden entsprechende Spezialschiffe benötigt. Der Höhepunkt der Geburtstagsfeiern zur Rickmers-Dynastie findet am Freitag im Hamburger Rathaus statt. Dort wird ein Symposium ausgerichtet sowie ein Festakt stattfinden, auf dem unter anderem Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust sprechen wird. (eha)
Weltschifffahrt: Erholung der Bulk-Schifffahrt
Prognose Rickmers-Schifffahrts: Containerschifffahrt erholt sich erst ab 2011